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Trumps Tabelle vernichtet rund 1,8 Billionen Euro weltweit

Der alte weiße Mann aus Übersee mag es, Dinge in Händen zu halten und in Kameras zu zeigen. Das bewies er bereits am Tag seiner Vereidigung, als er in einer Arena vor tausenden von Zuschauern an einem kleinen Tisch Platz nahm, um dort unter frenetischem Jubel seiner Jünger wie am Fließband präsidiale Dekrete zu unterzeichnen und die benutzen Stifte wie Devotionalien in die Menge zu werfen.

Jüngst war es eine Tafel, welche alle möglichen Länder aufzeigt, die fortan mit Strafzöllen belegt werden. Soll heißen: Wann immer Firmen aus diesen Ländern etwas in die USA exportieren wollen, wird dieses in Zukunft erheblich teurer. Donald Trump belegt Dutzende Länder mit neuen Schutzzöllen von zehn bis 50 Prozent (im Bild gelbe Zeile). Dahinter steckt eine Rechenformel, die das Weiße Haus veröffentlicht hat. "Reziprok" (zu Deutsch: wechselseitig) sollen die neuen Schutzzölle sein und all die Nachteile ausgleichen, die das Ausland den Vereinigten Staaten im Handel angeblich auferlegt hat (im Bild linke Leiste). Trump feiert den 02. April gar als "Tag der Befreiung". Trumps Plan (sehr vereinfacht wiedergegeben): Weil der Import absurd teuer wird, sollen alle Firmen direkt in den USA produzieren und ihre Firmensitze oder zumindest die Produktion dorthin verlegen, was nach seiner Denke Millionen von Arbeitsplätze für US-Amerikaner_innen bedeutet.

Diese Tabelle vernichtet weltweit nahezu 2 Billionen Euro Wert - Quelle: dpa

Die EU, Kanada und China haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt, ähnlich wie in den 1930er Jahren. Europa plant ab dem 13. April, US-Produkte wie Harley-Davidson-Motorräder und Bourbon mit höheren Zöllen zu belegen. Selbst ohne diese Gegenmaßnahmen würde die US-Wirtschaft laut der Tax Foundation erheblich leiden: Ein Verlust von über 350.000 Arbeitsplätzen wird erwartet, ebenso wie höhere Preise und ein Rückgang der Produktion in vielen Sektoren. Auch wenn Trumps Ziel, mehr Industrie in die USA zurückzuholen, erreicht werden würde: Es würde Jahre dauern, während die Zölle sofort wirken.

Trumps neue Zölle treffen die Handelspartner hart und sorgen für Börsenchaos. Die drastischen Aufschläge führen zu einem blitzartigen Kurssturz und Milliardenverlusten für Anleger in Europa, Asien und Amerika. Die Auswirkungen von Trumps Zoll-Rundumschlag machen sich weltweit an den Börsen bemerkbar. Um zu verstehen, wie viel „Wohlstand“ Trump über Nacht vernichtet hat, lohnt sich der Blick auf die großen Aktienindizes - auch in Deutschland.

Der Dax ist der bedeutendste deutsche Aktienindex und misst die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Firmen an der deutschen Börse. Wie viel Geld im Dax steckt, zeigt die Marktkapitalisierung. Sie entspricht der Anzahl der Aktien, die ein Unternehmen besitzt, multipliziert mit dem Preis, den diese Aktie wert ist. Beispiel Adidas: Der Sportartikelkonzern hat heute eine Marktkapitalisierung von knapp 36 Milliarden Euro. Bedeutet: So viel müsste man bezahlen, möchte man alle Aktien von Adidas auf einmal kaufen. Durch den Einbruch an der Börse, infolge von Trumps Zoll-Ankündigung, ist der Kurs der Adidas-Aktie aber um rund neun Prozent gesunken. Ein Blick auf die Marktkapitalisierung zeigt, dass Adidas gegenüber dem Vortag an der Börse drei Milliarden Euro weniger wert ist. Ergo: Die Adidas-Aktionäre haben zusammen über Nacht drei Milliarden Euro verloren.

Zurück zum gesamten Dax. Trumps Zoll-Ankündigung hat den Dax am Donnerstag um 2,5 Prozent ins Minus gedrückt. Damit verloren alle Dax-Anleger auf dem Papier fast 41 Milliarden Euro. Blickt man auf die wichtigsten Börsen der Welt, zeigt sich, dass der Schaden um ein Vielfaches größer ist. Nicht nur in Europa, Japan oder China brachen die Indizes ein, auch in Brasilien, Australien, Indien oder Südafrika sackten die Kurse ab. Hier ein Blick auf die wichtigsten Vier:

EuroStoxx 50: Der Aktienindex mit den 50 größten börsennotierten Unternehmen in der europäischen Union. Trumps Ankündigung, Zölle von 20 Prozent auf europäische Importe zu erheben, löste bei Europas größtem Börsenindex heftige Reaktionen aus. Der EuroStoxx 50 fiel um mehr als drei Prozent. Bei einer Gesamtmarktkapitalisierung von 4,61 Billionen Euro bedeutet dies einen Buch-Verlust von fast 140 Milliarden Euro – binnen eines Tages.

