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"I did it my way" - mein Jakobsweg

Die Inspiration

2006 erschien Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg". Er ging den Weg im Jahr 2001. Auslöser für die Entscheidung, war ein Hörsturz sowie die Entfernung seiner Gallenblase. Das Buch war mehr als hundert Wochen lang auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher und irgendwann landete es auch bei mir - ich habe es seinerzeit im Dänemark-Urlaub inhaliert. 2015 kam dann die Verfilmung in die Kinos und ab 2017 dann auch ins Fernsehen. Sowohl Buch als auch Film zogen mich gewissermaßen in seinen Bann.

Foto: Pixabay

Die Idee reift

2020, im Jahr der Corona-Pandemie reifte dann bei mir der Wunsch, den Jakobsweg selbst zu gehen. Ich schaute mir einige Youtube-Videos von erfahrenen Wander_innen bzw. Pilger_innen an, las eine Menge Seiten im Internet und plante den Weg dann 2021 zu gehen. Im Herbst 2020 wurde dann jedoch ein Meniskusriss diagnostiziert, welcher Anfang 2021 operiert wurde. Mit anschließender Reha war das Vorhaben für 2021 also gestorben. Vermutlich wäre es aufgrund der Pandemie-Beschränkungen auch nicht wirklich sinnvoll umzusetzen gewesen. Allerdings war 2021 auch ein sogenanntes "heiliges Jahr", weshalb ich mich auch für dieses Jahr entschieden hatte.

Die Vorbereitung und (Um-)Planung

So kam die Idee erst 2023 wieder zum Tragen. Jetzt zieh' ich es wirklich durch. Während des Sommerurlaubs kaufte ich mir in Dänemark das passende Schuhwerk in einem Fachgeschäft. Meine Wahl fiel auf ein Paar Salomon Outpulse Mid.. 

Das Schuhwerk meiner Wahl, das mich von Porto nach Santiago de Compostela "tragen" soll
 

Zurück zu Hause kam das nächste wichtige Equipment: Der Rucksack. Auch hier ließ ich mich im Fachgeschäft beraten, bei "Sachen für Unterwegs" (SFU) in Hannover. Ich bekam hier wirklich eine tolle Beratung, konnte unterschiedlichste Modelle testen und meine Wahl fiel schließlich auf einen Deuter Futura Pro 36. Es folgten dann ein paar weitere Equipmentkäufe, sowohl Kleidung als auch kleineres Zubehör. Darüber hinaus legte ich mir den Zeitplan fest: Im Mai 2024 soll es losgehen. Um nicht allzu viele Urlaubstage dafür aufwenden zu müssen (damit auch der Familienurlaub im Sommer "ungefährdet" bleib), fiel die Planung auf den Zeitraum mit Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Diverse Etappenplaner rieten zu einem zweiwöchigen Unterfangen.

Weiterer Wegbegleiter: Mein Rucksack, der alles Lebensnotwendige für zwei Wochen beinhalten wird
 

Ein bisschen ging es mir ja wie Hape Kerkeling: Ich bin (mit der Zeit) zur Sofa-Kartoffel geworden. Habe früher aktiv getanzt, Squash und Basketball gespielt. Heute steige ich vor der Haustür ins Auto, fahre zur Arbeit, parke das Auto vor meinem Bürofenster - im Home-Office (an zwei Tagen der Woche) ist der Weg vom Bett zum Schreibtisch kürzer, als in die Küche, um einen Cappuccino zu machen: Wenn ich mit meinem Schreibtischstuhl 30cm nach hinten fahre, stoße ich ans Bett. So konnte ich von Glück sagen, wenn über den Tag 3.000 Schritte zusammenkamen. Und nun will ich 250km in zwölf Tagen laufen. Ähem... ich sollte das ein oder andere Mal trainieren. Allein weil dazu geraten wird, nicht mit nagelneuen Wanderschuhen sofort den Jakobsweg zu laufen, sondern die vorher einzutragen. So fand ich mich also diverse laue Sommer- und Herbstabende wieder, wo ich zu später Stunde mehrere Kilometer durch die Stadt spazierte. Mal fünf, mal acht Kilometer - erstaunlich, wie schnell in relativ kurzer Zeit Strecke zusammenkommt.

Im Herbst wollte ich dann die Flüge buchen, allerdings musste ich feststellen, dass der Flugplan noch nicht so weit ist, frühestens ab Winter sind Verbindungen für den Mai verfügbar. Gesagt getan. So suchte ich nach Weihnachten und praktisch den ganzen Januar nach den besten Flügen. Ab Hannover war es zu teuer. Über Ryanair o.ä. war es sehr günstig, doch kaum umsetzbar: Die Flüge gingen irgendwann um 6 Uhr früh und dann hätte man beispielsweise an den abgelegenen Flughafen Düsseldorf-Weeze kommen müssen. Dieser Flughafen liegt nahe der niederländischen Grenze und hat mit Düsseldorf in etwa so viel zu tun, wie Hannover mit der Nordsee! Es ist praktisch unmöglich gewesen, mit dem Zug dorthin zu kommen, ohne eine Übernachtung in Kauf zu nehmen. Ein (oneway-)Mietwagen war auch keine (günstige) Option. Beides (Zug + Hotel oder Mietwagen) hätte den günstigen Flug auf über 300 Euro katapultiert. Da hätte ich im Grunde auch von Hannover fliegen können (für 400€/Strecke). Über viele Vergleiche habe ich dann schlussendlich am 29.02.24 Flüge von und nach Frankfurt gebucht. Warum Frankfurt? Weil ab beispielsweise Hamburg oder auch Köln und erst recht ab Hannover nur welche über Zürich, Amsterdam oder Paris gingen und dann teils mit horrenden Umsteigezeiten von bis zu elf (!) Stunden. Von Frankfurt aus gibt es nach Porto einen Umstieg in Madrid und von Santiago de Compostela aus zurück ebenso und beide Male nur etwas über eine Stunde Umstieg. Kosten: etwas über 400 Euro für Hin- und Rückflug inkl. Gepäck. Außerdem liegen beide Abflugzeiten human im Vormittagsbereich und nicht wie anderswo zu nachtschlafender Zeit.

Dann muss ich ja noch nach Frankfurt hinkommen (und wieder zurück). Erste Wahl: Der Zug. Verbindungen gefunden. Je Strecke unter 50 Euro, okay. Da der Hinflug um 10:55 Uhr geht, hatte ich zunächst einen Zug gebucht, der hier bei mir um etwa 06:00 Uhr abfuhr. Im April dann eine Mitteilung der Bahn: Ihre Zugbindung wurde storniert. WAS!? Aus welchem Grund auch immer, wurde die von mir gebuchte Verbindung gestrichen. Meine Zugbindung wurde aufgehoben, ich könne mit jedem beliebigen Zug am Reisetag fahren. Problem: Mein "Reisetag" beschränkt sich auf den (frühen) Morgen - ich muss um 10:55 Uhr abfliegen! Nochmal Check bei der Airline: Die machen eine Stunde vor Abflug den Gepäckschalter zu. BITTE WAS? Ende vom Lied: Ich fahre jetzt um zwei Uhr irgendwas bei mir los, damit ich kurz vor 08:00 Uhr am Flughafen ankomme. Fragt - einfach - nicht!

