Man sagt, bei Smalltalk-Themen sollte man gewisse Bereiche meiden. Sport und das Wetter sind meist unkristisch. Politik hingegen, heikel. Und ganz gefährlich wird es bei der Religion. Hier weise ich direkt zu Beginn darauf hin, dass es mir fern liegt, irgendeine Religion für "besser" zu erachten, noch irgendeine durch den Kakao ziehen zu wollen. Lest meinen Namen, dann ist jede/r abgeholt, weiß jede/r wie ich das meine! Und: Die meisten Infos dieses Artikels sind im Internet recherchiert. Wenn also irgendeine Angabe nicht 100%ig richtig sein sollte... steinigt nicht mich ("einen Bart Madame? Steine der Herr?").
Praktisch seit Menschengedenken, war der Glaube an den einen oder den anderen Gott stets Anlass für Krieg, Unterdrückung und einiges mehr. Dabei wusste bereits Grönemeyer in seinem Lied "Ein Stück vom Himmel":
Religionen sind zu schonenSie sind für Moral gemachtDa ist nicht eine hehre LehreKein Gott hat klüger gedacht
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Bild: Pixabay |
Tja, leider hören nicht alle auf Herbert. Jede Religion legt ihren Gläubigen einige Regeln auf. Die Christen beispielsweise haben ihre zehn Gebote. Auszug: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Nun, das sind erst einmal hehre Ziele und für den vernünftig denkenden Menschen ganz logisch. Auch zu beachten: Du SOLLST nicht... Nicht "Du DARFST nicht...". Weich formuliert: Lass mal lieber sein. Falls Dir ein Missgeschick unterläuft, naja, wozu gibt es die Beichte. Vier Ave Maria und drei Rosenkränze, dir wird vergeben. Christen müssen auch nicht zig Mal am Tag gen Vatikan beten. Wenn nicht mehr als ein Kirchenbesuch zu Weihnachten drin ist, kommt deswegen (vermutlich) noch niemand in die Hölle. Im Großen und Ganzen ist das Christentum eine relativ entspannte Sache - zumindest heutzutage.. fast überall. Die Inquisition beispielsweise ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Religionen bestimmen u.a. den Speiseplan – auch heute noch: In Indien (knapp 80% Anhänger des Hinduismus) essen viele Menschen keine Kühe. Bei gläubigen Moslems und Juden ist dagegen Schweinefleisch tabu. Nur wiederkäuende Huftiere mit "gespaltenen Klauen", also Paarhufer, sind für Muslime zum Verzehr geeignet. Das Schwein ist zwar ein Paarhufer, aber kein Wiederkäuer und wird deshalb als unrein angesehen. Rinder, Schafe und Ziegen sind wie alle wiederkäuenden Paarhufer reine Pflanzenfresser, ihr Fleisch wird von Muslimen als Nahrungsmittel verarbeitet. Jegliches Fleisch von Tieren, die auf natürliche Weise verendet sind, also nicht geschlachtet wurden, soll laut Koran nicht verspeist werden, denn zum Verzehr geeignetes Fleisch muss völlig ausgeblutet sein. Blut darf weder gegessen noch getrunken werden. Im Koran heißt es: "Verboten ist euch das Verendete sowie Blut und Schweinefleisch." Für strenggläubige Muslime ist jedes Fleisch unrein, das mit einem Messer in Berührung gekommen ist, das zuvor ein Stück Schweinefleisch zerschnitten hat.
Der Koran gibt Muslimen eindeutige Regeln vor: Bestimmte Produkte sind verboten, alles andere ist erlaubt, eben "Halal" (bedeutet frei übersetzt "zulässig"). Am bekanntesten sind sicher die Verbote von Schweinefleisch und Alkohol. Auch das Fleisch anderer Tiere, die nicht nach den islamischen Regeln geschlachtet wurden, ist verboten. Und bei der Lebensmittelherstellung dürfen die Maschinen nicht mit alkoholhaltigen Mitteln geputzt werden. Spuren von Alkohol oder tierische Bestandteile, vor allem von Schweinen, können sich in fast allem befinden: Gelatine in Kaugummis, Bonbons und Joghurt, Schweineschmalz in der Pizza Margherita, Alkohol in der Marmelade und in Medikamenten. Nicht alle Bestandteile müssen laut Lebensmittelrecht auf der Verpackung deklariert werden. Wer sich an die Regeln des Korans halten will, dem bleibt im Grunde nur eine Möglichkeit: Produkte mit der Zertifizierung "halal" suchen.
Richtig kurios sind (für viele zumindest) aber einige Regeln im Judentum. Die Tora enthält 613 Gebote und Verbote. Zusätzlich gibt es noch die rabbinischen Schriften Mischna und Talmud, eine sogenannte mündliche Tora. Die Mizwot umfassen genau 248 Gebote und 365 Verbote für alle Bereiche des Lebens. Nach ihnen sollen Jüdinnen und Juden ihr Leben gestalten. Zum Beispiel gibt es Verhaltensregeln für den Schabbat und alle anderen jüdischen Feste, für das Essen, für die Kleidung, für Gebete, Hochzeiten, Beschneidungen, Beerdigungen und viele andere praktische Dinge und Ereignisse im Alltag und im Leben der Menschen.
