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Die ganz großen Räder drehen

Seien wir mal ehrlich: Mit "Feinjustierung" kommen wir nicht mehr weiter. Klar, nicht alles ist schlecht, aber wenig wirklich gut. Am meisten "schockiert" hat mich die Nachricht, dass - egal was wir heute und morgen anstellen - sich die Entwicklung was das Klima betrifft, nicht mehr stoppen lässt. Laut den Wissenschaftlern geht es nun nur noch um die Frage, wie viele Menschen betroffen sein werden. Mehr als zwei Milliarden Menschen könnten zum Ende des Jahrhunderts bedrohlicher Hitze ausgesetzt sein, wenn die Welt sich um durchschnittlich 2,7 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erwärmt.

Stellen wir uns einfach mal nur für eine Sekunde vor, man hätte sich vor roundabout 50 oder 70 Jahren nicht für Atomkraft, Kohle, Gas und Öl entschieden, sondern schon damals für Autos, die mit Strom betrieben werden, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft. Einfach nur mal sacken lassen den Gedanken... wir wären heute in einer ganz anderen Lage. Einer vermutlich sehr viel entspannteren Lage. Okay, die Technologien waren damals noch nicht so weit wie heute, zugegeben. Doch wie verhält es sich so oft? Je mehr Beachtung ich einer Technologie widme, je mehr ich mich damit beschäftige (forsche), desto größere Entwicklungen mache ich darin. Aber: Um 1900 waren 40 % der Autos in den USA dampfbetrieben, 38 % elektrisch und nur 22 % mit Benzin. Knapp 34.000 Elektrofahrzeuge waren in den USA registriert, damals die höchste Anzahl weltweit. 1912 wurden bis dato die meisten Elektrofahrzeuge verkauft. Und schon damals - vor über 120 Jahren - betrug die Reichweite rund 100km.

Man hat einfach den einfacheren Weg gewählt, nicht den nachhaltigen. Es war einfacher, Öl, Kohle und Gas zu verbrennen und Atome zu spalten, um unseren Energiehunger zu stillen. Über die Folgen hat man sich keine Gedanken gemacht. Oder halt nur sehr wenige, die nicht gehört wurden. Die Gier nach Profit war größer als der Selbsterhaltungstrieb (erhaltet den Planeten, den einzigen auf dem wir leben können). Die kurzfristige Ausbeutung machte weniger Arbeit als langfristig nachhaltig Lösungen zu finden.

Und so verhält es sich mit so vielen Bereichen: Damit nicht ein Wirtschaftszweig den Bach runter geht, steckt man haufenweise Geld hinein (Subventionen) und erhält somit ein an sich nicht zukunftsfähiges Modell künstlich lange am Leben (Beispiel Bergbau). Oder man verkauft etwas als sicher und billig ohne wirklich alle Risiken, Folgen und vor allem Kosten (die im Nachgang anfallen) mit einzukalkulieren (Kernenergie). Oder man betreibt Institutionen als Profit-Center, welche dies per se nicht sein sollten (Medizin, Pflege). Oder man bürokratisiert sich einen Wolf, schafft so Verdruss bei Volk und Wirtschaft. Sicher, vieles war mal gut gedacht, um speziell Schwache zu unterstützen oder Benachteiligte teilhaben zu lassen. Mittlerweile jedoch gibt es eine schiere Flut an Unterstützungen, die kaum noch jemand überblickt, sodass viele gar nicht wissen, dass ihnen eine Unterstützung zusteht (und wenn ja, welche) oder sie haben einfach Scham davor sie zu beantragen und/oder scheuen sich einfach vor den Hürden.