Screenshot Chart EuroStoxx 50 - Quelle: Google

Nikkei: Japans Leitindex umfasst 225 Aktiengesellschaften und ist der bedeutendste Aktienindex in Asien. Die Einführung eines Importzolls von 24 Prozent für alle Güter aus Japan reagierte der Nikkei heftig. Der Leitindex verlor 2,7 Prozent. Bei einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 3,63 Billionen Euro büßte er somit 100 Milliarden Euro ein.

Screenshot Chart Nikkei - Quelle: Google

S&P 500: Es ist der Aktienindex, der die 500 führendsten US-amerikanischen Unternehmen umfasst und zu den meistbeachteten Aktienindizes der Welt gehört. Die Ankündigung von Zöllen ließ auch die Aktien der größten US-Unternehmen im S&P 500 abstürzen. Insgesamt hatten alle Aktien im S&P-500 am 02.04.2025 einen Wert von 44,36 Billionen Euro, die bereits erwähnte Marktkapitalisierung. Mit Börseneröffnung am Folgetag (03.04.2025) fiel der S&P-500-Index um 3,4 Prozent und bescherte den Aktionären damit einen Verlust von 1,5 Billionen Euro. "America First"!

Screenshot Chart S&P 500 - Quelle: Google

Hang Seng Index: Der Aktienindex mit den 50 größten und meistgehandelten Unternehmen der Hongkonger Börse. Die Einführung von US-Importzöllen in Höhe von 34 Prozent auf chinesische Waren hatte am Morgen schon den chinesischen Hang Seng--Index tief ins Minus gedrückt. Der Leitindex verlor am 03.04.2025 immerhin 1,52 Prozent, damit lösten sich umgerechnet 46 Milliarden Euro in Luft auf.

Screenshot Chart Hang Seng Index - Quelle: Google

Addieren wir also nur diese vier größten Märkte zusammen:  140 Milliarden + 100 Milliarden + 1500 Milliarden + 46 Milliarden = 1.786 Milliarden Euro. Allein an diesen vier Börsen wurden durch Trumps Zollkampfansage also fast 1,8 Billionen Euro vernichtet.

1.800.000.000.000 Euro!

Für alle, die noch in "Elon Musk's" rechnen: Das ist nahezu fünf Mal das Vermögen des reichsten Menschen der Welt. Trotz der immensen Verluste bei Tesla.

Jedes Reiskorn = 100.000 US-$ - Unten links, die visualisierte Menge, die Elon Musk in Trumps Wahlkampf gesteckt hat. Oben Musk's Gesamtvermögen - Quelle: Instagram

Anders ausgedrückt: Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt - also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die während eines Wirtschaftsjahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte erwirtschaftet wurden - von Ländern wie Australien, Südkorea, Mexiko oder Russland. Man könnte also sagen von heute auf morgen wäre eines dieser Länder komplett wertlos, pleite, nichts mehr wert. Nur durch das Hochhalten einer Tafel.

Zum Vergleich: Mit "nur" 14 Milliarden Dollar (zusätzlich zu den bisherigen Anstregungen jährlich) ließe sich etwas völlig Utopisches ermöglichen: Den Hunger in der Welt bis 2030 weitgehend beenden. Kein Kind, kein einziger Mensch müsste mehr Hunger leiden. Also streng genommen zehn Jahre lang on top jährlich 14 Milliarden investieren. However... verbrennen wir halt lieber durch das Hochhalten einer Tafel das Zwölffache davon!

Das Problem: Die Historie belegt, wann immer Washington hohe Zölle verhängte, folgten Rezessionen, Staatskrisen und Handelskriege. Das Ganze ist nur ein Vorgeschmack darauf, wie teuer ein Handelskrieg die Weltwirtschaft - und alle Börsianer - zu stehen kommen wird.

Randnotiz: In Schweden, wo ca. 90% aller Zahlungen bargeldlos erfolgen - selbst Obdachlose haben Schilder mit ihrer Handynummer, worüber sie mittels einem Dienst ähnlich wie PayPal bargeldlos Spenden von Passanten bekommen - wird zu mehr Bargeldeinsatz geraten. In einer Broschüre, die das Schwedische Verteidigungsministerium an Haushalte verschickt habe, werde ebenfalls empfohlen, wieder mehr Bargeld einzusetzen. Als Grund werde ein möglicher kommender Krieg angegeben.

Merke: Wenn Narzissten, Faschisten und Extremisten an der Macht sind, geht es ihnen niemals um das Volk oder "um den kleinen Mann", sondern immer nur um sich und ihresgleichen.

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