Eine Woche später meldet sich die Airline bzw. das Buchungsportal: Soeben hat uns die Fluggesellschaft informiert, dass die Flugzeiten bzw. Flugnummern zu Ihrer Buchung unter der Reservierungsnummer ... geändert wurden. IHR WOLLT MICH DOCH VERARSCHEN!?! Check: Auf den vierten Blick erkenne ich, dass ich nun fünf Minuten früher in Madrid ankomme. Alter, Leute... macht nicht so einen Scheiß mit nem alten Mann! Mal im Ernst: Wozu gibt es Fahr-/Flugpläne? Damit man damit PLANEN kann! Ich muss doch die Verkehrsmittel aufeinander abstimmen und kann nicht zig Mal umbuchen! Profitipp: Definitiv keine nicht stornierbaren/umbuchbaren Reisen buchen! Der Bahn ist es letztlich scheißegal, ob du zum Flieger musst und der z.B. früher abhebt oder umgekehrt der Zug storniert wird und du dadurch später am Flughafen ankommst.

Noch einmal zurück zum Training: Im Frühjahr machte ich einen 11km-Marsch durch den Deister, inkl. 190 Höhenmeter - so viele, wie ich in Portugal vermutlich niemals erziele. Die 11km waren binnen drei Stunden (inkl. einer Stunde Mittagessen) absolviert. So ist in etwa auch mein Plan für den Weg: Zwölf Etappen á +-20km, 10km vormittags, 10km nachmittags, mit mehreren kleinen Pausen zwischendurch, um die Landschaft zu genießen/auf sich wirken bzw. auch mal die Gedanken schweifen zu lassen. Ganz ruhig, ist ja schließlich kein "Ironman". Ergänzend dazu: Ja, ich fliege halt zum Startpunkt. Einfach weil ich keine Zeit hätte, eine Woche in Zug oder Bus mit An-/Abreise zu verbingen. Auch der Grund warum ich den Camino Portogues laufe und nicht den ab Frankreich (Camino Francés), welchen ja Hape K. gelaufen ist. Ich bin kein trainierter Wanderer, daher kann ich nicht 800km mit bis zu 1.500 Metern über dem Meeresspiegel und einer benötigten Zeit von ca. fünf Wochen als Einstieg nehmen - allein weil dafür der Urlaubsanspruch nicht ausreicht. Und dann gab es noch ein zweites Training: Umrundung des Steinhuder Meeres. 34km in 6,5h - das zeigte mir dann allerdings schon recht deutlich meine Grenzen auf.

Warum überhaupt?

Ob ich auf ein ähnliches Erlebnis auf dem Weg hoffe, wie es Hape Kerkeling erlebt hat, weiß ich nicht. In gewisser Weise gibt es auch ansatzweise Paralellen (Depression, Tod der Mutter). Mit Sicherheit wird es ganz gut tun, einfach nur mal zwei Wochen aus dem Hamsterrad auszusteigen und sich primär nur um Grundbedürfnisse kümmern (essen, schlafen) und den Rest der Zeit nur einen Fuß vor den anderen setzen zu müssen. Keine Mails, keine Messanger, keine Anrufe. Ich plane nicht ganz ohne Handy zu gehen oder dieses permanent in den Flugmodus zu schalten, weil ich z.B. über eine App meine Unterkünfte von Tag zu Tag buche und dort bei Bedarf Zusatzinfos über den Weg erhalte (wo ist ein Supermarkt, wo eine Apotheke?) und über Facebook/Instagram will ich die Lieben zu Hause auf dem Laufenden halten, mit kurzen Statusberichten und einigen Bildern, aber die sonstigen typischen "Nerv-Apps" werden zwei Wochen lang in einen Unterordner geschoben, weg vom Startbildschirm und beim E-Mail-Programm kommt eine Abwesenheitsnotiz rein.

(Randnotiz: Bis hierhin wurde der Text VOR dem Jakobsweg geschrieben - der Rest nach der Heimkehr)

Die Anreise

Tag 1 - Jetzt geht (!) es los: Naja, noch nicht wirklich gehen - erst mal werden rund 2.400km mit Auto, Bahn, Flugzeug und Metro zurückgelegt. Um zwei Uhr nachts aufstehen, um drei Uhr irgendwas geht mein Zug nach Frankfurt. Dort am Flughafen angekommen bin ich eigentlich viel zu früh am Check-In, denn die Fluggesellschaft schließt den Schalter nicht eine Stunde vor Abflug, sondern öffnet ihn vielmehr (fast) erst dann. Es folgt die (erst) achte Flugreise meines Lebens, von Frankfurt nach Madrid und von dort nach Porto. Es hat alles geklappt, beinahe pünktlich und mein Rucksack ist auch nicht verloren gegangen, aber fliegen ist verdammt anstrengend - man wartet, um dann zu warten, um wieder zu warten, um dann in viel zu engen Sitzen eine Dose Cola für 3,99 Euro zu erstehen oder sechs Ravioli für 7,50 Euro. In Porto fahre ich mit der Metro zum Hostel und habe leichte Orientierungsschwierigkeiten aufgrund eines Umsteige-Mißverständnisses. Rucksack im Hostel untergebracht, andere Schuhe angezogen und ein wenig die nähere Umgebung erkundet. War am Fluss in einem Lokal ein Bier trinken und war schon dort der beinahe glücklichste Mensch der Welt. Im Hostel frage ich nach einem empfehlenswerten Restaurant in der Nähe, doch ich werde dort nie ankommen: Google Maps leitet mich vollkommen in die Irre, in den engen Gassen Portos. Ich kehre zurück und beteilige mich beim Sangria-Abend im Hostel. 


I'm Walkin'