Ich weiß, einfache Lösungen oder ein Patentrezept gibt es sehr, sehr selten, wenn überhaupt. Denn wie so oft im Leben sind die Grundvoraussetzungen sehr verschieden und praktisch nichts ist per se gut oder schlecht und auch nicht jeder Ratschlag ist für alle Menschen gleichermaßen geeignet - NICHTS ist für alle Menschen gleichermaßen geeignet. Aber wagen wir mal ein paar Gedankenspiele:

Wir stampfen alle Förderungen und Unterstützungen ein, die der Staat so parat hält: Arbeitslosengeld, Kindergeld, Sozialhilfe und was es nicht sonst noch alles gibt. Stattdessen: Bedingungsloses Grundeinkommen. Jede/r vom Säugling bis zum Greis erhält eine Summe X, welche das Existenzminimum abdeckt. Und bevor jemand aufschreit "WIE SOLL DAS FINANZIERT WERDEN?". Es fallen alle anderen Leistungen weg und damit auch wahnsinnig viel Bürokratie. Wie schon erwähnt: Wir spielen einfach mal nur ein paar Gedanken durch.

Gesundheitswesen: 1970 gab es über 1.800 Krankenkassen, heute sind es noch 96. Das ist eine gute Entwicklung. Aber bräuchten wir eigentlich nicht nur zwei oder gar eine mit zwei "Tarifen"? Der Standardtarif (so nenne ich ihn mal) zahlt alles (wirklich alles) was nachgewiesenermaßen hilft, also weder Homöopathie, Vodoo oder Brustvergrößerung durch Handauflegen, sondern voll und ohne Zuzahlungen Brillen, Gehhilfen, Zahnersatz und einiges mehr, meinetwegen jetzt auch Cannabis (weil es nachgewiesenermaßen hilft, z.B. bei MS oder Krebs). Am Ende des Tages wird immer eine Rechnung aufgemacht: "Was hat das alles gebracht?". Einfach alles wird nur noch nach rein ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet. Das war mal anders - da hatten wir einen deutlich höheren "Solidaritätsparameter". Inzwischen haben wir jedoch Lebensbereiche ökonomisiert, welche man nicht hätte ökonomisieren sollen: Vorne weg Krankenhäuser, aber auch Universitäten, usw.. Im Hospital steht in unserem Gedankenspiel nicht Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die bestmögliche Behandlung zur schnellstmöglichen Genesung jedes Patienten. Keine Fallpauschalen mehr. Und wer gerne das Einzelzimmer oder die Chefarztbehandlung möchte, zahlt halt einen entsprechenden Aufpreis auf den Standardtarif. 
Cartoon: Jan Kunz
 
Und wenn wir das Thema Klimaschutz und insbesondere Wasserknappheit wirklich ernst nehmen wollen, müssten wir spätestens unter dem Aspekt einen Quatsch wie Homöopathie verbieten. Grund: Bei der Produktion von Globuli fällt als Nebenprodukt jede Menge Wasser an - streng genommen mit "Arzneimitteln" (denn als das sehen Anhänger der Homöopathie ihre Zuckerkügelchen streng genommen) kontaminiertes Wasser (meine seit drei Jahren abgelaufenen Paracetamol darf ich ja auch nicht im Klo herunterspülen)! Für die Herstellung eines Liters C30-Potenz muss ein Teil der ursprünglichen Lösung 30x mit je einem Liter Wasser verdünnt werden.
Bürdet den Herstellern von Homöopathie auf, dass das ganze “potenzierte“ Wasser als Sondermüll zu entsorgen ist, mit den entsprechenden Kosten! Immerhin hat das Wasser aus der (Zwischen-)Potenz 10 oder 20 einen höheren Anteil des eigentlichen Wirkstoffs, als das "Medikament" im Fläschchen.

Wo wir gerade bei der Pflege waren: Kommen wir zu fairen Löhnen. Es kann nicht sein, dass Menschen damit stinkreich werden, dass sie ihr Geld arbeiten lassen und andere die mit ihren Händen etwas erschaffen, andere pflegen oder unterrichten haarscharf am Existenzminimum vorbeischrammen. Es kann nicht sein, dass eine Erzieherin oder eine Pflegekraft um die 30.000 brutto im Jahr verdient, ein Manager hingegen mehrere Millionen einsackt (7,4 Mio. Euro erhielt z.B. der VW-Chef 2022) und das oftmals sogar als "Abfindung" nach wenigen Wochen/Monaten Betriebszugehörigkeit. Das Problem: Die vielbesagte Schere zwischen arm und reich kann eigentlich gar nicht mehr weiter auseinandergehen, dann zerbricht sie nämlich. Wir müssen ernsthaft realistische Mindestgehälter anbieten, auch um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, und Top-Gehälter deckeln. Eine Vermögenssteuer wurde zuletzt 1996 erhoben (damals rund 9 Milliarden DM!!). In Großbritannien will eine Gruppe Millionäre freiwillig mehr Steuern zahlen, doch mit diesem Wunsch blitzen sie bei Premierminister Sunak (die "Times" taxierte das Vermögen von ihm und seiner Frau auf 529 Millionen Pfund) ab. Warum wohl?

