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Aber scheiß drauf, Halloween ist nur einmal im Jahr

Nun ist also erst einmal wieder Ruhe vor "SÜSSES ODER SAURES!". Gestern kamen diverse verkleidete Gestalten an unsere Tür, welche wir Halloween-gerecht geschmückt hatten. Und für alle war es ein schaurig gruseliger Spaß. Doch nicht alle sehen das Treiben am Abend vor Allerheiligen als Jux. Einige - vornehmlich ältere Herrschaften - können dem vornehmend morbiden Treiben nichts abgewinnen und gingen teils kopfschüttlend an unserem Haus vorbei. Sicher ist in unserer Stadt vielleicht nicht mal jedes zehnte Haus dem Halloween-Wahn zugetan, aber mit jedem Jahr werden es mehr. Vor rund zehn Jahren waren wir eines der wenigen, welches nicht bloß einen ausgehöhlten Kürbis vor die Tür stellte, sondern eine kleine Show zelebrierte: Verkleidet als Gevatter Tod öffnet man die Türe, begleitet von schauriger Musik im Hintergrund und untermalt mithilfe einer Nebelmaschine. Mit den Jahren sprangen immer mehr auf den Zug auf und es entbrannte eine Art Wettbewerb. Vor Corona, so erinnere ich mich noch dunkel, gab es eine Familie, welche den kompletten Garten "schmückte" und zu einer regelrechten Tour einluden, welche dann Keller und Co. mit einschloss und an der Haustüre endete, wo es dann noch das obligatorische Süße mit auf den Weg gab. Die müssen Wochen für die Vorbereitung gebraucht haben. Aber gut, solche Extreme kennen echte Weihnachts-Fans schon lange.

Bild: Pixabay

Aber wie kommt es denn eigentlich zu diesem Brauch, was hat Allerheiligen/Allerseelen damit zu tun und warum feiern wir Halloween am Reformationstag? Von vorn:

Der Reformationstag, das Reformationsfest oder der Gedenktag der Reformation wird von evangelischen Christen in Deutschland und Österreich am 31. Oktober im Gedenken an den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517 gefeiert - und sage und schreibe seit 2018 sogar auch in Norddeutschland mit einem gesetzlichen Feiertag. Laut der Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Abend vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache zu Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Disputation herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation der Kirche ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, dass eine Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich sei. Dies sei schon durch das Opfer Jesu Christi am Kreuz geschehen. Luther hatte seine Thesen vorab in Briefform mehreren geistlichen Würdenträgern und Bischöfen des Reiches zugesandt. Als die Bischöfe nicht reagierten, soll er die 95 Thesen an die Schlosskirche Wittenbergs angeschlagen haben.

Allerheiligen ist ein christliches Hochfest, an dem aller Heiligen gedacht wird, der „verherrlichten Glieder der Kirche, die schon zur Vollendung gelangt sind“, der bekannten wie der unbekannten. Das Fest wird in der Westkirche am 1. November begangen und auch die evangelische Kirche feiert den Gedenktag der Heiligen am 1. November.

An Allerseelen („Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen“) begeht die römisch-katholische Kirche das Gedächtnis ihrer Verstorbenen. Das Gedächtnis aller Seelen wird im Kirchenjahr am 2. November als Hochfest begangen, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Menschen aller Armen Seelen im Fegefeuer und wenden ihnen Ablässe zu. In der römisch-katholischen Kirche hat der Allerseelenablass daher eine besondere Bedeutung.  

Halloween (von englisch All Hallows’ Eve, der Abend vor Allerheiligen) benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. In vorchristlicher Zeit begingen die Kelten am 31. Oktober Samhain, eines ihrer wichtigsten Feste. Sie feierten damit ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Die Kelten glaubten außerdem, dass es an diesem Tag Kontakte in das Reich der Toten geben kann. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im seinerzeit katholisch geprägten Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus. 

Der Brauch, Laternen aus Kürbissen zu schnitzen, geht ebenfalls auf eine Legende aus Irland zurück: Als ein Bösewicht namens Jack gestorben war, verwehrte ihm Gott den Zugang zum Himmel. Doch auch in der Hölle war Jack nicht willkommen, denn er hatte den Teufel zu Lebzeiten übers Ohr gehauen. Mit einem Stück Kohle, das er in eine ausgehöhlte Rübe legte, machte sich Jack auf die Suche nach einem Ort, an dem er bleiben konnte. Aus dieser Legende leiteten die Menschen den Glauben ab, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe die Macht habe, den Teufel und böse Geister fernzuhalten. Als viele Iren nach Amerika auswanderten, nahmen sie diesen Brauch mit. In den USA war der heimische Kürbis größer und leichter zu bearbeiten als Rüben. So löste er die Rübe als Jack O'Lantern ab - wie die geschnitzte Laterne im englischsprachigen Raum genannt wird. 

