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Die Zukunft ist Vergangenheit - oder: "Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine … Straßen."

Einmal alt fühlen, bitte? Gerne: "Zurück in die Zukunft" ist gestern 40 Jahre alt geworden! Am 3. Juli 1985 startete "Back to the Future" (oder wie wahre Fans sagern "BTTF") in den amerikanischen Kinos und wenige Monate später in Deutschland. Und es gibt einige Hintergrund-Facts zu der Triologie, die mit ein paar Wendungen des Schicksals nicht so geworden wäre, wie wir sie kennen... und lieben.

Es ist meine absolute Lieblings-Filmreihe, bestimmt schon mindestens ein Dutzend Mal angesehen und immer noch nicht "satt". Und immerhin war ich A) 1985 dabei, als er in die deutschen Kinos kam und B) ich war "Zeitzeuge", als 2015 sozusagen "die Zukunft Gegenwart wurde".

"Zurück in die Zukunft" ist nicht nur der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 1985, vor "Rambo 2", "Rocky IV" und "Jenseits von Afrika" - er spielte bei einem Budget von 19 Mio. US-$ über 381 Mio. ein (allein in Deutschland rund 4,8 Millionen Besucher). Es ist der erfolgreichste Jugendfilm des ganzen Jahrzehnts, weit vor "Dirty Dancing". Er ist Abenteuer, Komödie, Märchen, Romanze, ein wenig Science-Fiction und eine Lektion über das Erwachsenenwerden zugleich. Er befeuert den Skateboard-Boom (auch ich hatte mir damals eines zugelegt - mit mäßigem Erfolg) und macht die Fünfzigerjahre populär: die Musik, die Mode, den Stil, die Unschuld.  

Anfangs (1980) haben Bob Gale und Robert Zemeckis (1995 für "Forrest Gump" mit einem Oscar prämiert) nicht wirklich einen roten Faden für die Geschichte bzw. den ganzen Film. Nur einzelne Ideen, die sie auf Karteikarten schreiben und lose zusammenbringen. Der zündende Gedanke fehlt, bis Bob Gale im Jahrbuch seines Vaters blättert. Hätten sie sich angefreundet, wenn sie zusammen zur Schule gegangen wären? War seine Mutter wirklich so züchtig, wie sie immer sagt? Erkennt man wieder, die Themen? Im Februar 1981 ist der erste Entwurf fertig. 44 Mal, so sagen sie, wird das Drehbuch von Produzenten und Studios abgelehnt. Dann gewinnt man niemand geringeres als Steven Spielberg als Produzenten und Universal als Geldgeber.

Die Geschichte | "Deine Zukunft ist immer das, was du daraus machst."

Es gibt vom ersten Drehbuch-Entwurf bis zum fertigen Film viele Änderungen. Ursprünglich sollte es in das Jahr 1952 statt nach 1955 gehen. Marty kopierte und verkaufte anfangs illegal Filme (das gefällt dem Studio nicht). Seine Freundin heißt Suzy statt Jennifer Parker. Sein Vater George ist Boxer, kein Schriftsteller. Der Tanzabend heißt "Frühling in Paris" statt "Verzauberung unterm See". Einige Wünsche kommen von Studio-Boss Sid Sheinberg: Nicht "Prof. Brown", sondern "Doc Brown" (was weniger altmodisch klänge), der auch keinen Affen als Haustier haben soll, sondern einen Hund: "Kein Film mit einem Schimpansen hat je Gewinn gemacht." Und Martys Mutter möge bitte Lorraine heißen (wie Sheinbergs Frau). Auch um den Titel gibt es einen harten Kampf: Sheinberg mag ihn nicht und besteht in einem Rundschreiben auf "Space Man from Pluto". Spielberg schaltet sich ein, reagiert lässig mit einer legendär gewordenen Antwort: "Hallo Sid, danke für Dein witziges Memo, wir haben alle sehr gelacht, mach weiter so.". 

Der DeLorean | "Sie bauten eine Zeitmaschine? Aus einem DeLorean?"

Als man mit dem Drehbuch beginnt, ist der kultige Wagen noch gar nicht auf dem Markt. Ursprünglich denkt man an einen Kühlschrank, befürchtet aber, Kinder könnten es zu Hause nachmachen und hineinklettern, was in den USA womöglich zu einer Klagewelle geführt hätte. In der ersten Version des Drehbuchs ist die Zeitmaschine ein stationärer Kernreaktor, der erst dann funktioniert, als Marty aus einer Laune heraus Cola mit seiner streng geheimen Rezeptur hineingießt. Das Finale soll in Nevada auf einem Atomtest-Gelände stattfinden. Die Explosion sorgt für die nötige Energie, während sich Marty in einem Kühlschrank versteckt, um sie zu überleben. Diese Idee wird erst viele Jahre später im vierten Teil von "Indiana Jones" aufgegriffen - für BTTF reicht das Budget nicht. An irgendeiner Stelle macht man die Zeitmaschine mobil, was den Film flexibler macht und den Doc viel mehr in das Finale einbindet. Einen DeLorean wählt man, weil er mit seinen Flügeltüren aussieht wie ein UFO – was man im Film ausnutzt. Beim Dreh sorgt das Auto immer wieder für Probleme. Der DeLorean sieht zwar wie ein schnittiger Sportwagen aus, ist aber nicht besonders schnell und beschleunigt langsam. Die Tacho-Anzeige geht gar nur bis 85 Meilen – man erinnere sich: 88 Meilen pro Stunde brauchte es für eine Zeitreise. Ergo: Der Wagen muss frisiert werden. Manchmal springt er nicht an (kennen wir aus dem Film) und auch in Los Angeles ist es in Januar-Nächten kühl und die Flügeltüren zicken zuweilen. Das Innere ist recht klein, für eine Kamera muss die Rückwand ausgebaut werden. Hier folgte eindeutig die Funktion der Form. Man stelle sich nur vor, die hätten stattdessen einen Fiat Multipla o.ä. gewählt.

