Beim Blick auf die Preise an der Tankstelle wird manchem regelrecht schwindelig. Zurecht fragen sich viele, vor allem Pendler, wie sie sich das noch leisten sollen. Aber es ist ja nicht so, dass man nicht gesagt hätte, dass der Krieg in der Ukraine für uns alle teu(r)er wird. Und ja, es ist zynisch sich darüber aufzuregen, wie man sein Auto betankt, während nur knapp über 1.000km östlich von uns Menschen alles Hab und Gut oder Angehörige verloren haben und selbst um Ihr Leben bangen. Aber der Kreis schließt sich gleich...
Selbst das in der Vergangenheit ach so günstige Autogas (LPG) ist mittlerweile genauso teuer, wie Erdgas (CNG). Autogas ist ein Flüssiggas, bestehend aus Butan und Propan, welches als Abfallprodukt bei der Benzinproduktion entsteht - das ist der Grund, warum es auch hier zu einem großen Preissprung gekommen ist.
Da lobe ich mir unseren Erdgas-Caddy. Seit rund 12 Jahren fahren wir Erdgas und seit geraumer Zeit nur noch 100 Prozent Bio-Erdgas. Das spart in der Regel 90 Prozent oder mehr an klimaschädlichen Emissionen ein, also fast klimaneutral. Bioerdgas hat die gleichen Eigenschaften wie fossiles Erdgas, gehört jedoch zu den regenerativen Energieträgern. Denn es wird aus Biogas aufbereitet, das aus Bio-Abfällen, Gülle oder nachwachsenden Rohstoffen wie Stroh oder Mais gewonnen wird. Umso unverständlicher, dass sich die Automobilbranche mehr und mehr von dieser Antriebsart verabschiedet:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/umwelt-oekologisch-kraftstoff-biogas-100.html
Es braucht mehr Diversität - nicht nur in der Gesellschaft, auch in vielen anderen Einzelbereichen. Das "Versteifen" auf eine einzige Lösung kann nicht der Weg sein, denn das Problem des "Single Sourcing" sieht man aktuell, und da schließt sich wieder der Kreis, beim Gas aus Russland.
Als Single Sourcing bezeichnet man die Beschaffung von bestimmten Waren oder Gütern von nur einem einzigen Lieferanten. Man spricht dabei auch von einem "Einzelquellenbezug".
Vorteilhaft kann Single Sourcing sein, um die Einkaufspreise möglichst niedrig zu halten, indem man dem Lieferanten hohe Abnahmemengen zusichern und im Gegenzug günstige Preise erzielen kann. Als nachteilig ist beim Single Sourcing die starke Abhängigkeit von nur einem Anbieter zu bewerten. In abgeschwächter Form bezieht man einen Großteil einer Ressource bei einem Anbieter und vielleicht noch einen marginalen Rest von diversen anderen, aber das Problem bleibt im Prinzip gleich. Bezieht beispielsweise eine Firma 3/4 seiner Aufträge von einem großen Kunden, macht das in der Organisation sicher einiges einfacher. Prozesse können vereinfacht, Strukturen verschlankt werden. Aber fällt dieser Großkunde irgendwann einmal weg, gerät die Firma in erhebliche Schieflage.
Es ist wie fast immer im Leben - alles hat auch eine Kehrseite der Medaille. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass man bei zu großer Abhängigkeit schnell ein Problem haben kann. Deswegen ist ein gesunder Mix meistens eben die bessere Wahl.
Dass wir beispielsweise einen Großteil unserer Krankenhäuser und Pflegeheime privatisiert haben und diese nun als "Profit-Center" fungieren, war überhaupt keine gute Idee. Aber anderes Thema. Wie heißt es so schön... Verallgemeinerungen sind immer Unsinn! 😉
Was bedeutet das z.B. für unseren Energie-Bezug? Wir befinden uns inmitten eines Energiekriegs. Russland nutzt schon lange Gas als politische Waffe, hat mehrfach den Gashahn zugedreht, nun droht Präsident Wladimir Putin auch noch indirekt mit Atomwaffen. Mehr Beweis, dass Atom, Erdgas und Erdöl keine Friedenstechnologien sind, gibt es nicht. Ich erachte es als höchst fraglich, wenn man nun auf die Idee kommt, Atomenergie ein grünes Label zu verpassen. Atomkraft ist nicht grün! Ja, okay, bei der Energiegewinnung wird, anders als bei Kohle oder Gas kein oder kaum CO2 produziert. Aber es entsteht danach hochgiftiger Abfall, der unsere Enkel und Urenkel noch belasten wird und wir haben nicht mal ansatzweise eine vernünftige Idee, wie wir damit (sicher) umgehen wollen. Kohle, Öl und Gas sind endliche Ressourcen.
Wir müssen also über Alternativen nachdenken und zwar alle, die zielführend sind. Sonne, Wind und Wasser sind okay, aber was ist beispielsweise mit Bio-Gas? Elektroautos werden nicht DAS Allheilmittel sein. Allein wenn man annimmt, dass lediglich 50% der Fahrzeuge einen Elektroantrieb hätten... allein das Vorhalten des Ladestroms, damit auch zumindest theoretisch ein Großteil derer stets geladen werden kann, würde unser Stromnetz vermutlich an den Rand der Belastbarkeit bringen. Ganz zu schweigen, woher dieser ganze Strom herkommen soll. Was ist beispielsweise mit Wasserstoff/Brennstoffzellen?
Dass wir über 50% unseres Gases zum Heizen und Co. aus Russland beziehen, hat uns in eine sichtliche Abhängigkeit manövriert. Wie könnte man es besser machen? Spanien bezieht beispielsweise sein Gas aus Algerien - gut, Algerien ist auch keine besonders stabile Demokratie (Demokratie-Index Rang 115 von 167; Rangliste der Pressefreiheit 146 von 180; Korruptionsindex 104 von 180). Aber man ergänzt in Spanien u.a. durch Flüssiggas, welches per Schiff über große Terminals an der Küste seinen Weg ins Landesinnere findet. Okay, jetzt hat Spanien erheblich mehr Küste als beispielsweise Deutschland, aber hey, es ist das 21. Jahrhundert. Menschen planen den Flug und die Besiedelung des Mars! Da kann es nicht so schwer sein, eine Lösung für dieses Problem zu finden.
https://www.fr.de/wirtschaft/ukraine-konflikt-russland-energiewende-gas-nord-stream-2-unabhaengigkeit-deutschland-91375951.html
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