Mit Künstler_innen ist das ja so eine Sache... teils ein Völkchen für sich. Man kennt das mit Star-Allüren á la "Ich will nur das hawaiianische Wasser XY, bei 7,6°C gekühlt in meiner Umkleide!" oder in dergleichen soll alles in weiß sein, vom Sessel über den Teppich bis zu den Blumen. Nun frage ich mich schon länger, haben die bei ihren Starporträts ebenso einen an der Klatsche? Wie ist es bitte sonst zu erklären, dass teils so skurrile Fotos zustandekommen, wie man sie zur Genüge kennt? Oder sagen die Fotografen "Du ich habe da eine völlig fancy Idee!"? Ich weiß es nicht - ich bin da auf meine Vorstellungskraft angewiesen. Ich nehme euch mal mit, wie ich mir das vorstelle... jüngst laß ich einen Artikel über die Kandidaten für den ESC-Vorausscheid und habe ein paar tolle Schnappschüsse gefunden. By the way: Mir scheint, die Zeiten wo du mit deinem bürgerlich-biederen Namen á la "Jeanette Biedermann" o.ä. auftreten konntest, sind endgültig vorbei: Cage (Englisch: Käfig), Chase (Englisch: verfolgen), Cloudy June (übersetzt: wolkiger Juni), COSBY, FANNIE, JALN, LYZA und JULIKA (wichtig: alles groß geschrieben) oder "Enny-Mae x Paradigm" muss es wohl schon sein. Verrückte Zeiten.
Übrigens sind nicht nur Starporträts und Bandfotos oftmals fernab von jeglichen Geschmack oder zumindest Verständnis, auch bei Plattencovern fragt man sich, wie ist es nur dazu gekommen? Nur ein Beispiel: Eric Clapton, Mr. "Slowhand", einer der bedeutendsten Blues- und Rock-Gitarristen der Geschichte muss gerade sein Album "Old Sock" im Studio eingespielt haben, als einige Tage später die Plattenfirma anrief: "Du, Eric. Wir mischen gerade die Aufnahmen ab, da ist uns eingefallen, wir haben vergessen, mit Dir ein Bild für das Cover zu machen. Du weißt doch, wir wollten dich auf dem Barhocker mit der Gitarre..." - "Ist mir egal, ich bin gerade im Urlaub auf den Bahamas!" - (kurze Denkpause) "Echt? Kannst Du uns ein Selfie von dort schicken?" - "Warum? Ach, mir egal... hier bitte und jetzt lasst mich in Ruhe!" - "Danke Eric, schönen Urlaub noch 😁". Tja. Und so (oder so ähnlich) muss es wohl dann dazu gekommen sein:
Aber das, wie gesagt, nur am Rande. Nun zu den erwähnten Bandfotos/Künstlerproträts vom ESC 2025 - wie erwähnt, ich lasse da mal meiner Phantasie freien Lauf:
"Hallöchen. Ihr seid?" - "Abor und Tynna." - "Gesundheit. Was? Ach sorry. Ja, dann lasst uns direkt loslegen. Ach wisst ihr was, wir sparen und das ganze Shooting, mit Studio und dem ganzen Peng, ist ja auch schon später Vormittag. Ich hab hier auf eurer Instagram-Seite ein Foto gefunden, das wohl der eine Kumpel von euch mit der Handykamera auf der Brücke in stockfinsterer Nacht gemacht hat. Wir nehmen einfach das. Passt! Wolln wir ne Bowl essen gehen?"...
© eurovision.de Foto: Linh-n-Guyen
"Hey Janine, schön, dass du zum Foto-Shooting gekommen bist. Du, tausch doch mal am besten deine bequemen Sneaker erst mal gegen die überdimensionalen Yetifell-Moon-Boots da hinten - su-per siehst du aus. Weißt du, wir lassen das mal mit einer hochprofessionellen Fototapete im Hintergrund, setz dich mal da hinten in die Zimmerecke. Ja genau, vor die schlecht verputzte Wand und dem Heizkörper... ja, da wo das Kabel nicht mal richtig in die Ecke gelegt worden ist. Super! Irgendwas fehlt noch. Wie wäre es mit einer Sonnenbrille? Du siehst SU-PER aus! Zieh die mal ein bisschen runter auf die Nase, damit man deine Augen ein kleines bisschen sehen kann... ja, aber nicht direkt in die Kamera schauen - guck mal zur Seite, ins Nichts. So und jetzt noch ganz natürlich die Beine so weit wie möglich auseinander spreizen und die Handflächen vor dir flach auf den Boden legen. Ganz natürlich. PERFEKT! Das isses"...
© eurovision.de/RTL
"Tschüss Janine, mach's gut, viel Erfolg! Ach, da sind ja schon die nächsten. Wie heißt ihr?" - "Enny-Mae x Paradigm." - "Okaaay. Sei's drum. Wisst ihr was? Ich frag' mal einfach ganz verrückt: Was stellt IHR euch denn so vor, für das Bandfoto?" - "Also wir fänden es toll, wenn wir so auf dem Boden sitzen, die Jungs sitzen oder hocken hinter mir. Alles vor einem schlicht weißen Hintergrund, da kommen dann nämlich meine überdimensionalen Camouflage-Stiefel richtig gut zur Geltung - und ich spreize ganz natürlich meine Beine so weit wie möglich auseinander und lege die Handflächen flach vor mir auf den Boden. Ganz natürlich." - (erstauntes Schweigen) "GENAU SO machen wir das! Das isses!"...
