1957 als das Wirtschaftswunder so richtig auf Fahrt war, kostete ein Liter Benzin etwa 65 Pfennige, Mitte der 60er fiel er sogar auf ca. 55 Pfennige und bis 1972 steig er dann nur moderat auf etwa 62 Pfennige. Man war also rund 15, 20 Jahre einen stabilen Benzinpreis gewohnt. 1973 dann kletterte der Preis für Benzin auf bis dato ungeahnte/ungewohnte 70 Pfennige und ein Jahr später, in der Folge der Ölkrise, kostete er sogar über 80 Pfennige - das sind umgerechnet rund 40 Cent! Für einen Liter Benzin! By the way: In Folge der zweiten Ölkrise 1979 stieg der Benzinpreis 1980 auf sage und schreibe 1,15 DM (knapp 60 Cent). Zum Vergleich: Das (Brutto-)Durchschnittsgehalt liegt heute bei rund 3.250€/Monat - vor rund 50 Jahren bei umgerechnet knapp 800 Euro/Monat und ein kg Brot kostete damals ca. 90 Cent, heute gut und gerne drei oder vier Euro. Ein Liter Benzin kostete damals also etwa so viel wie ein halbes kg Brot... im Grunde wie heute. Hmm, versteh' einer die Aufregung.
https://de.motor1.com/features/159041/entwicklung-der-benzinpreise-war-fruher-alles-besser/
1973 - das Jahr der Ölkrise. Das Jahr, wo aufgrund Sonntagsfahrverbot Autobahnen von Fahrrad- und Rollschuhfahrern erobert wurden. Wo man in den Städten seit langem mal wieder Pferdefuhrwerke sah. Der seinerzeitige Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs (FDP) versprach gar vollmundig und pflichtbewusst, auf seinen mit Öl geheizten Swimmingpool zu verzichten. Damals wurden Benzin und Diesel an der Tankstelle nur rationiert abgegeben (ich wette, damals gab es keine leeren Mehl-, Öl- oder sonstwas-Regale). Aber angesichts der gestiegenen Preise ging damals die Angst vor Benzinklau um und die Autoindustrie reagierte rasch und versorgte ihre Kunden seit jener ersten Ölkrise serienmäßig mit abschließbaren Tankdeckeln (immerhin schon 1932 erfunden)! Energiekrisen können auch zu einer Chance werden.
https://www.focus.de/auto/news/40-jahre-abschliessbarer-tankdeckel-kraftstoff-hinter-schloss-und-riegel_id_3492775.html
Nun ist es erwiesenermaßen seit langem bekannt, dass man mit angepasster, konstanter Geschwindigkeit weniger Sprit verbraucht. Das ist nicht nur so, weil höhere Geschwindigkeit höhere Leistung benötigt (die ja irgendwo herkommen muss), sondern allein weil beispielsweise der Luftwiderstand bei zunehmendem Tempo steigt. Das wird andernorts beispielhaft am eigenen Körper demonstriert, wenn verwirrte Menschen meinen, bei Orkan auf den Brocken steigen zu müssen und sieht, wie viel Kraft notwendig ist, um sich auf den Beinen zu halten. Aber anderes Thema. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter auf 100 Kilometern bei 100 km/h sind es bei 160 km/h schon fast 10 Liter Sprit auf 100 Kilometern. Macht bei den derzeitigen Spitzenpreisen nahezu zehn Euro Mehrkosten.
Deutschland war und ist eine Verbrenner-Nation: Ob beim Automobil oder bei der Heizung im Keller. Innovativ hat sich da die letzten Jahrzehnte gefühlt nicht viel getan. Es gibt (auch heute) noch immer Haushalte, die zum Heizen Kohle vom Händler in ihren Kohlenkeller geliefert bekommen! Ansonsten sind Gas (48%) und immer noch auch Öl (26%) das Nonplusultra, um die eigene Bude warm zu bekommen (rund 14% entfallen auf Fernwärme, 5% auf Strom, 7% auf Sonstige).
Und beim Auto sieht es nicht viel anders aus: 64% aller Anfang 2022 zugelassenen Autos waren Benziner, 31% Diesel. Die restlichen 5% verteilen sich auf Hybride, Gas (LPG/CNG) und Elektro (gerade einmal 1,3%). Wasserstoff beispielsweise scheint wohl eine kaum "messbare" Rolle zu spielen. In Neuseeland wurden aufgrund der Preisexplosion an der Tankstelle die Kosten für die öffentlichen Verkehrsmittel halbiert und die Steuer auf Kraftstoffe minimiert. In Deutschland wird über einen "Tank-Rabatt" gesprochen. Wir suchen also nicht nach Alternativen, sondern bezuschussen teuer den Status Quo (so wie auch jahrzehntelang Kohle subventioniert wurde).
https://rp-online.de/politik/ausland/spritpreis-neuseeland-halbiert-ticketpreise-fuer-oeffentliche-verkehrsmittel_aid-67153123
Zurück zum Thema: Autofreie Sonntage, oder vielmehr "der autofreie Tag" waren Tage, an denen der Gebrauch von Kraftfahrzeugen eingeschränkt werden sollte. In den 1950er und 1970er Jahren wurden autofreie Tage von den Behörden verfügt, weil ein Engpass der Versorgung mit Erdöl drohte. Und: In den 70ern gab es ebenfalls schon ein (zeitweises) Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen bzw. 80 km/h auf Landstraßen. Nun ist die Welt heute natürlich eine andere als vor rund 50 Jahren. Aber unbestritten ist, dass eine angepasste und vorausschauende Fahrweise zu weniger Verbrauch führt, den Verkehrsfluss verbessert und somit auch zu weniger Staus führen müsste, wenn nicht jeder auf der Autobahn seine "Wohlfühlgeschwindigkeit" zwischen 130 und 200 (oder mehr) sucht.
Frage am Rande: Gut, ab mehr als 130km/h bekommt man von seiner Versicherung im Schadensfalle generell eine Mitschuld (https://www.t-online.de/auto/recht-und-verkehr/id_48139090/richtgeschwindigkeit-warum-sie-sie-einhalten-sollten.html), aber warum ist 260 fahren per se nicht verboten - Heroin aber beispielsweise schon? https://www.youtube.com/watch?v=nqF9chK05YM - 260km/h? Ja, 260: https://www.pnp.de/lokales/rosenheim/Mit-260-km-h-und-ueber-400-PS-fast-mehrere-Unfaelle-verursacht-4247647.html
Noch immer ist überhöhte Geschwindigkeit mit unter den Top-Ursachen für Un- und Todesfälle.
Sollte es nicht einen Versuch wert sein? Dieser wäre relativ schnell und kostengünstig umzusetzen: Ein paar Änderungen an den großen Tafeln in Grenznähe, vielleicht noch ein paar Banner (á la "so geht Rettungsgasse" oder "Tippen tötet") an den Brücken. Dort, wo Verkehrsschilder eine andere Geschwindigkeit zulassen, bleibt es dabei. Ansonsten gilt ein max. Tempo von 130km/h für PKW auf Autobahnen. Und es muss ja nicht gleich "für immer" sein, aber sehen wir es einfach als Test, als Chance an. Und wenn die positiven Effekte überwiegen, schauen wir einfach nochmal. Denke dran: Krisen können Chancen aufzeigen.
https://www.t-online.de/auto/technik/id_91796018/auto-hohe-spritpreise-so-viel-benzin-wuerde-ein-tempolimit-einsparen.html
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