Gerade erwähnt: Fachkräftemangel. Gibt es aktuell noch irgendeine Branche, die nicht darunter ächzt, dass sie kein Personal findet? Gefühlt nein. Nirgendwo hört man, es gäbe unzählige arbeitslose Dachdecker, Hirnchirurgen oder Entsorger. Dennoch reden wir aktuell immer noch von rund 3,5 Mio. Arbeitslosen oder halt 5,7% der Bevölkerung. Von Vollbeschäftigung ist z.B. erst die Rede, wenn entweder die Arbeitslosenquote unterhalb von 2 % liegt oder wenn die Zahl der Arbeitslosen kleiner oder gleich der Zahl der offenen Arbeitsstellen ist. Attraktivere Arbeitszeitmodelle müssen (auch von staatlicher Seite) erleichtert werden (Beispiel: 4-Tage-Woche).
Warum gibt es immer noch Ausbildungen (z.B. Erzieher_in), die nicht vergütet werden, sondern wo man oft noch Geld mitbringen muss?
Ausbildungen und Abschlüsse, die im Ausland erworben wurden, hierzulande einfacher anerkannt werden. Warum kann ein syrischer Arzt hier nur als "ungelernte" Hilfskraft auf dem Bau arbeiten (und dementsprechend entlohnt) werden? Warum muss man erst prüfen, ob die Dachdecker-Ausbildung in Kasachstan der deutschen entspricht (hat der Kasache einen anderen Dachschaden als der Deutsche)? Warum unterstellt man einer indischen Krankenpflegerin, hierzulande nicht als solche arbeiten zu können? Vielleicht weil zwar in der traditionellen ayurvedischen Heilkunde medizinisch zwischen Mann und Frau unterschieden wird, aber nicht wie in Deutschland zwischen Kassen- und Privatpatient. Der afghanische Kommunikationsminister war in seinem Heimatland für den Ausbau des Handynetzes verantwortlich. Unter seiner Ägide als Minister wurden rund 45.000 Festnetzanschlüsse geschaffen und rund 10 Millionen Afghanen an das Mobilfunknetz angeschlossen. Dann gab es interne Meinungsverschiedenheiten (er weigerte sich, illegal Geld abzuzweigen), trat zurück, floh Ende 2020 nach Leipzig und fuhr hier für Lieferando Essen aus und arbeitete als Paketsortierer bei Amazon.

Bildung: An und für sich ist das ein eigenständiges Thema, denn: Unser Schul-/Bildungssystem ist uralt, festgefahren und erzeugt eine Chancenungleichheit, die weltweit Ihresgleichen sucht.
Deutschland gibt weniger als der EU-Durchschnitt für Bildung aus. Doch viel hilft nicht immer viel. Entscheidend ist WOFÜR Geld ausgegeben wird. Die USA geben beispielsweise sehr viel mehr Geld für Bildung aus, die Ergebnisse sind in der Summe jedoch vergleichbar mit Deutschland. Hingegen Japan, Finnland oder Kanada ähnlich viel ausgeben, jedoch bessere Ergebnisse als Deutschland erzielen. "Lang lebe der Overhead-Projektor": Im internationalen Vergleich von der Nutzung neuer Technik belegt Deutschland Platz 36 von 42.
Je früher man Kinder in verschiedene Schulen steckt, desto härter wird die Ungleichheit. Deutschland ist (neben Österreich) das einzige Land weltweit, wo man in der Mehrheit ab der vierten Klasse entscheidet, wo es für ein Kind später hingeht. Für dieses Vorgehen gibt es keinerlei wissenschaftlichen Hintergrund, sondern war grob nach dem ersten Weltkrieg hauptsächlich gesellschaftlich und politisch bedingt. Tiefgreifende, substantielle Reformen sind nach dem 2. Weltkrieg überwiegend an der Blockade konservativer Parteien gescheitert.
Wir werden immer älter, wir leben heute um ein vielfaches länger, als noch vor beispielsweise einem Jahrhundert. Warum müssen wir also ausgerechnet die erste Lebensphase unserer Kinder und Jugendlichen beschleunigen? Warum können wir uns bei der Bildung von Persönlichkeiten nicht Zeit lassen? Wie ist man zu dem Entschluss gekommen, aus einem neunjährigen Gymnasium unbedingt ein achtjähriges zu machen, weil man mit irgendjemandem auf der Welt konkurrieren würde? Wollen wir, dass unsere Kinder wie in Südkorea, Japan oder China unterrichtet werden? Zeitkompression ist das allerletzte was wir gebrauchen können. 