Tag 2 - Ich laufe: Erste Etappe von Porto nach Vila Chã - 25,5km. Ich starte unweit des Hostels an Portos Kathedrale, hole dort meinen ersten Stempel und laufe von dort los und beinahe wäre es vorbei gewesen, bevor es gestartet ist: Ein Bus kickt einen faustgroßen Stein vom Fahrbahnrand in Richtung Hauswand und verfehlt mich bzw. meinen Knöchel nur um etwa einen halben Meter. Es geht raus aus der Stadt, am Fluss entlang. Porto ist wirklich traumhaft schön und als ich an der Küste ankomme, ist der Strand ebenso fantastisch. Ich treffe auf dem Holzsteg entlang der Küste Steve aus Liverpool. Er hat vor, den Jakobsweg in einer Woche zu laufen, da er dann zurück zu seiner Frau will, die in einem Pflegeheim ist. Habe mich mit ihm mehrere Kilometer unterhalten und es war eine schöne Begegnung. Ich will eigentlich schon lange eine Pause machen, doch A) finde ich keinen schattigen Platz dafür und B) zieht dich der Weg magisch an - du willst laufen. In Porto startete der Tag übrigens mit bedecktem Himmel, weshalb ich mich dazu entschloss, die Wanderhose dank Zipp-off zu einer kurzen Hose umzufunktionieren. Ein Fehler. Am Nachmittag erreiche ich meine erste Herberge. 10 Euro für ein Bett im 12er-Schlafsaal. Mal gucken... ich beziehe mein Bett, dusche mich, ziehe mich um und gehe zu einer kleinen Pizzeria in der Nähe. Beim Weg dorthin merke ich, wie meine Waden brennen - beim Gang gen Norden hast du halt die meiste Zeit des Tages die Sonne im Nacken, bzw. weil ich mich zum Glück noch für meine Cap mit Sonnenschutz entschieden habe, eben in den (nicht eingecremten) Waden. Ich bin allein im Lokal, die Pizza ist gut. Auf dem Rückweg sehe ich in unweiter Entfernung eine Apotheke und besorge mir etwas gegen Sonnenbrand und etwas Diclofenac für die Schulter, die ich jetzt auch merke. Ich denke: Vorsorgen ist besser. Irgendwann falle ich müde in mein Bett, stelle fest, warum es an der letzten Bettreihe einen Vorhang gibt: Weil immer, wenn jemand auf's Klo geht, das Licht per Bewegungsmelder in der Toilette angeht... für 30 Sekunden, dann aus, wieder an, aus, an, usw. und den halben Schlafsaal erhellt. Außerdem haben wir mindestens drei oder vier Schnarcher im Saal. Ich hab vergessen, die Ohropax aus dem Rucksack zu nehmen - egal, ich kletter jetzt nicht mehr aus meinem Hochbett heraus. 

These Boots Are Made For Walkin' (?)

Tag 3 - Der Tag startet früh, für viele. Ab etwa fünf Uhr herrscht im Saal hektische Betriebsamkeit. Was ist so schwer daran, seinen Rucksack am Vorabend vorzubereiten, seine Sachen die man anzieht, oben drauf zu legen, morgens aufzustehen, alles in die Hand zu nehmen und den Schlafsaal so leise wie möglich zu verlassen? Ich kann gegen 06:30 Uhr nicht mehr schlafen und verlasse die Herberge gegen sieben Uhr. Eigentlich war mein Plan, vormittags zehn und nachmittags zehn Kilometer zu laufen und da ich gestern schon 25 hatte, wollte ich heute nur 17km laufen. An der dort geplanten Herberge lande ich aber schon gegen zehn Uhr. Und sie öffnet erst um 14 Uhr. Soll ich mich also nun drei Stunden an den Strand setzen, um dann einzuchecken? Und was mache ich dann mit dem Rest des Tages, bis es schlafen geht? Ich entscheide mich um, suche ein anderes Hostel und finde eines mit Pool! Die Aussicht darauf, lässt mich vergessen, dass die Etappe damit auf 28,5km wächst - ich laufe nun von Vila Chã nach Fão. Übrigens heute mit langer Hose und Langarm-UV-Schutz-Shirt. Am Hostel angekommen: Ein kompletter Kontrast zu der vorigen Unterkunft. Sehr schön eingerichtet, geradezu familiäre Atmosphäre. Der Garten mit dem Pool ist absolut grandios und ich habe ein Vierbettzimmer, welches ich mir mit Michael aus Linz und zwei Asiaten teile. Ich dusche, ziehe mich um, besorge mir im nahegelegenen Supermarkt ein Kaltgetränk und hänge meine Füße in den Pool. Ich kann nahezu das Zischen meiner heißen Waden hören. Beim erneuten Aufstehen stelle ich fest, dass da etwas zwischen großem Zeh und Fußsohle ist... eine Blase, an beiden Füßen. Schon am zweiten Tag? Na toll. Ich befrage die Community in der Facebook-Gruppe und die einhellige Meinung ist, ich solle dünnere Socken versuchen. Super, da habe ich extra teure Wander-Spezialsocken gekauft und nun nützen sie mir nichts, obwohl ich damit einwandfrei trainieren konnte. Im besagten Supermarkt hatten sie sogar Socken, allerdings nur Größe 43-46. Unschlüssig, ob das passt, frage ich die Herbergs-Mutter, ob es irgendwo noch eine andere Möglichkeit gibt, Socken zu erstehen. Sie verweist auf den morgen stattfindenden Markt. Ich beschließe abends mit Michael etwas essen zu gehen und wir haben einen tollen Abend in einem Restaurant am Fluß verbracht, Essen war hervorragend, stundenlang gequatscht, war wirklich toll. Aber der Rückweg...


Walking On Broken Glass

Tag 4 - Die Nacht war himmlisch ruhig aber ich merke meine Füße... und wie. Es fühlt sich an, als würde ich auf Glasscherben laufen. Ich frühstücke noch schnell in der Unterkunft und breche auf, zum Markt. Dort finde ich die besagte Händlerin, aber größenmäßig immer noch nicht meine Welt. Egal, ich kaufe ein 5er-Pack 43-46 für fünf Euro, ziehe sie vor der Kirche auf einer Parkbank an und merke: Das ist in der Tat besser. Spoiler: Ich werde die Wandersocken nicht mehr tragen. Heute geht es von Fão nach Anha, 25km. Der Tag startet (wieder einmal) bewölkt, aber gegen Mittag kommt die Sonne zuverlässig raus. Ich treffe Silvia aus Polen bei der Suche nach einem Stempel für unseren Pilgerpass und wir kommen ins Gespräch, so lange bis sich unsere Wege trennen, weil ich abseits des Jakobsweges noch eine Apotheke aufsuchen will. Morgen ist Sonntag und in 30 Minuten schließt die Apotheke. Der 1,5km lange Umweg zieht sich. In der Apotheke kaufe ich Blasenpflaster nach. Ich wackel den Weg zurück und kehre auf halber Strecke in einem kleinen Café ein, um etwas zu essen - einen portugiesischen Hot Dog. Treffe dort auf Ellen und Kristin aus Baden-Würtemberg und wir stellen fest, dass wir nicht nur schon gestern Mittag im gleichen Café am Strand saßen, sondern auch im selben Flieger nach Hause sitzen - wir werden uns noch mehrere Male bis dorthin über den Weg laufen. Ich beherzige den Rat der Community, öfters Pausen einzulegen und dabei stets die Füße zu lüften, sprich: Schuhe aus! Ich laufe den Rest des Tages allein weiter und entschließe mich heute mal für ein Einzelzimmer, welches ich aus der App nicht vorbuchen konnte. Als ich in Anha ankomme, finde ich das Schild der Unterkunft mit dem Verweis auf 150 Meter. Das ist glatt gelogen oder bestenfalls Luftlinie, auf der Straße sind es mind. ein halber Kilometer. Dort angekommen haben sie Gott sei Dank (wie gesagt ohne Reservierung) noch ein Zimmer für mich. Mich erwartet ein riesiges Doppelbett, Frottee-Handtücher und ein Badezimmer mit Wanne (aber leider ohne Stöpsel) und freier Zugang zum Kühlschrank. Same procedure as last days: Duschen, umziehen, Essen gehen. Am Tor der Unterkunft hängt ein Schild "Café Tete, 100 Meter". Ich bin skeptisch, weil ich in der Sichtweite nichts erkennen kann. Frage Google Maps: 400 Meter Fußweg. Ihr wollt mich doch verarschen!? Okay, klar, wer bin ich, dass ich mich nach 25km Fußmarsch über 300 Meter Differenz beschwere? Doch wenn deine Füße so weh tun, dass du kaum noch gehen kannst, ist jeder Meter zu viel. Ich esse einen Dönerteller zu Abend - was es nicht alles gibt in Portugal - gehe zurück in meine Unterkunft und lasse den Tag mit Fernsehen ausklingen, denn auch das habe ich in meinem Zimmer, allerdings ist RTL der einzige deutschsprachige Sender.  

