In Indien, Portugal oder Italien herrschen Hitzerekorde und Dürren wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In Australien Überschwemmungen, nachdem es vor Jahren monatelang gebrannt hat. Unwetterereignisse sind keine Ausnahme, sondern Regelmäßigkeit. Gletscher brechen, der Permafrost taut auf, die Polkappen schmelzen immer noch schneller, als im Vorjahr prognostiziert. In Afrika lebt jede/r Vierte an der Küste und wird den Boden unter den Füßen verlieren.
Die Kipppunkte sind vermutlich schon längst erreicht bzw. überschritten. Forscher haben die Erderwärmung zwar richtig erkannt, sich aber beim Tempo verschätzt: Gletscherforscher geben zu, dass das Eis heute dreimal so schnell schmilzt, wie sie es noch vor zehn Jahren befürchtet hatten. Wir reden somit beim Anstieg des Meeresspiegels noch in diesem Jahrhundert nicht von Zentimetern, sondern Metern: Nicht nur halb Bangladesch wird unbewohnbar, sondern betroffen sind auch New York und Shanghai, Mumbai und Kalkutta, Alexandria und Rio, Hamburg und Bremen. Weltweit sterben Korallenbänke schneller als vorhergesagt. Das Artensterben findet in einem atemberaubenden Tempo statt: Täglich verlieren wir 150 Tier- und Pflanzenarten. Die globale Konzentration von Kohlendioxid ist seit Beginn der Industrialisierung um gut 44 % gestiegen - in den vorangegangenen 10.000 Jahren war sie annähernd konstant.
Nahezu 100 Millionen Menschen sind heute auf der Flucht - vor Krieg, Vertreibung, Verfolgung - die Klimaerhitzung wird zu vielen weiteren Millionen Klimaflüchtlingen führen. In rund 70 Jahren hat der Mensch nahezu 5.000 Mio. Tonnen Kunststoff produziert und nichts davon konnte in dieser Zeit nur ansatzweise "verrotten". Wir haben sechs Mal so viel Plastik wie Plankton im Meer. Es gibt drei Mal so viel Lobbyisten wie Politiker. Manager verdienen dreihundert Mal so viel wie ihre Angestellten.
Die Menschen wählen reflexartig Autokraten, Diktatoren und Faschisten - Rassisten haben die Demokratie im Würgegriff. Urwälder werden immer noch abgeholzt, um dort Rinder grasen zu lassen, weil die Menschen Fleisch essen, als gäbe es kein Morgen. Gewisse Politiker machen Werbung für Nackensteaks und Tierwohllabel auf dem Kotelett, anstatt für solidarische Landwirtschaft.
Die Wissenschaft wird diffamiert, wie zu Zeiten der Inquisition. Lügen werden als "alternative Fakten" hingestellt. Niemand traut sich noch zu einer simplen und geraden Aussage, weil es je nach Belieben im Munde herumgedreht wird und die Absolutheit von Versprechen etwas geworden ist, was wir uns in unserer komplexen Welt abgewöhnen müssen. Die Armen, Frauen, Schwule, People of Colour, Juden, Muslime und viele mehr werden öffentlich verachtet, bedroht oder schlimmeres. Menschen werden ermordet, überall auf der Welt und sogar mitten in Europa herrscht Krieg. Die Weltuntergangsuhr steht 100 Sekunden vor Mitternacht, so nah wie noch nie seit dem 2. Weltkrieg (1991, am Ende des kalten Krieges, zeigte sie noch entspannte 23:43 Uhr). Die Welt ist gefühlt so nah am atomaren Endschlag, wie seinerzeit zur Kuba-Krise.
Überall liegen Elektroroller in der Gegend und Kinderzimmer sind voll mit Einwegelektronik. Kinder werden per Mausklick zu Tode gemobbt, Eltern und Lehrer sind verzweifelt. Pflegepersonal am Limit. Es wird gefühlt schon ewig am Fachkräftemangel gejammert, aber anstatt eine Ausbildung zur Solarinstallateurin oder zum Servicetechniker Windenergie zu machen, wollen Jugendliche lieber Philosophie oder Anglistik studieren, im Bestfall vielleicht noch Medizin oder Lehrer/in werden. Wir fliegen immer noch für €2,50 übers Wochenende nach Lissabon und mit dem Traumschiff in den letzten Fjord. Seit fast drei Jahren hält uns eine Pandemie im Griff, von der wir eigentlich etwas gelernt haben sollten. Doch trotz hochinfektiöser Variante und steigenden Inzidenzen gilt man mit Maske im Supermarkt als Sonderling und es werden Festivals mit tausenden von Menschen besucht und fröhlich Hände geschüttelt, als hätten sie drei Jahre lang geschlafen. Weitere Folgen der Pandemie sind u.a. eine erheblich erhöhte Anzahl an Depressionen, Angststörungen und anderer psychischer Probleme, insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen. Doch Hilfsangebote sind rar wie eh und je und werden nur vergeben "wenn Gefahr im Vollzug" ist - soll heißen, das Kind muss schon im Inbegriff sein, sich aus dem Fenster oder von der Brücke stürzen zu wollen. Viele Lebensmittel bzw. die Rohstoffe werden durch Dürren und Krieg knapp. Die Preise gehen steil nach oben, gleichwohl werden deutschlandweit jährlich über 12 Mio. Tonnen Lebensmittel verschwendet, weltweit über 1 Milliarde Tonnen und auf der anderen Seite hungern über 800 Mio. Menschen auf diesem Planeten. Über 2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Lediglich 54 Prozent der Menschheit verfügt laut Weltgesundheitsorganisation (WTO) über eine reguläre, an die Kanalisation (oder sonstige professionelle Entsorgung) angeschlossene Toilette. Wir steuern auf 8 Milliarden Menschen zu - damit hat sich die Erdbevölkerung allein seit 1950 mehr als verdreifacht. Die Ressourcen werden immer knapper.
Jetzt ereilt uns eine Energiekrise - die Preise für Strom und Gas verdoppeln und verdreifachen sich. Finanzielle Probleme werden sogar die "gut situierte" Mittelschicht erreichen. Kaum auszumalen, was es für die sozial Schwächen bedeutet. Vermögende hingegen haben das "Know-How" und die finanziellen Mittel und können teils völlig legal "Steuersparmodelle" nutzen, Großkonzerne sich immer noch in Steueroasen flüchten bzw. undurchdringbare Firmen-Strukturen flechten und somit trotz Milliarden-Umsätzen praktisch nichts an Steuern zahlen. Stattdessen Kurzarbeitergeld und Gelder aus "Rettungsschirmen" einstreichen und Gewerbesteuern vermeiden, beklagen sich dann aber über marode Schulen und Straßen, "schlechtes Internet" oder auch den Fachkräftemangel. Ende 2020 besaß gut 1% der Weltbevölkerung fast die Hälfte des weltweiten Vermögens. Umgekehrt teilt sich etwas über die Hälfte der Weltbevölkerung lediglich etwas über 1% des weltweiten Vermögens. Anders ausgedrückt: Die 26 reichsten Menschen der Welt im Jahr 2018 besaßen genauso viel Vermögen wie die ärmsten 3,8 Milliarden Menschen auf der Welt.
Ich kann einfach nicht mehr - ich brauche eine Pause. Von allem...
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