Vom ersten Schultag an wird das Leben in 45-Minuten-Abschnitten getaktet und es hatte seinen Ursprung bereits im Königreich Preußen. Die Verkürzung einer Schulstunde auf 45 Minuten hatte schon damals das Einsparen von Zeit als Hintergrund – seinerzeit wurde vor- und nachmittags unterrichtet und man wollte durch die Verkürzung das Lernen auf den Vormittag beschränken. 

Und es beginnt – wissenschaftlich belegt – viel zu früh, gegen 08:00 Uhr. Damit viele Kinder diesen Schulbeginn pünktlich erreichen, sind (mit längeren Fahrtwegen) nicht selten Aufstehzeiten von 06:00 Uhr oder früher notwendig. Dieser, seit gefühlten Ewigkeiten unveränderte, Schulbeginn hat seinen Ursprung aus einer Zeit, als es noch kein elektrisches Licht gab und man das Tageslicht nutzen musste. Und aus derselben Zeit stammen noch viele Schulen in ihrer Grundform. Das sind keine Orte für das Leben und Lernen, sondern Kasernen: An langen Fluren steht ein Raum neben dem anderen, wo die Kinder hineingepfercht werden, alle nach vorne zur Tafel ausgerichtet. Dabei machen es so viele andere Länder vor, wie man Kinder und Jugendliche modern und zukunftsorientiert unterrichten kann.

Auch die Hausaufgaben sind zu hinterfragen. Für das Selbstbewusstsein der Kinder kann es nicht gut sein, wenn man regelmäßig die Erfahrung machen muss: Es werden Aufgaben an mich herangetragen, die ich alleine oftmals gar nicht lösen kann, sondern ich brauche immer das Know-How von Personen (Lehrer, Eltern, Nachhilfe), die (viel) älter sind als ich. Und wenn dieses dann auch nicht möglich ist, weil das Kind zu Hause keine Betreuung hat, weil beispielsweise beide Elternteile (lange) arbeiten müssen, oder wenn Eltern mit Migrationshintergrund oder Kinder aus bildungsfernen Familien große Schwierigkeiten haben, dann wird es umso prekärer.

Ein länderübergreifendes Allgemeinwissen ist schön und gut, doch es sollte mehr nach den Begabungen gelernt werden. Was bringt es einem jungen Menschen, wenn er zwingend eine zweite Fremdsprache lernen muss, es ihm aber partout nicht liegt? Wenn stattdessen die Interessen ganz anders liegen, könnten wertvolle Lernressourcen so viel besser eingesetzt werden. Es geht heute, wo alles Wissen oft nur einen Fingerzeig entfernt verfügbar ist, doch vielmehr darum, dass man lernt, Zusammenhänge zu verstehen, Dinge grundsätzlich zu begreifen, logisches Denken und nicht zuletzt um Persönlichkeitsentwicklung. Aber auch darum, richtiges Wissen von Meinungsmache zu unterscheiden.