I'm Walking On Sunshine 

Tag 5 - Wenn du deinem Körper ausreichend Regeneration gibst (und neue Blasenpflaster), ist es erstaunlich, zu was er wieder bereit ist. Es geht von Anha nach Âncora, 22km. Der Tag startet kühl und ich treffe wenig Mitpilgernde. Erst gegen Mittag treffe ich Ellen und Kristin wieder und unterwegs sogar eine Niedersächsin, von der ich bis heute jedoch nicht den Namen weiß - ich habe es immer vergessen zu fragen, obwohl wir uns noch einige Male wiedersehen werden. Sie kommt aus Wolfenbüttel und läuft seit kurzem in Flip-Flops, weil es mit den Wanderschuhen nicht geht - okay. Kurz vor meiner Unterkunft treffe ich Michael aus Linz wieder und wir laufen die letzten Kilometer bis zur Unterkunft, welche ich von unterwegs buche, gemeinsam. Dort angekommen stelle ich fest, dass es sich um ein Ferienhaus handelt, welches ich mir mit Lara aus Berlin, Sandra aus Dortmund und einem Paar aus der Slowakei teile. Ich werde vom sehr netten Inhaber ein wenig Richtung Supermarkt begleitet und treffe dort Lara wieder. Ich frage, ob wir gemeinsam etwas kochen wollen, da man ansonsten viel zu viel hat (wer isst 500g Spaghetti?). Gefragt, getan. Im Ferienhaus zurück wird gekocht und wir essen alle gemeinsam - fünf fremde Menschen, die für eine Nacht ein Dach teilen. Wir verbringen den Abend noch auf dem Balkon, ich stelle viel zu spät fest, dass ich noch ein paar Teile Wäsche durchwaschen muss und hänge die Sachen viel zu spät auf die Leine... die Sonne verschwindet kurze Zeit später. Es wird schnell frisch und alle zieht es in die Betten. Nur Sandra wechselt mitten in der Nacht auf das Sofa im Wohnzimmer, da sie in ihrem Bett eine Wanze entdeckt.


Walk Like An Egyptian

Tag 6 - Der Tag startet nicht nur bewölkt, sondern regnerisch. Okay. Dann ist es wohl an der Zeit die Investition Regenponcho hervorzukramen. Und sie sollte sich als sehr gute Investition entpuppen, denn es regnet den Rest des Tages! Die Wetter-App meinte zwar, dass es gegen 11 Uhr eine Pause gäbe, aber dem war nicht so - kurzes Unterstellen bei einer kleinen Kapelle nicht hilfreich. Aus Ancora heraus ging es an der Küste weiter und der Wind war echt stürmisch. Die Route führte über eine lange Brücke und es scheint mir, als ob "Pilger nassspritzen" ein beliebter Freizeitsport bei Autofahrern ist. "Und, wie viele hast du heute erwischt? - "Ach, nur sechs." - "Oh, ich hab nur drei - ich gebe dir ein Bier aus!", so ungefähr stelle ich mir die Gespräche unter Einheimischen abends in der Kneipe vor. Manche, wenige machen einen Bogen um die Pfützen, aber viele brettern voll durch. Schuhe, Hose alles ist durchnässt. Die Socken muss ich an dem Tag zwei Mal wechseln. Regen-Stulpen wären eine sinnvolle Anschaffung gewesen. In einer Ortschaft leiten mich die vertrauten gelben Pfeile auf die andere Straßenseite, um dort festzustellen, dass dort ein Mann im Hochparterre seinen Balkon zum Stempeln von Pilgerpässen umfunktioniert hat. Auf einer Tafel soll ich mir einen von mind. zehn verschiedenen Stempeln aussuchen. Ich bedanke und verabschiede mich von ihm und seinem Kanarienvogel. Du fängst an, deinen Poncho mit den Armen so weit wie möglich vom Körper fernzuhalten, denn irgendwann wird der auch von innen nass/feucht. Das sieht komisch aus, ist aber so. Irgendwann entschließe ich mich, dass die heutige Etappe definitiv kürzer wird, als die vorigen und es geht von Ancora nur bis Seixas, 15km. Dort habe ich erneut eine Herberge gebucht, denn es geht ja nicht jeden Tag ein Einzelzimmer oder eine Ferienwohnung für rund 50 Euro und kurz davor treffe ich Dingens aus Wolfenbüttel wieder. Die Herberge hat noch nicht auf, als ich ankomme, also setze ich mich in ein nahegelegenes Café und stelle fest, dass ich mal was essen sollte. Es gibt kalte Minipizzen - besser als nichts. In der Herberge ist vor mir ein Paar aus Taiwan am einchecken. Als ich dran bin, sage ich der Herbergsmutter, dass ich das Meiste mitgehört und mich auch schon im WLAN eingeloggt habe. Glücklich, den ganzen Psalm nicht noch einmal runterbeten zu müssen, geleitet sie mich umgehend hoch zum Zimmer und fragt augenzwinkernd, ob ich im 3-Bett-Zimmer mit dem Paar aus Taiwan oder in einem 6er-Schlafsaal unterkommen möchte. Wir entscheiden uns für letzteres, wo nach aktuellem Stand lediglich noch eine Reservierung vorliegen würde. Ich frage zudem nach einer Möglichkeit, wo ich all die nassen Sachen aufhängen kann und bekomme einen Wäscheständer. Außerdem die Bedienung für die Klimaanlage, die ich umgehend auf 28 Grad einstelle. Ich gehe sehr heiß duschen und lege mich danach in das Bett, für welches es nur ein Kopfkissen und eine Wolldecke gibt, zusätzlich zum Einmal-Spannbettlaken. Also kommt die Anschaffung Hüttenschlafsack auch zum ersten Einsatz. Die Pilger-App spült mir eine aktuelle Info rein: "Pilgerstärkste Woche des Jahres - Engpässe in den Herbergen" lese ich, allein in meinem 6er-Schlafsaal liegend. Hmm... es soll auch niemand mehr dazu kommen. Ich hole den Wäscheständer aus dem kalten Flur in mein Zimmer, wo es wohlig warm ist. Der Hunger treibt mich später nochmal raus, in das empfohlene Restaurant. Beim Betreten macht das erst einmal einen recht gepflegten Eindruck. Überall an der Wand stehen dekorativ unzählige Weinflaschen. Mein Wein ist okay, das später bestellte Bier kommt jedoch direkt in der Flasche und die Nachbarn bekommen ihre Softdrinks aus der Dose. Ich bestelle "Bife a Girassol", also praktisch "Steak nach Art des Hauses". Was kommt, ist ernüchternd: Ein Lappen Fleisch, dessen Garpunkt kritisch ist, auf dem eine Scheibe Kochschinken, eine Scheibe Käse und ein Spiegelei trohnt. Darunter begraben ein Berg Pommes, die in drei Kellen Bratensoße schwimmen und dabei aufweichen. Ich bin hin- und hergerissen, zwischen runterwürgen und zurückgehen lassen. Entscheide mich für Ersteres. Am Ende bezahle ich 25 Euro und gehe depremiert in meine Herberge zurück. Aus der Heimat erfahre ich, dass ich 2.400km in den Südwesten Europas gereist bin, es hier bei 11°C regnet und die Familie bei 27 Grad Außentemperatur im Whirlpool sitzt. Dieser Tag war zum Abgewöhnen.

