Diese Frage ist in etwa so schwer zu beantworten, wie "was ist Liebe?". Als ich noch etwas jünger war, definierte ich "Glück" einmal so: Sich so früh wie möglich, das Leben so angenehm wie möglich zu machen. By the way: Für die Liebe gab es bei mir zwei Definitionen.
Grundsätzlich: Liebe bedeutet, einen Menschen als Ganzes zu bejahen - die Einzelheiten mögen sein wie sie wollen. Und konkret: Liebe bedeutet alles von sich zu geben, um einen anderen Menschen glücklich zu machen. Da haben wir es wieder, das Glück.
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Bild: Pixabay |
Es gibt einen regelmäßigen Index dafür: Den Glücksatlas. 2022 stammten die Daten dafür aus insgesamt elf Befragungen von Januar bis Oktober von insgesamt 11.450 repräsentativ ausgewählten Menschen ab 16 Jahren. Als die "4G" der Glücksforschung bezeichnen die Wissenschaftler die Faktoren Gesundheit, Gemeinschaft, Geld und genetische Disposition, sprich: Mentalität. Im Durchschnitt gaben die Menschen hierzulande ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 6,68 an. Im Jahr 2021 hatte dieser Wert mit 6,58 niedriger gelegen, 2020 noch 6,74 und vor der Pandemie 2019 war er mit 7,14 deutlich höher. Die glücklichsten Menschen leben mit einem Index (Werte von 2020) von 6,92 (wieder einmal) in Hamburg und Schleswig-Holstein (Schlusslicht: Thüringen mit 6,50).
International betrachtet ist laut dem von den Vereinten Nationen (UN) erstellten World Happiness Report 2022 Finnland das fünfte Jahr in Folge das glücklichste Land der Welt. Das Ranking der glücklichsten Länder der Welt wird anhand von sechs Kriterien erstellt: BIP pro Kopf, gesunde Lebenserwartung, sozialer Rückhalt, individuelle Freiheit, Großzügigkeit und die Wahrnehmung von Korruption. Deutschland ist im weltweiten Vergleich auf Platz 13 zu finden.
Dürfen wir überhaupt unzufrieden, unglücklich sein, angesichts einer stabilen Demokratie mit diversen Grundrechten und ausgezeichneter medizinischer Versorgung? Im Gegensatz zu vielen ärmeren Regionen auf der Welt haben wir (die überdurchschnittliche Mehrheit) Zugang zu einer funktionierenden Toilette (nur 54% weltweit) oder zu sauberem Trinkwasser (über 2 Milliarden Menschen nicht). Auch in Deutschland gibt es Hunger, oder zumindest Ernährungsarmut. Vor allem bei Menschen, die von Armut bedroht sind und/oder Transferleistungen erhalten. Das waren 2020 sechs Millionen Menschen, davon fast zwei Millionen Kinder (weltweit sind es 735 Millionen Menschen, also jeder 11. Mensch). Warum? Vielleicht nur so viel: Nudeln, Weißbrot und Zucker sind billig, Obst und Gemüse sind teuer. Zurück zum Glück: Es gäbe noch viel mehr Aspekte, aber das würde zu weit führen. Müsste uns nicht angesichts der zuvor angeführten Tatsachen eigentlich sprichwörtlich die Sonne aus dem Allerwertesten scheinen (denn wem die Sonne aus dem Arsche scheint, der hat selbst im Dunkeln Licht - sagt ein weiteres Sprichwort)?
Im Alter von rund 47 Jahren sind die meisten Menschen am unglücklichsten. Bedeutet: Als Kinder sind wir unbeschwert und happy. Erst mit zunehmenden Alter, mit dem steigenden Leistungsdruck in der Schule, dem Berufsstart oder Studium, der Partnersuche, einem evtl. Immobilienkauf und Kindern sinkt die Glückskurve. Billy Crystal hat das Leben bzw. das Älterwerden in dem Film City Slickers sehr schön zusammengefasst. Irgendwann, wenn augenscheinlich das Meiste erreicht ist, scheint man in ein Loch zu fallen. Früher nannte sich das "Midlife-Crisis", ein Zustand der Unsicherheit - die Phase, in denen Männer beispielsweise Haare verloren und sich einen Sportwagen zulegten oder Frauen eine radikale Typveränderung wünschen (meist ein "pfiffiger Kurzhaarschnitt"). Oder man legte sich neue Partner zu, die maximal halb so alt waren, wie man selbst. Geholfen hat dies meist nur sehr selten. Diese Glückskurve in Form eines "U" verheißt zumindest eines: Nach 47 geht es wieder bergauf.