Das Judentum kennt ebenfalls bestimmte Voraussetzungen für den Verzehr von Speisen. Diese werden unter dem Begriff Kaschrut zusammengefasst. Koscher bedeutet „rein“, „erlaubt“. Nur solche Säugetiere, die sowohl Wiederkäuer sind, als auch gespaltene Hufe haben, sind für den Verzehr erlaubt: Rind, Lamm, Ziege etc. Erlaubt sind auch deren Produkte, also z.B. deren Milch. Jegliches Geflügel ist koscher, sofern es sich nicht um Raubvögel handelt. Fische sind dann erlaubt, wenn sie sowohl Schuppen als auch Flossen haben. Raubfische, Meeresfrüchte und Schalentiere sind nicht koscher. Nach einer Fleischspeise wird einige Stunden (je nach Tradition bis zu sechs Stunden) abgewartet, bevor man eine Milchspeise zu sich nimmt. Umgekehrt wartet man nach dem Genuss eines milchigen Produkts nur bis zu einer Stunde, um Wurst oder Fleisch zu essen. Die Trennung von Milch- und Fleischprodukten wirkt sich auch auf das Geschirr und die Töpfe aus, die bei traditionellen Juden ebenfalls getrennt und damit doppelt vorhanden sind – sowohl für fleischige als auch für milchige Speisen.
Orthodoxe Juden achten darauf, am Sabbat zu ruhen und nicht zu arbeiten. Sämtliche Haushaltsarbeiten werden also vorher erledigt. Am Sabbat darf, egal durch welche Handlung, keine neue Situation geschaffen werden. Strenggläubige Juden fahren deshalb auch kein Auto und betätigen keinen Lichtschalter, Herd oder Aufzugknopf.
Da gibt es beispielsweise den "Eruv". Er spannt sich in einem Teil Manhattans von Laternenmast zu Laternenmast. Der Nylonfaden ist fast unsichtbar und erleichtert doch das Leben vieler orthodoxer Juden, die hier leben. Dieser Faden, genauer eine Angelschnur, ersetzt im Gewimmel der Großstadt, was früher Mauern waren, Zäune. Ein Faden der, fast unsichtbar, weite Teile Manhattans umrahmt. Seit rund 20 Jahren fährt Rabbi Tauber jeden Donnerstag drei bis vier Stunden durch New York und prüft, ob die Schnur nicht unterbrochen ist. Grund: Ein Jude darf am Sabbat auf einem öffentlichen Platz keine Gegenstände tragen. Aber im privaten Raum ist es sehr wohl erlaubt. Also im Haus oder im Garten. Verinfacht ausgedrückt: Nach den Gesetzen der Sabbatruhe darf am Samstag nichts aus der ‘häuslichen Lebenszone’ in die ‘öffentliche Zone‘ getragen werden. Gläubige Juden können so ihr Heim nicht mit Brieftasche, Schlüssel oder Handy verlassen. Indem ein Gebiet jedoch umschlossen wird, wird es symbolisch vom öffentlichen zum privaten Raum. Das geht 2000 Jahre zurück. Es waren Rabbis, die die Idee aufbrachten, ein Gebiet zu umgrenzen – zunächst mit Mauern oder Zäunen. Später mit der Angelschnur. Ansonsten wäre es jüdischen Müttern nicht mal möglich, mit dem Kinderwagen spazieren zu fahren. Die Wartung (für den in 6m Höhe montierten Faden wird im Schadensfall ein Hubsteiger benötigt) kostet übrigens bis zu 150.000 US-Dollar pro Jahr, die durch Spenden finanziert werden.
Also früher waren es Mauern, dann Zäune und nun eine Angelschnur, in dessen markiertem Gebiet einiges erlaubt ist und außerhalb nicht. Es ist wie so oft bei Religion einfach eine Auslegungssache.
Nochmals: Es geht hier nicht darum, etwas ins Lächerliche zu ziehen. Es gilt vielmehr Verständnis zuschaffen, für Sitten und Gebräuche des/der Anderen. Gleichwohl gewisse Bräuche für Außenstehende skurril erscheinen mögen.
Christen stellen sich im Dezember eine Tanne ins Wohnzimmer und hängen allerlei Klimbim daran und dann packen sie irgendwelchen Krimskrams aufwendig in Geschenkpapier ein, damit es an Heiligabend aufgerissen werden kann... ist das für Außenstehende nicht vielleicht auch "strange"? Erläuterung: Im Christentum versinnbildlichte der Tannenbaum ursprünglich als „Paradiesbaum“ die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Dies wurde zuweilen am Tag von Adam und Eva im Heiligenkalender, dem 24. Dezember, in einem Mysterienspiel dargestellt. Dafür brauchte man einen Baum, der auch am 24. Dezember noch grün war. Als der 24. Dezember zunehmend als „heiliger Abend“ vor Weihnachten wahrgenommen wurde, verselbstständigte sich dieser Paradiesbaum zum Christbaum. Und die Geschenke hin-und-her-Schenkerei? Für gläubige Christen symbolisieren Weihnachtsgeschenke die Geburt Christi. Gott macht den Menschen mit der Geburt Jesu Christi das größte Geschenk. Menschen, die sich nahestanden, haben sich in der Winterzeit besonders zu Weihnachten auch in früheren Jahren schon beschenkt. So sagt man...
Weltweit zählt man etwa zwei Dutzend Religionen bzw. Weltanschauungen, jeweils auch wieder mit diversen Untergliederungen/Strömungen.
Wenn jemand zum christlichen Glauben gehört, so hängt bei ihm Zuhause vielleicht ein Kreuz an der Wand. Beim orthodoxen Nachbarn wird es eine Ikone sein und nebenan wohnt ein Moslem und bei ihm wird womöglich ein muslimisches Bild hängen. Es sollte uns jedoch bewusst sein, dass wir allesamt gleichermaßen betroffen sind, wenn es mal ein Problem geben sollte. Wenn z.B. die Wasserversorgung oder der Strom ausfällt. Dann haben wir alle GEMEINSAM ein Problem. Das sollte uns bewusst machen. dass wir alle gemeinsam in EINEM Haus leben und darin haben wir alle (jeweils) EINE Wohnung.
"Kein Gott hat klüger gedacht - du glaubst nicht besser als ich".
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