Warum müssen Kinder und Jugendliche auf Biegen und Brechen Algebra pauken oder Kurvendiskussionen führen oder im Deutschunterricht eine Lyrik-Analyse durchführen können, wissen später als Erwachsene aber nicht, wie sie die jährliche Steuererklärung ausfüllen oder wie sie bereits im Schulalter kompetent mit Social Media und den damit verbundenen Gefahren (Beispiel: Mobbing) umgeht? Ich will damit nicht sagen, dass Algebra und Co. komplett unwichtig sind. Sicher sind diese (und ähnliche) Themen in dem einen oder anderen Beruf wichtig. Aber man sollte bestimmte Themen einfach mal im Unterrichtsplan aufgreifen, damit junge Menschen selbstbewusst und -sicher ins Erwachsenenleben kommen und dort auch ihren Alltag meistern müssen. Ich muss nicht ad hoc den Faust rezitieren können wenn ich um drei Uhr nachts geweckt werde oder den Rapport von Tapeten aus dem Effeff berechnen können, wenn ich zehn Jahre nach der Schulzeit meine erste eigene Bude renovieren kann - dafür gibt es mittlerweile Online-Rechner oder Fachleute, die mir das beim Tapetenkauf abnehmen.


Wirtschaft: Ich bin sicher kein Verfechter des Sozialismus o.ä.. Aber der Kapitalismus kann, wenn wir ehrlich sind, nicht ewig leben. Denn er ist ein System, in das man Geld investiert. Am besten in die Produktion, um mehr Waren herzustellen, die man dann mit Gewinn verkaufen kann. Ein Steve Jobs oder ein Jeff Bezos werden sicher nicht an einem gewissen Punkt gedacht haben "So, das reicht jetzt - mehr muss es nicht sein.". Problem: Seit 1970 verbrauchen wir pro Wareneinheit 50% weniger Energie. Doch das führte nicht dazu, dass der Energieverbrauch reduziert wurde, stattdessen produzieren wir 100% mehr Waren. Denn: Produktivitätsgewinne im Kapitalismus werden immer in Wachstum umgesetzt. Würde man sagen, es gibt kein Wachstum mehr, würde das automatisch bedeuten, es gäbe auch keine Gewinne mehr. Wenn es keine Gewinne gibt , erfolgen keine Investitionen, das System Kapitalismus würde einbrechen. Die Schlussfolgerung muss lauten: Der Kapitalismus kann im Grunde nicht überleben, denn er hat zwei absolute Grenzen: Die Rohstoff- und die Umweltgrenze. Der sogenannte "Earth-Overshoot-Day" lag 1970 noch am 29. Dezember. In diesem Jahr war er am 4. Mai. Seitdem verbrauchen wir mehr Ressourcen als der Planet "regenerieren" kann. Wir brauchen einfach weniger "mehr": Niemand braucht die zehnte Jeans im Kleiderschrank, das vierte Auto vor der Tür, das nagelneueste iPhone.
Eine Umfrage aus 2019 stellte die Frage: Sind die Globalisierung und der Kapitalismus zukunftsfähig?
Beachtliche 87% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen zunehmend zum Problem für den Zusammenhalt der Gesellschaft in Deutschland wird.
Die Vermögensungleichheit verunsichert die Umfrageteilnehmer mit einem Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro monatlich beinahe ebenso wie diejenigen, die doppelt so viel Geld haben (85 zu 92%). Nur rund jeder Dritte stimmte in der Umfrage der Aussage zu, dass diejenigen, die reich sind, dies in der Regel auch verdient haben. Die Privatisierung öffentlicher Leistungen in den vergangenen Jahrzehnten ging 78 Prozent der Befragten zu weit.