Bild: Pixabay

Das Wort Halloween, in älterer Schreibweise Hallowe’en, ist eine Kontraktion von All Hallows’ Eve („Aller Heiligen Abend“), benennt also den Tag bzw. den Abend vor Allerheiligen (wie auch bei Heiligabend, englisch Christmas Eve). Vor jedem kirchlichen Hochfest wurde am Vorabend eine Messe gefeiert, die Vigil, so auch vor Allerheiligen. Die heute noch üblicherweise gefeierten Vigilien sind der Heiligabend (vor Weihnachten) und die Osternacht (vor Ostern). 

Mit steigender Beliebtheit Halloweens wurde Kritik von verschiedenen Seiten laut. In Deutschland wird kritisiert, dass die alten Bräuche zunehmend verdrängt werden, beispielsweise das Martinisingen am 10. beziehungsweise 11. November, bei dem an den Haustüren Lieder gesungen und als Belohnung Gebäck, Früchte oder Süßigkeiten erwartet werden. Ebenso beklagt wird Vandalismus durch Häuserschmierereien oder Eierwürfe ("Saures"), die zu vermehrten Einsätzen der Polizei zu Halloween führen. In den letzten Jahren ist es zudem scheinbar "Brauch" geworden, mit Böllern um die Häuser zu ziehen. Es knallt und rummst, wei sonst nur an Silvester. Überlebt da mancher Briefkasten nicht mehr Allerheiligen, weil es kein Süßes gab? Weiter im Text.
Das Hochfest Allerheiligen, von dem Halloween seine Bezeichnung ableitet, gehört in einigen deutschen Ländern zu den sogenannten stillen Tagen. An stillen Tagen sind in einigen deutschen Ländern öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen, die nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen, verboten (s. auch Tanzverbot an Karfreitag).
Insbesondere evangelikale Christen in den Vereinigten Staaten distanzieren sich sehr scharf von Halloween: Sie vertreten die Meinung, dass mit dem Fest Missbrauch durch satanistische Vereinigungen getrieben werden könne, und lehnen Halloween als okkult ab. Andere verteidigen einen ungezwungenen Umgang mit Spuk und dem Unheimlichen zu Halloween durch Christen. Und "by the way": Im katholisch geprägten Mexiko feiert man nicht Halloween, sondern "Día de los Muertos" - den Tag des Todes. An diesem einen der wichtigsten mexikanischen Feiertage, wird traditionell der Verstorbenen gedacht. Was da veranstaltet wird, da ist Halloween in Deutschland ein KIndergeburtstag gegen, aber mit Paw Patrol!

Alle Jahre hört man sie wieder: Warnungen aus den Reihen der katholischen Kirche vor Halloween. Die reichen bis hin zu einer angeblichen "Zunahme an Blasphemie", einer Anfälligkeit für "Handlungen des Teufels" oder dem Einzug "böser Geister". Ganz zu schweigen von der Furcht, dass christliches Brauchtum durch das unchristliche Fest Halloween verdrängt werde. Da möchte man frei heraus fragen: Echt jetzt, Leute? Euer Ernst? Kritik an einer gewissen Konsumorientiertheit ist legitim - man sieht ja im Grunde seit Anfang Oktober nur noch Kürbisse, Süßkram mit Grusel-Faktor und spooky Servietten in den Supermärkten, von der ganzen Deko mal ganz abgesehen. Man sollte bei aller Konsumkritik bedenken: Auch das Christentum kann ein Lied davon singen (Weihnachten ist ja furchtbar unkommerziell). Zudem mag es mehr Vandalismus als üblich bei dem abendlichen Treiben geben (s.o.). Aber eines ist Halloween sicher nicht: Eine "echte Gefahr", bei der Tod, Teufel und Hexerei zelebriert werden. Kinder, die auf der Jagd nach Süßigkeiten verkleidet durch die Straßen ziehen, und Jugendliche, die abends kostümiert feiern gehen. Kirche, entspann dich!

Und mir ist ein verkleidetes Skelett, dass einmal kurz "Süßes, sonst gibt's Saures" ruft, allemal lieber, als drei Dutzend 3er-Gespanne, welche knapp zwei Wochen später minutenlang "Matten Matten Mären" plärren. ALLE! Die haben nur DIESES EINE LIED im Repertoire!

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