I Would Walk 500 Miles

Tag 7 - Weniger Regen als gestern und einsamer auf dem Weg von Seixas nach Valença, 27km. Ich habe nach der Enttäuschung gestern den Rat meines Vaters beherzigt, der mir vor meiner Abreise noch 100 Euro in die Hand drückte und sagte, ich solle mir auf dem Weg mal was gönnen. Das mache ich heute! Ich habe eine Luxus-Unterkunft auf der Platform gefunden, Einzelzimmer mit Badewanne und es werden Massagen angeboten. Kostenpunkt 90 Euro für eine Nacht. Egal. Tagestechnisch ist heute Halbzeit - nächste Woche um die Zeit will ich in Santiago sein. Zum "Bergfest" kann man sich auch mal belohnen. In Valença angekommen, will mich Google Maps vom Jakobsweg 5km aus der Stadt rausleiten. Ich checke das dreimal, ob das ein Witz sein soll. Nein, ist es nicht. Ich laufe die Hauptstraße gen Süden, zweige irgendwann auf eine Nebenstraße ab, die zu einem Feldweg wird, der zu einem unwegsamen Geröllweg im Wald wird. Ich zweifle immer mehr, dass in dieser Abgeschiedenheit irgendwas sein soll. Als es über eine kleine Anhöhe über eine kleine Seitenstraße geht, eröffnet sich das "Ressort" wie eine Oase in der Wüste. Ich werde herzlich empfangen, beziehe mein Zimmer mit riesigem Doppelbett inkl. Mini-Kühlschrank und Veranda mit Gartenblick und Hängeschaukel. Im Bad nebenan habe ich neben der Wanne und einer normalen Dusche auch eine Récamiere... IM BAD! Ich lasse mir Wasser ein und schaue vom Baden aus Fernsehen. Es gibt keinen deutschen Sender, aber ich schaue "Tango & Cash" in Englisch mit portugisischen Untertiteln. Aus der Wanne texte ich mit der Inhaberin via WhatsApp, ob es heute noch mit einer Massage klappt. Sie teilt später mit, dass der Masseur keine freien Termine mehr habe. Egal, heute kann mich nichts mehr umhauen. Ich bitte sie, mir für morgen ein Taxi zu rufen, welches mich auf den Jakobsweg zurückbringt. Nach gefühlt zwei Stunden Vollbad ziehe ich mir frische Sachen an, wasche die alten im Waschbecken durch und hänge sie auf meiner Reise-Wäscheleine auf der Veranda auf. Ebenfalls ein Utensil, was zum ersten Einsatz kommt. Ich gehe rüber zum Restaurant und erfahre, dass diese nur mit Reservierungen arbeiten, aber man mache für mich eine Ausnahme. Ich bekomme als Vorspeise Tomate Mozzarella und als Hauptgang "slowly cooked ham", was sich im Grunde als Eisbein auf einem Spinat-Spiegel mit Kartoffeln entpuppt. Dazu ein Glas Wein und ein Bier. Mit Trinkgeld am Ende 30 Euro und was für ein Unterschied zu gestern. Ich unterhalte mich mit dem Kellner über die gestrige Erfahrung und dass dagegen die heutige ein fantastischer Abschluss meines Portugal-Teils ist. Ich bedanke mich überschwänglich und lege mich sehr zufrieden schlafen. Auch weil ich feststelle, dass ich bereits 150km hinter mir habe und somit weit mehr als die Hälfte der Strecke.


Walking on the Moon

Tag 8 - Ich verlasse Valença nicht ohne einen Besuch des Fortaleza, einer malerischen mittelalterlichen Festung mit Geschäften, Restaurants, historischen Stätten und Festungsmauern. Danach geht es über den Fluss, den ich schon den gestrigen Tag als ständigen Begleiter hatte und die Grenze zwischen Portugal und Spanien darstellt. Auf spanischer Seite in der Stadt Tui überkommt mich ein erhabenes Gefühl, aufgrund der Tatsache, dass man gerade mühelos und umkompliziert eine (grüne) Grenze überqueren konnte. Leute liefen in die andere Richtung mit dem Hund Gassi. Ein Hoch auf Europa! Auf meinem weiteren Weg der Etappe bis O Porriño (20km) treffe ich Gabi aus Schleswig-Holstein, rund 20 Jahre älter als ich, aber weit bewandert... wo die schon überall gewesen ist, mein lieber Herr Gesangsverein. In einem tollen Garten-Café treffen wir noch einen Argentinier und zwei Australierinnen, sowie jemand, den ich am Folgetag näher kennenlernen soll. Der Camino ist international und wie das Leben: Einmal hält es wunderschöne Seiten parat (wie ein Waldstück nach dem Regen) und später läufst du durch ein nicht so anschauliches Industriegebiet. Und du weist nie, wen du hinter der nächsten Ecke triffst. Ich schlafe heute wieder in einem Hostel und bekomme dort nicht das obere Etagenbett, sondern eine Einzelkoje ohne jemand über mir, direkt am Fenster. Ich habe am Ende des Bettes Platz, meinen Rucksack abzustellen, kann mich auf der Fensterbank mit meinem Kram ausbreiten und nochmal meine (immer noch feuchten) Klamotten auf der Wäscheleine aufhängen. Abends geht es in ein nahe gelegenes Restaurant, auf der Karte haben sie Rippchen, die dann leider nicht so gut schmecken, wie sie auf der Karte aussahen. Aber ich bin versöhnlich. 


Walking On A Dream

Tag 9 -  Es geht von O Porriño nach Cesantes, 21km. Ab heute ist der Rest nicht mehr dreistellig! Den Großteil des Tages laufe ich mit Bea, die ich gestern im Café gesehen und mit der ich bereits von zu Hause im Facebook-Forum geschrieben habe - die Welt ist ein Dorf. Sie hat mich an meinem grünen Rucksack erkannt, läuft den Weg nicht zum ersten Mal und hat zwei Tipps für mich: Bei Kilometer 51 soll ich den Weg verlassen und mir den Wasserfall anschauen. Und bei einer späteren Herberge gibt es einen ganz tollen Stempel. Gemerkt. Wir reden den ganzen Tag und irgendwann merke ich dann, dass ich 1,5km an meiner Herberge vorbeigelaufen bin, also wieder zurück. Dort angekommen suche ich ein Schild o.ä. vergebens, aber ich bin lt. Google Maps richtig. Die Unterkunft hat einen riesigen Außenbereich mit vielen Sitzgelegenheiten, wo ich den Tag erst einmal bei einem kühlen Bier Revue passieren lasse. Ich lasse meine Wäsche waschen und trocknen, wobei letzteres nicht wirklich klappt, trotz drei Durchläufe im Trockner immer noch feucht. Und wie ich da in meiner Unterhose in der Küche stehe, wer läuft mir über den Weg? Gabi! Per Zufall dasselbe Hostel gebucht. Ich lerne ihre Clique kennen, allesamt super-sympathisch. Später fängt es ausgiebig an zu regnen - wieder einmal. Und ich wollte noch zum Supermarkt. Eine Mitpilgerin aus Südtirol hat einen Schirm, den sie mir leiht. Ich besorge Abendessen und Rotwein und wir haben nach meiner Rückkehr allesamt einen sehr netten Abend.