Fragt man nach bestimmten Faktoren, die am wichtigsten zum Glücklichsein empfunden werden, so ist "Gesundheit" mit 51% der unangefochtene Top-Favorit. Mit weitem Abstand (32% und 31%) folgen eine gute Partnerschaft und eine intakte Familie. Für lediglich ein Viertel ist "ausreichend Geld" wichtig, wobei auch wieder fraglich ist, was "ausreichend" bedeutet - in einem Interview (ca. Minute 13:10) meinte ein Unternehmer mal, dass man mit 20 Mio. Euro Vermögen nicht als "reich" gelte, sondern gerade so "gut leben" könne. Das erscheint mir beinahe so realitätsfern, wie gewisse "rich kids", die trotz Klimakrise mit dem Privatjet nach Sylt donnern, um dort 10 Gramm Kaviar zu speisen oder der Pensionär, der auf die Insel jettet, um (Zitat) "in Ruhe ein Buch lesen zu können", aber immerhin sei er zum Flughafen (wo dann sein Privatjet abhob) mit dem Fahrrad gefahren, weil wegen dem Klima und so - auf Sylt wartet dann aber auch sein Mercedes am Flughafen. Anderes Thema, ich reg' mich sonst schon wieder auf.
Es gibt diesen blöden Kalenderspruch: Geld macht nicht glücklich, es beruhigt. Wenn sich der erfolgreiche Unternehmer mit 20 Mio. nicht reich fühlen mag, so würde ein Tausender pro Monat mehr viele, viele Menschen am Existenzminimum sehr, sehr beruhigen.
Um die Liste noch zu vervollständigen: Ein schönes Zuhause (23%), Spaß und Freude am Leben (22%), Freunde und Freiheit (je 15%) sowie Kinder (13%) landen in der unteren Tabellenhälfte. Schlusslich: Ein guter Job (10%).
Halten wir fest: Ein guter Job ist fürs Glücksichsein (zumindest für die meisten der Befragten) nicht wirklich wichtig. Man spricht nicht selten in dieser Hinsicht auch von Beruf = Berufung, man tut mit seinem Broterwerb etwas wirklich Wichtiges, Sinnstiftendes, dass einen erfüllt. Leider ist dies nur einem marginalen Teil vergönnt. Sehr oft, für viele ist es nur stumpfe Existenzsicherung - Tag für Tag, für Tag, für Tag... Das Geld, was man mit seinem Job verdient, ist daher wohl auch nur für ein Viertel wichtig zum Glück. Reiche Menschen, die zum Wochenendtrip nach Sylt fliegen können, macht das dortige Kaffeetrinken oder ein Buch zu lesen glücklich oder die Tatsache, dass sie für den Flug das 70fache an CO2 in die Luft blasen, als wären sie von Hamburg mit der Bahn angereist. Aber das dauert ja auch rund drei Mal so viel kostbare Lebenszeit (50 Min. vs. 3,5 Stunden) und man muss mit dem gemeinen Pöbel in einem Zug sitzen, oder wenn man erster Klasse reisen würde, zumindest den Bahnhof teilen. Arrrgh... je länger ich mich damit beschäftige, umso mehr nicht-glücklicher, ja wütend macht mich diese Arroganz. Daher: Zurück zum Thema!
Glück definiert sich unterschiedlich. Es gibt sogar verschiedene Theorien:
Welche meine persönliche bevorzugte ist, oder ob es ein Mix von mehreren ist, kann ich derzeit nicht definieren.Jedem/Jeder Zweiten ist die Gesundheit ein elementarer Glücksfaktor. Warum gibt es dann mehr als 5 Mio. erwachsene Menschen in Deutschland, die an Depressionen leiden und bei Kindern und Jugendlichen sind es nochmals etwa 3 bis 10%? Warum sind psychische Erkrankungen hinter Atem- und Muskel-/Skelett-System der dritthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit? Vielleicht weil weit mehr als jede/r zweite Beschäftigte in Deutschland ein Dauersitzer ist? Thema: Sitzen ist das neue Rauchen? Wenn ihnen die Gesundheit als Glücksfaktor so elementar ist, warum bewegen sich dann offensichtlich so viele zu wenig? Blutdruckwerte entwickelten sich, wie man sich das eher von Aktienkursen wünscht. Sie gehen bei vielen beständig nach oben.
