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Wintersport im Schwitzkasten

Menschen haben schon immer Dinge gemacht, die sich später (teils sehr viel später) einfach als dumm herausgestellt haben. Die ersten Fluggeräte z.B. ahmten den Flügelschlag der Vögel nach, aber es hat schon seinen Grund, warum der Airbus nicht den Kolibri macht. Weitere Beispiele?

- Anfang des 18. Jahrhunderts, zur Zeit des Rokokos, war häufiges Waschen verpönt und (wer es sich leisten konnte) puderte, was das Zeug hielt. Die bizarre These damals: Verstopfte Poren halten die Körpersäfte "im Gleichgewicht" und schützten vor eindringenden Krankheiten wie der Pest und anderen Seuchen. https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/haendewaschen-hygiene-waschen-corona-100.html

- Anno 1886 gab es allerlei Produkte, die offen mit ihrem Kokaingehalt geworben haben. Bekanntestes Beispiel: Coca-Cola. In einem alten Rezept für "French Wine Coca" steht, dass zehn Pfund Coca-Blätter in drei Gallonen Wasser eingelegt werden sollen. Pro Glas Coca-Cola kam ein Sodatrinker auf rund 4.3 Milligramm Kokain. Nicht viel? Ein Arzt aus Atlanta berichtete von einem Dreizehnjährigen (!), der zwischen 10 und 20 Gläser Coca-Cola pro Tag (!) trank, aber seine Arbeit (!) verloren hat und sich sein Getränk nicht mehr leisten konnte. Er sei «sehr nervös und in fast zusammengebrochenem Zustand» in der Praxis aufgetaucht. https://www.galaxus.de/de/page/kokain-in-coca-cola-ein-blick-in-die-geschichte-und-eine-rechnung-von-heute-16475

- In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts waren „Babycages“ - kleine, am Fenster montierte Käfige, in die man sein Kleinkind setzte - vor allem bei englischen Müttern beliebt. Sie waren der letzte Schrei in der damals modernen Erziehung und vergrößerten die oft engen Stadtwohnungen um einen luftigen „Freisitz“. Damit konnten Eltern ihre Kleinen an die frische Luft und in die Sonne setzen, auch mitten in der Großstadt London. Einzige Angst der Mütter war seinerzeit, ihre Kinder könnten sich erkälten. Man riet den jungen Eltern jedoch dazu, den Nachwuchs generell in kühlen Räumen zu beherbergen – warm angezogen könne nichts geschehen. Im Gegenteil: Die Kinder würden abgehärtet. Auch ein super Energiespar-Tipp für heute. https://globalmagazin.eu/blog/frischluft-im-baby-kaefig/

- 1938 war man Fehlmeldungen und Kinderstreiche leid und erfand einen Feuermelder, bei dem man seine Hand durch ein spezielles Fach führen musste, um das Signalrad zu erreichen. Sobald man die Wählscheibe gedreht hatte, wurde die Hand des/der Meldenden im Fach eingeschlossen, bis sie von Feuerwehr oder Polizei mit einem Spezialschlüssel wieder freigegeben wurde. Der Feueralarm, der Dich festhält, bis jemand kommt und prüft, ob es wirklich brennt. Ernsthaft! https://www.vintag.es/2021/05/fire-box-traps-pranksters.html

- Mitte des 20. Jahrhunderts entsann man, Energie aus Kernspaltung zu gewinnen. Mit einer Technologie, die Mitte der 1940er-Jahre in Japan für rund eine Viertelmillion Tote sorgte (Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki) und Mitte der 1980er praktisch ganz Europa in einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß radioaktiv versuchte (Nuklearkatastrophe von Tschernobyl). Und man hat bis heute (rund 70 Jahre später) noch immer keinen vernünftigen Umgang mit dem dabei produzierten Abfall gefunden.

Um es kurz zu machen: Man hat vieles geglaubt, erfunden oder einfach gemacht, was man mal (!) als ganz pfiffig erdacht hatte und später bemerkt (oder teils auch noch nicht), nee, war doch nicht so klug. Zum Beispiel 2029 die asiatischen Winterspiele (!) an den Wüstenstaat (!) Saudi-Arabien zu vergeben. Gesunder Menschenverstand mal ganz außer Acht, aber mitunter mag man sich wundern, mit welcher Beharrlichkeit hier und da der Klimawandel ignoriert und versucht wird, sich sogar als Opfer zu postulieren, "weil der Sport nicht mehr so wie früher ausgeübt werden kann".

Und das Paradoxe: Weil man seinen Sport erhalten will, vergrößert man die Energie- und Klimakrise. Um die Pistenfläche von einem Hektar mit Kunstschnee zu beschneien, werden etwa drei Millionen Liter Wasser benötigt. So viel, wie in 20.000 Badewannen passt. Auch die notwendige Energie ist beträchtlich: Für eine Saison Beschneiung aller Skigebiete der Alpen mit Schneekanonen würden 2.100 Gigawattstunden verbraucht. Das ist in etwa der Stromverbrauch von 500.000 Haushalten pro Jahr.

https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/Wintersport-im-Schwitzkasten-Klimakrise-verlangt-Reformen,wintersport286.html 
Quelle: Handelsblatt

 

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