Walk This Way

Tag 10 - heute wird meine Geduld und der Glaube an die Menschen ernsthaft in Frage gestellt. Es geht von Cesantes nach Pontevedra, 20km. Ich habe mich für den Jakobsweg entschlossen, um mal abzuschalten, meine 37 gedanklichen Internetbrowser schließen zu können, acht sind eingefroren und ich habe keine Ahnung, woher die Musik kommt. Vielleicht auch mal in Ruhe ein Gespräch zu führen, mit jemandem, den man trifft und wo man feststellt, dass man sich gut versteht. Für manche Menschen hingegen ist der Camino aber offenbar wie ein Vatertagsausflug oder ein Besuch im Heide-Park. Ich habe eine Gruppe von zwölf oder fünfzehn Menschen getroffen, welche ich eine Weile ertragen musste. Ertragen, weil sie sich miteinander unterhalten haben und zwar nicht nur Nebenmann mit Nebenfrau, sondern lautstark von hinten nach vorne gebrüllt und umgekehrt. Die ganze Zeit! Da waren Menschen dabei, die hatten einen Turnbeutel um... EINEN TURNBEUTEL! Mir schmerzt der Rücken nach 20km mit meinem Wander-Rucksack und die tragen ihr Handy und ne Flasche Wasser in einem kleinen Daypack. Offensichtlich sind das die Sorte "Wanderer", die mit nem 20kg-Koffer anreisen und sich diesen von Hotel zu Hotel ihrer "all inclusive"-Reise chauffieren lassen und jeden Abend etwas frisches anziehen können. Manche hatten Stockschirme dabei, falls es etwas regnen sollte. Ein Pärchen hatte Trainingsanzüge an und sie hakte sich gemütlich bei ihm unter! Eine Frau hatte von allen die "Pilgerpässe" und stempelte in Ruhe 15 Pässe durch, während ich mir die kleine Kapelle angeschaut hatte, in der der Stempel auslag. Dafür hatte die Gruppe jedoch keinen Sinn, die quatschten vor der Kapelle lautstark weiter. Irgendwann war mir das zuviel und ich schaltete einen Gang höher. Vorne angekommen bemerkte ich einen Mann der Gruppe, der eine Warnweste trug... EINE WARNWESTE! Anscheinend der Gruppenführer, was-weiß-ich. Vielleicht sollte er auskundschaften und die Gruppe über Unwegsamkeiten informieren, keine Ahnung. Jedenfalls war er mit dem Verzehren seines halben Meter Baguettes beschäftigt und rülpste dann auch lautstark in den Wald hinein. Sorry, das hat absolut nichts mit pilgern zu tun. Ich beschleunigte meinen Gang und kam in einen Wald, wo ich sie abhängen konnte. Der Weg wurde später teils so morastig, dass sich einige ihre 300€-Sneaker ruiniert haben werden. In Pontevedra angekommen stellte ich fest, dass heute Feiertag in Galizien ist und das meiste zu hat. Ich kam an einer Bar vorbei, wo ein Mann mit seinem Hund draußen saß. ich bestellte ein Bier und bekam dazu eine kleine Schüssel Kartoffelsalat... Kartoffelsalat, in Spanien. Und der war richtig gut. Ich fragte nach, ob sie denn auch noch etwas "richtiges" im Angebot haben, was verneint wurde. Da war ich gezwungen noch ein Bier zu bestellen - mit Kartoffelsalat. Später fing es erneut an zu regnen. Also ging ich hinein und bestellte einen Cafe con Leche und erhielt dazu ein kleines Küchlein und Churros. Am Ende sollte mich alles zehn Euro (inkl. Trinkgeld) kosten. Galizien ist eine der ärmsten Regionen in Spanien und demzufolge das Lohnniveau niedrig. Ich hatte bereits morgens einen Cafe con Leche inkl. etwas Süßem für gerade einmal 1,60 Euro. Als der Regen aufhörte konnte ich die letzten 300 Meter zum Hostel gehen, welches sehr modern war und wo es auch Massagen gab, aber ich dachte, wenn heute Feiertag ist, wird das sicher nichts. Abends suchte ich nach einer Möglichkeit etwas zu essen und landete in einer Art Hamburger-Bude, etwas verwinkelt und sehr eigenwillig eingerichtet. Ich habe bis heute nicht verstanden, was das Konzept sein sollte - nebenbei wurden offensichtlich E-Scooter repariert oder so. Tauben spazierten auch fröhlich ins Lokal und pickten hier und da auf, was herunterfiel. Im Hostel stellte ich dann fest, dass es in meinem Schlafsaal über 20 Kojen gab, also war Ohropax wieder Pflicht.