Und nun schließt sich der Kreis von der Einführung wiederum... Klima & Umwelt: So langsam wird es allen bewusst, man muss etwas tun. Durch den Ukraine-Krieg realisierte man, dass man sich auf ein gefährliches "Single-Sourcing" mit Russlands Gas eingelassen hat. Gas- aber auch Benzin- und Strompreis stiegen in nie zuvor geahnte Höhen. Zuvor hatten viel zu viele das Runterdrehen der Heizung beim Lüften als "zu aufwändig" befunden. Jetzt wo es offenbar teuer genug ist, sehe ich so viele Menschen wie nie zuvor ihre Häuser warm einpacken, Energie sparen, Solarmodule auf das Haus packen. Stellen wir uns vor, dass hätten wir bereits vor 50, 70 Jahren gemacht.
Für die immer häufiger auftretenden Wassermassen in bestimmten Regionen sind sog. Trogwetterlagen verantwortlich und deren Anzahl hat sich seit den 70er-Jahren verdoppelt. Generell verzeichnen wir in den letzten zwanzig Jahren (also seit 2000) erheblich mehr Naturkatastrophen, als in den zwanzig Jahren vor 2000.
Ein Grund: Der Jetstream. Er "trennt" kalte Polarluft und heiße Luft vom Äquator und sorgt damit für das normalerweise adäquate, milde Wetter in Mitteleuropa. Doch da er an Kraft verliert, beginnt er zu "mäandern". Dadurch gibt es je nach "Schleifenbildung" entweder mehr heiße Wüstenluft im Sommer, was dann zu den bereits vertrauten Bildern mit trockenen Feldern und leeren Flüssen führt, oder eben mehr kalte Polarluft, wodurch es bei uns zu meterhohen Schneemengen kommt, die wir eigentlich nicht gewohnt sind.
Ein weiteres Problem mit dem Hochwasser: Der Anteil der versiegelten Flächen (also z.B. durch Straßen- und Wohnungsbau) ist seit 1992 um 20% gestiegen. Täglich werden 52 Hektar Fläche neu versiegelt, also bebaut, asphaltiert, betoniert, gepflastert. Wasser findet immer weniger Fläche, um zu versickern. Und selbst vermeintlich "unberührte" Flächen, die jedoch landwirtschaftlich genutzt werden, werden mit teils 30 Tonnen schweren Gerätschaften nach und nach immer mehr verdichtet. Flächen die immer weiter austrocknen, nehmen (wenn es dann mal regnet) Wasser kaum noch auf, wie dieses Experiment veranschaulicht. Ein Teufelskreis.
 

Zurück zum Anfang: Mit Feintuning kommen wir nicht weiter - die Zeit drängt. Es ist längst nicht mehr "5 vor 12". "High Noon" hat längst geschlagen, nur haben wir es nicht gehört (oder wollten es nicht hören). Es müssen die ganz großen Räder gedreht werden und zwar schnell. Das Problem: Der Mensch hasst Veränderungen. Er ist ein Gewohnheitstier. Er steht sich selbst im Weg. Muss er seine Komfortzone verlassen, flüchtet er verzweifelt in obskure (vermeintliche) Heilsbringer: E-Fuels, Wasserstoff, Technologieoffenheit sind die Schlagworte derer, die aus Angst vor der Zukunft, am liebsten am Altbewährten festhalten wollen, langsam aber selbst erkennen, dass das eine Einbahnstraße ist. Oder viel eher eine Schussfahrt mit einem Auto, bei dem die Bremsen kaputt sind... auf eine Mauer hinzu.

Es gibt noch immer (zu viele) Bedenkenträger, die kein "lautes Windrad" vor der eigenen Haustür haben wollen. Oder Eigentümergesellschaften, die der Meinung sind, es könne sich nicht einfach jeder eine PV-Anlage an die Balkonbrüstung hängen... "wie sieht das denn aus!?". Diejenigen, die mal eben schnell, "übers Wochenende" nach Mallorca fliegen oder zum Meeting von München nach Frankfurt (und nachmittags wieder zurück). Jeder möchte gerne mit dem Auto direkt und ebenerdig vor dem Geschäft in der Innenstadt parken - andernfalls geht ja der komplette Einzelhandel pleite. Deshalb ist Parken in der City so abgrundtief billig wie kaum etwas anderes. Und wenn dann mal so etwas Banales wie ein neuer Parkscheinautomat kommt, dann werden die Rufe laut: "Früher war alles besser!", "Was machen die mit meiner Mail-Adresse?". Wie attraktiv Städte mit Grün und Aufenthaltsqulität wären, anstelle mit Beton und Blech, das können sich diese Menschen nicht vorstellen.
 
In der Zukunft wird man uns dafür verfluchen, dass wir unsere Erde nicht (rechtzeitig) geschützt haben: Wir haben all unsere Zeit dem Profit geopfert. Dabei hätten wir von der Rettung unseres Planeten weit mehr profitiert. 
 

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