Ich spreche mich da nicht völlig frei von Schuld/Anteil... ich habe früher leidenschaftlich aktiv getanzt, Basketball und Squash gespielt. Gerne wöchentlich. Doch Basketball und Tanzen musste ich aufgrund der vorübergehenden Verlegung meines Lebensmittelpunkts streichen und dann ist nach meiner Rückkehr mein langjähriger Squash-Partner leider verzogen und mit Ersatz hat es nicht klappen wollen. Ferner sagte mir mein Arzt bereits Anfang 40 zum Thema Squash "In ihrem Alter!?". Ich hatte es mit Mitte 40 nochmal probiert und wurde von einem Ü60-Routinier fix und fertig gespielt. Ich wollte dann nochmal meinen Jugendtraum mit (Feld-)Hockey verwirklichen, aber mein Fersensporn machte mir einen Strich durch diesen Plan. Unsere Betriebsärztin riet mir zu "altersgerechten Sportarten". Schwimmen zum Beispiel. "Haben sie noch einen anderen Vorschlag" flehte ich sie förmlich an. Nordic Walking war die Antwort. Der "Rentner-Sport", wo man mit Stöcken spazieren geht, wie gerne abfällig gesagt wird. Man erahnt es vielleicht... ich habe eher ein Faible für ergebnisorientierten/Mannschaftssport. Und nun sollte ich stumpf Bahnen schwimmen (was ich nicht kann) oder leicht gesteigert spazieren gehen. Okay, da auch mein Job-Rad in rund 3,5 Jahren insgesamt nur etwas mehr als 200km auf dem Tacho hat, was ehrlich gesagt sehr ernüchternd ist, ist es wohl Zeit, mich in mein Schicksal zu fügen.
Ich werde mir Zeit nehmen, Zeit für mich und vielleicht finde ich sogar eine Antwort auf die Frage, was Glück für mich bedeutet, denn zumindest statistisch sollte (!) es seit fast drei Jahren bergauf gehen (laut U-Glückskurve): Ich werde im Frühjahr 2024 den Jakobsweg laufen, genauer den Camino Portugues von Porto nach Santiago de Compostela, rund 250km. Das hatte ich eigentlich schon 2020 im Plan (für 2021) aber ein Meniskusriss kam dazwischen. Zeitlicher Rahmen: Mit An- und Abreise 14 Tage. Und zuvor wird dafür trainiert... Zum einen, weil solch eine Strecke nicht in nagelneuen Schuhen gelaufen werden sollte. Zum anderen stehen Tagesetappen zwischen 17 und 34km an. Bislang steige ich an fünf Tagen die Woche zu Hause in mein (e-)Auto, fahre 4km zur Arbeit, parke vor meinem Bürofenster, falle drei Mal lang hin, bis ich an meinem Bürostuhl ankomme und nachmittags Retoure. An zwei "Home Office"-Tagen ist der Arbeitsweg noch kürzer: Vom Bett zum Schreibtisch ist es kein Meter. In diesem Jahr komme ich in den bisherigen acht Monaten auf etwas über 1,3 Mio. Schritte und etwas über 1.000km. Hört sich viel an, ist es aber nicht: Durchschnittlich knapp 5.500 Schritte pro Tag. Die Krankenkassen empfehlen (vorrangig zur Gewichtsabnahme) 13.000 Schritte täglich (das wären bei mir rund 10km) sowie mindestens 300 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche (bedeutet etwa an zwei Tagen jeweils 2,5 Stunden oder an jedem Werktag eine). da bin ich derzeit weit entfernt. Ich werde berichten...
Bis dahin fühle ich mich ein klein wenig wie Herr Rossi, der in einem Animationsfilm von 1976 ebenfalls das Glück sucht: Dank der Fee Fata Sicura kann Herr Rossi zusammen mit Gastone, dem Hund seines Chefs, durch die Zeit reisen, von der Steinzeit bis zum Mittelalter, vom alten Rom bis in den wilden Westen, stets mit dem Ziel, das Glück zu finden.
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