Walking In Memphis

Tag 11 - Pontevedras nach Caldas des Reis, 23km. Am Vormittag komme ich an einer kleinen Kapelle vorbei, wovon ich bereits einige gesehen habe auf meinem Weg. Doch nach dem Stempeln meines Pilgerpasses hatte ich das Bedürfnis mich in die erste Reihe zu setzen und dort noch einen Moment zu verweilen. Aus dem Moment wurde geschätzt eine halbe Stunde, mindestens. Ich nutzte den Moment, eine Kerze für meine Mutter anzuzünden. Als ich weiterging war ich noch mindestens für einen Kilometer nahe am Wasser gebaut. In einem Café kehrte ich gegen Mittag ein und hatte noch ein Gespräch mit einem älteren Herrn aus UK. Dann kam der Kilometer 51 und ich bog ab zum Wasserfall. Dort schien dann auf einmal auch die Sonne und ich lernte Leah aus Irland kennen, die dort Pause machte und ein Bier trank. Ich holte mir in der kleinen Bar nebenan auch eines und gesellte mich dazu. Auf der nahegelegenen Lichtung setzte ich mich dann noch eine halbe Stunde in die Sonne. Ich sollte ja öfters Pausen einlegen. Dann kam ich in Caldas des Reis im Hostel an, welches mir wegen des tollen Stempels empfohlen wurde. Das Hostel wirkte erst einmal in die Jahre gekommen, aber die Tochter der Inhaberin machte mir mit sehr viel Liebe zum Detail ein Siegel in meinen Pilgerpass. Mit Blümchen und Goldstaub... einfach toll. Und wen treffe ich dann in dort? Bea! Die mir den Tipp mit der Herberge gab. Per Zufall haben wir für dieselbe Nacht die gleiche Herberge gebucht. Am Abend entschließen wir uns noch die Thermalquelle anzuschauen, ein Fußbad in der Innenstadt, einmal sehr heiß, einmal kalt. Ferner wackeln wir zum Supermarkt und gehen noch in ein Restaurant am Fluß, welches uns empfohlen wurde. Dort lerne ich Klaus aus Bremen, Steven aus England und Carmen aus Wien kennen, mit letzterer habe ich ebenfalls bereits in der Facebook-Gruppe geschrieben. Wir haben sehr gut zu Abend gegessen und kehren zurück ins Hostel. Dort stoßen wir auf Leah, Alex und Kerstin (allesamt "Gen Z") und wir sitzen zu siebt am Tisch, trinken Wein, essen Kirschen und unterhalten uns aus Rücksicht zu Steven den kompletten Abend auf Englisch. Dabei wird es tiefgründig: Nach einer kleinen Vorstellungsrunde soll jeder sagen, warum er den Weg läuft und auch, welches der glücklichste Moment im Leben war. Als ich dran bin, stelle ich fest, dass die Hochzeit mit meiner Frau oder auch die Geburt der Kinder unvergessliche Momente im Leben sind. Aber genau jetzt, dieser Moment, mit sieben (teils) fremden Menschen, inklusive der Erlebnisse des heutigen Tages, das machte mich unheimlich glücklich und es war für mich mein Camino-Moment. Später kam besagte Tochter mit Freunden sowie Inhaberin mit Freundin vorbei und stimmte in den geselligen Abend mit ein. Es war wunderschön.

Born to run

Tag 12 - Ich hatte bereits gestern realisiert, dass ich nur noch zwei Übernachtungen von Santiago entfernt bin. Heute geht es von Caldas des Reis nach Padrón, 28km. Die heutige Etappe wird etwas länger, weil ich erneut eine sehr schöne Unterkunft ausmachen konnte. Unterwegs dorthin treffe ich Gabi wieder und Lena aus Berchtesgaden. Letztere hatte ich am Tag zuvor überholt, während sie sich mit einer Frau aus Südamerika unterhielt. In einer Zwischenstation, wo wir eine Linsensuppe mit Chorizo essen, werden wir für eine Familie gehalten, zwei Geschwister, die mit Mutti wandern gehen. Im weiteren Verlauf des Weges macht Gabi ihr Knie zu schaffen und wir stellen fest, dass wir dieselbe Unterkunft gebucht haben - wieder einmal unabhängig voneinander. Wir werden dort auch ihre Clique treffen. Allerdings bin ich irgendwann mit Lena unbemerkt 400m vor Gabi und wir entschließen uns, dass sie bei ihr bleibt und ich vorlaufe. Unterwegs will ich im Supermarkt noch etwas für den Abend besorgen. Die Strecke von Padrón zur Unterkunft zieht sich wie Kaugummi. Je weiter ich gehe, desto mehr stelle ich fest, dass die 70jährige Gabi den Weg nicht packen wird. Erst recht als der schmale Seitenstreifen beiseits der Straße endet und ich neben der Leitplanke einen Trampelpfad lang muss. An der Unterkunft angekommen frage ich den Besitzer, ob es möglich wäre, dass wir die Strecke abfahren und nach Gabi schauen. Er zögert keine Sekunde. Als wir sie nach mehreren Kilometern nicht finden, rufen wir sie an. Sie wurde mittlerweile von einer Frau mitgenommen und stand kurz vor der Unterkunft, wo wir sie dann einsammelten. Die Unterkunft war wirklich toll. Zum ersten Mal auf meiner Reise gab es ein Bett mit einem Viskose-Kopfkissen, das mit dem "Memory-Schaum", so wie ich es auch zu Hause habe. Im Zimmer lerne ich noch kurz Tom aus Maine (USA) kennen, wer läuft uns über den Weg? Bea! Es ist einfach unglaublich. Wir liegen so weit ab vom Schuss und treffen uns dennoch unabgesprochen wieder. In der Küche war ein Kühlschrank mit Marmelade, Joghurts und das ganze Gemüsefach voll mit Orangen. In einem anderen waren Getränke, Bier sowie Tiefkühlpizzen und Salate. Wir machten es uns im Garten in der Sitzgruppe gemütlich, wo auch Gabi's Clique wartet, Bea taped Gabi das Knie und wir verbringen den letzten Abend vor Santiago im Sonnenuntergang. 

You'll never walk alone

Tag 13 - letzte Etappe, einen Tag früher als geplant. Es sind nur noch 17 lächerliche Kilometer bis nach Santiago. Ich fotografiere jeden Kilometerstein, 17, 16, 15, 14, nehme Frau und Kinder auf dem Endspurt mit, 10, 9, 8... treffe in einem Café Gabi nochmal. 4, 3, 2... einen Stein mit 1km Rest suche ich vergebens auf meinen Gang durch die Hauptstadt Galiziens. Ich überquere einen Zebrastreifen, bevor ich in die Altstadt komme. Ich spüre es, dass ich dem Ziel nahe bin. Irgendwann realisiere ich, dass ich mich der Kathedrale von der Seite nähere und komme auf dem großen Vorplatz an, der voller Pilger_innen ist. Die Stimmung ist atemberaubend und ich sauge alles auf. Auf der anderen Seite vom Platz sehe ich dann Gabi (musste den Rest dann mit dem Bus fahren) nebst Clique und Bea. Wir fallen uns in die Arme und sie gibt mir einen Stein, welchen sie eigentlich für einen besonderen Moment aufgehoben hatte, um ihn auf einen der Kilometersteine zu legen und auf einmal löst sich alles... es bricht aus mir heraus und ich heule erleichtert los. Wenig später rufe ich zu Hause an, per Videocall und es wird noch schlimmer. Ich bin überglücklich und heule wie ein Schloßhund. Wir verbringen nahezu den Rest des Nachmittags auf dem Platz, kaufen im Supermarkt um die Ecke Baguette, Salami, Käse, Wein und picknicken auf der Plaza. Und es kommt, wie es kaum jemand schreiben könnte: Irgendwann treffe ich Michael aus Linz, die "Gen Z"-Mädels, Lena, Klaus, Ellen und Kristin, als ich meine Compestela abhole Steven. Später lerne ich noch Günther kennen, mit dem Bea seinerzeit ihren ersten Jakobsweg gelaufen ist und der heute - ebenfalls ungeplant - seinen Jakobsweg ab Sevilla beendet. So etwas kann nicht mal ein Drehbuch schreiben. Unfassbar. Es gibt dann noch das Angebot der deutschen Pilger-Seelsorge für einen kurzen Austausch. Irgendwann nehme ich vollkommen erschöpft von den Emotionen ein Taxi zum Hostel, das 2,5km auswärts liegt. Schnell duschen, was frisches anziehen und wieder Taxi zurück. Anders hätte ich es zeitlich nicht geschafft, denn um 19:15 Uhr beginnt die Abendmesse in der Kathedrale. Es war sehr bewegend und die Kathedrale ist überwältigend. Abends gehen wir noch gemeinsam essen und anstelle mit dem Bus, wie geplant, muss ich erneut mit dem Taxi ins Hostel fahren, denn es ist schon nach Mitternacht.