© eurovision.de/RTL Foto: Cansu Kuscu
"Hallo Nika.". "Nein, nein, es heißt NI-KA! Mit Bindestrich und alles groß geschrieben.". "Ach so, sorry. Tja, however... wie siehst du aus Schätzchen? Hat's draußen geregnet oder hattest du keine Zeit die Haare zu föhnen?". "Nein, so ist meine Frisur, das ist mein Style!". "Ah so, okay... ähm, na dann wollen wir mal anfangen. Du ich würd sagen, du stellst dich einfach mal hier vor diese pissgelbe Wand, ja so seitlich, genau. Und dann drehst du deinen Kopf zur Kamera... warte ich mach das mit dem Licht mal anders... in der Mitte etwas überbelichtet in Kaltweiß, dafür am Rand schön dunkel und on top ein richtig schöner Schattenwurf hinter dir.. der steht für die Schattenseiten im Leben. WAHN-SINN! Das isses..."
© eurovision.de/RTL Foto: Üzeyir Fatih Kaya
"Guten Tag Noah!" - "Es heißt Noah Levi." - "Oh, sorry. Ja, dann legen wir mal los. Schönen Anzug hast du da an. Ich hab da auch schon die passende Location für dein Shooting im Kopf... wir gehen mal kurz auf die Toilette." - "WAS?" - "Ja, vertrau mir... so da sind wir auch schon. Hmm... nee warte mal. Die Nasszelle vom Fotostudio ist viel zu abgehoben, zu bunt, zu modern. Wir gehen rasch nebenan in die Schule.... so, da wären wir. Das ist doch schon was anderes. Da! Wir nehmen die Ecke, wo eine der Fliesen einen Sprung hat und diese wahnsinnig stylischen Heizungsrohre an der Wand verlaufen. Dann stell' dich mal mit dem Rücken an die Wand daneben. Ja so ist es gut. Aber warum schaust du so deprimiert? Gefällt dir die Location nicht? Ach weißt du was - das ist DAS Motiv, bleib so! Das isses!"...
© eurovision.de/RTL Foto: Noah Heupel
"Du musst Benjamin Braatz sein... Gott, wie bürgerlich. Kein englischer Künstlername eingefallen? Und für Großbuchstaben hat es auch nicht gereicht, wie? Hättest dir mal was Positives überlegen können - 'benJAmin' zum Beispiel. Na, egal. Ich hab da eine richtig tolle Idee für dein Proträtfoto. Stell dich mal hier an die Wand, ja genau, die genauso weiß ist, wie dein Hemd. Du bist ja auch nicht gerade von der Sonne geküsst, stimmts? Warte, ich mach mal kurz etwas 'stimmungsvolles' Licht..." - "Alter, das ist ja so grell wie bei einer Gegenüberstellung!" - "Jaaa, das muss so. Aber irgendwas fehlt noch. Warte, ich hab DIE Idee! Wo ist denn meine Assistentin, die Uschi? USCHI! Mal' dir mal die Lippen an und knutsch den Benjamin ein paar mal ab. Ja perfekt. Und dann verwuschel ihm dabei seine "Paul Breitner"-Gedächtnisfrisur. Ja, Benjamin jetzt lass der Uschi so kurz vor der Rente auch mal ihren Spaß! Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. So, Aufnahme. DAS isses!"...
© eurovision.de Foto: Joel
"So, da sind schon die Nächsten... ihr müsst das sein, was sich Menschen mit Winterdepression wünschen... 'From Fall To Spring'? Vom Herbst (direkt) zum Frühling? Verstehste? Egal. Mit euch habe ich was ganz Verrücktes vor, wir gehen mal raus aus dem Fotostudio, da hinten ins Industriegebiet... nebenbei gefragt: Warum habt ihr zwei eigentlich Handschuhe mit Protektoren an? Seid ihr mit Inline-Skates hergekommen? Und dann aber auch nur jeweils an einer Hand? Egal. So drapiert euch mal vor dem Sicherheitszaun, ich gehe mal in die Knie, damit ich richtig viel von der blauen Lagerhalle mit drauf bekomme. Sooo, jetzt mal alle in die Kamera schauen, bis auf dich mit dem Hoddie - DU guckst mal zur Seite! Perfekt, das isses!"...
© eurovision.de/RTL Foto: Marcus Ulbrich
Und es gibt noch viel, viel mehr Bandfotos aus der Hölle. Nochmals muss ich zusammenfassen: Wenn zwei Künstler aufeinandertreffen, wird es... schwierig. Der oder die eine ist musisch begabt, der/die Andere eher grafisch. Und wenn bei beiden das Talent fehlt, wird es manchmal einfach nur schräg. Aber wer bin ich, darüber zu urteilen... Kunst (und auch Schönheit) liegt im Auge des Betrachters.
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