Der Abschluss

Ich schlafe aus - bis 09:30 Uhr - ziehe mich an und fahre mit dem Bus in die Innenstadt. Ich möchte auch noch die Hauptmesse um 12:00 Uhr miterleben, die tatsächlich etwas anders ist, auf jeden Fall stärker besucht. Anschließend schlendere ich durch die Gassen, finde noch das ein oder andere Mitbringsel für die Familie. Bea schreibt, was ich so mache, sie sitzen gerade in einem Café. Es ist nicht weit und ich treffe dort auch auf Klaus und Carmen, die heute angekommen ist. Wir verplanen den Rest des Tages damit, dass wir die Kathedrale nochmal abseits der Messe anschauen wollen und abends findet dann auch noch der spirituelle Rundgang um die Kathedrale statt. Zum "letzten Abendmahl" kehren wir in einer nahegelegenen Bar ein, treffen auf die am besten Englisch sprechende Kellnerin und sitzen nochmals gemeinsam zum Abschluss zusammen: Bea, Gabi, Klaus, Günther, Carmen und ich. Das Essen war ausgezeichnet und ich verabschiede mich schweren Herzens rechtzeitig um heute noch einen Bus zum Hostel zu erwischen. Rucksack packen, füh schlafen gehen. Ich freue mich wahnsinnig auf meine Familie und stelle auch fest, dass all die anderen Mitpilger_innen in den 12 Tagen so etwas wie eine Ersatzfamilie waren. Ich rechne aus, dass ich über 350.000 Schritte in den vergangenen zwei Wochen gemacht habe.


Die Rückkehr 

Mittwoch, 22. Mai 2024: Ich stehe früh auf, trinke im Café gegenüber noch einen letzten Cafe con Leche und steige in den Bus. Am Flughafen treffe ich Ellen und Kristin. Der Schalter macht wieder erst rund eine Stunde vor Abflug auf. Einchecken, Sicherheitskontrolle, dieses Mal sogar mit Drogenwischtest. Unauffällig. Flug nach Madrid, Weiterflug nach Frankfurt. Dort spricht mich eine Frau aus Brasilien an, ob ich ihr gleich im Flughafen helfen könnte. Sie spricht nur Portugiesisch. Ich behelfe mir mit Google Übersetzer. Sage ihr, dass ich - im Gegensatz zu ihr, da ihr Gepäck beim Umstieg verloren ging - auf mein Gepäck warten und vor allem meinen Zug erwischen muss. Ich geleite sie bis zum Ausgang, aus dem ich noch nicht raus kann und sage, sie solle am besten an der Flughafen-Info fragen, ob ihr nicht jemand in Portugiesisch weiterhelfen könne. Es ist 17:55 Uhr Meine Gepäckausgabe verzögert sich - ich checke wann mein Zug fährt: 18:42 Uhr. Mein Rucksack kommt, es ist 18:15 Uhr. Ich laufe zum Shuttle-Bus, der sich endlich gegen 18:30 Uhr in Bewegung setzt und renne anschließend durch das Terminal, wo der Fernbahnhof ist. Auf der Anzeigetafel sehe ich meine Abfahrtszeit 18:42 Uhr, Gleis 7 und auch etwas mit "Hannover" - es ist 18:40 Uhr. Mit letzter Kraft springe ich in den Zug, der kurze Zeit später pünktlich abfährt. Im Zug sitzend stelle ich fest, dass die Durchsagen auch auf Französisch erfolgen und an der Infotafel etwas mit Brüssel steht. Merkwürdige Streckenführung. Auch die ICE-Nummer ist eine andere - mich beschleicht ein ganz blödes Gefühl: Ich sitze im falschen Zug. Es gab zwei Abfahrten um 18:42 Uhr. Ich hätte nicht den auf Gleis 7 sondern auf Gleis 6 nehmen müssen. Der Schaffner sagt, ich kann in Köln, dem nächsten Halt umsteigen. Dort kommen wir um 19:33 Uhr auf Gleis 4 an, aber der andere Zug nach Hannover fährt dort eigentlich um 19:26 Uhr ab, auf Gleis 5. Er fragt an, ob sie warten können. Wir kommen am gleichen Bahnsteig an. Ich muss also nur einmal quer rüber (theoretisch). Bis Köln höre ich nichts mehr von ihm. Bei der Einfahrt sehe ich, dass auf dem anderen Gleis noch ein Zug steht - sie haben gewartet. Doch mein Zug ist viel länger und ich stehe praktisch ganz vorne. Als sich die Türen öffnen, muss ich den halben Bahnsteig mit einem 8kg-Rucksack auf dem Rücken runterrennen und mittendrin höre ich, wie die Durchsage kommt "Am Gleis 5 einsteigen - Türen schließen selbsttätig", ein Pfiff... ich springe in letzter Sekunde in den Zug. Dort durchschnaufen, ins Bord-Bistro, endlich was essen. Chilli con Carne und ein Bier für knapp 15 Euro. Erste Mahlzeit des Tages. Aufgrund Signalstörung und Wechsel des Zugpersonals kommen wir eine Stunde später als geplant in Hannover an. Am Bahnsteig warten Tochter und Frau, ich schließe sie überglücklich in die Arme. Zu Hause dann Sohn und Hunde überschwänglich begrüßt. 

Vielen Dank an alle, die mich auf dem Weg begleitet bzw. die ich dort kennenlernen durfte.

FAZIT

Habe ich die "Erleuchtung" gefunden? Vielleicht. War der Weg wertvoll? Auf jeden Fall! War er beschwerlich? Manchmal. Würde ich nochmal laufen? Kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich wüsste derzeit nicht genau auf welchen Jakosbweg meine Wahl dann fallen würde. Nur so viel: Ich würde vermutlich anderes Schuhwerk nehmen, eher in den Bereich Running-Schuhe. Fest steht: Der Camino macht etwas mit dir. Er schickt dich einmal mehrere Minuten steil einen Hügel hinauf, um dann später wieder bergab zu laufen und du fragst dich "Warum das jetzt?". Er ist wie das Leben: Mal schön, mal merkwürdig, mal hässlich. Er lehrt dich vorauszudenken (Sonnenschutz, auch wenn der Tag bedeckt startet). Er macht merkwürdige Dinge mit dir. Er erinnert dich (oder vielmehr indirekt durch deinen Körper), dass du nicht zu viel auf einmal machen, sondern es (öfter) langsamer angehen solltest. Er hält manche Überraschung für dich parat. Zum Beispiel ganz tolle Menschen, die du zuvor noch nie getroffen hast und mit denen du vermutlich kein Wort wechseln würdest, wenn man sich im Hamsterrrad der Normalität in der Straßenbahn oder beim Bäcker begegnen würde. Er lehrt dich, mit wenig auszukommen - und einiges, von dem was ich mithatte, hätte ich in der Tat nicht gebraucht - sowie dankbar zu sein, für das, was man hat, aber teils auch als viel zu selbstverständlich erachtet.

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