Übrigens: Der "Mr. Fusion" auf dem DeLorean im 2. Teil, war eigentlich eine elektrische Kaffeemühle von Krups.

Bild: Collage

Die Darsteller / „Hallo? Hallo? Jemand zu Hause?“ 

Für die Hauptrolle des Marty waren anfangs viele Namen im Gespräch, darunter Johnny Depp und John Cusack. Priorisiert war jedoch Michael J. Fox. Er war der Publikumsliebling der gerade angesagten Serie "Familienbande", doch genau deswegen ist er eigentlich unabkömmlich. In die engere Wahl für die Rolle des Marty kommen auch C. Thomas Howell und Eric Stoltz. Ersterer ist der Favorit, für zweiteren entscheidet sich der Studio-Chef. Der Dreh läuft bereits fünf Wochen, dann erkennt man: Es funktioniert mit Eric Stoltz nicht. Er spielt zu ernsthaft, bringt nicht den erhofften Humor mit, nicht die erforderliche "Verwundbarkeit und Jugendlichkeit", so eine Spielberg-Biographie. Immer wieder kreisen die Gedanken um Michael J. Fox – und sie probieren es noch einmal mit einer Anfrage. Michael dürfe im Film mitspielen, unter der Bedingung, dass "Familienbande" nicht vernachlässigt wird - er dürfe keinen Tag fehlen. Das heißt: tagsüber die Serie drehen und abends (und nachts) den Film. Michael muss nicht lange darüber nachdenken, ob er einen Mädchen-Schwarm darstellen will, der Skateboard fährt und Rockmusik spielt, für den Produzenten, der hinter "Indiana Jones" und "E.T." steckt. Unterschiedliche Fahrer holten ihn von den jeweiligen Drehs ab und fuhren ihn zum nächsten und mussten ihn teils auch ins Bett tragen.

Noch turbulenter als bei Marty ist die Besetzung seiner Freundin Jennifer Parker. Man entscheidet sich für die gerade mal 18 Jahre alte Claudia Wells. Doch weil ein Pilotfilm, bei dem sie mitspielt, überraschend in Serie geht, muss sie BTTF absagen. Als Ersatz wählt man Melora Hardin. Doch als Michael J. Fox nun doch Martys Rolle übernimmt, wird auch sie ersetzt (ohne eine einzige Szene gedreht zu haben). Grund: Sie überragt den nur 1,63 Meter großen Schauspieler mit sage und schreibe 2cm und eine größere Freundin wird als unpassend empfunden. Währenddessen ist die kleinere Claudia Wells (1,62m) wieder frei, denn ihre Sitcom "Off the Rack" wird nach nur sechs Folgen abgesetzt und so wird sie zum zweiten Mal für dieselbe Rolle gecastet. Es bleibt ihr einziger nennenswerter Film-Auftritt, denn 1986 erleidet sie zwei Schicksalsschläge: Einen schweren Verkehrsunfall, mit dessen Folgen sie jahrelang zu kämpfen hat, und ihre Mutter (zugleich ihre Managerin) erkrankt an Krebs. Beides führt dazu, dass sie sich viele Jahre von Hollywood fernhält. 1991 eröffnet sie eine Herrenmodeboutique (nein, nicht in Wuppertal!), in der sich bis heute immer wieder Fans Autogramme geben lassen.

Crispin Glover, der im 1. Teil Martys Vater George spielt, ist in den Nachfolgefilmen nicht dabei. Es geht in erster Linie um Geld, um dessen Höhe verschiedene Varianten kursieren. Glover ist aber auch unzufrieden mit dem Ende von Teil 1, welches Glück mit Wohlstand gleichsetzt. Um ihn zu ersetzen, wendet man allerlei Tricks an: Man behilft sich mit Archivmaterial von Glover aus Teil 1 und vor allem mit einem Double, Jeffrey Weissman. Man sieht ihn meist im Hintergrund oder von hinten (oder gar kopfüber), bei Nahszenen greift man auf die Maske zurück, die es vom erwachsenen George McFly gibt, und er ahmt die Bewegungen und die Gestik nach.

Es ist auch eines der originellsten Easter Eggs der Filmgeschichte, wo Marty mit seiner Band das Lied "The Power of Love" von Huey Lewis spielt und abgelehnt wird, dass der spießige Juror ("Ich fürchte, Sie sind eine Spur zu laut.") vom eigentlichen Sänger des Liedes selbst dargestellt wird, in seiner ersten Rolle in einem Film.

Huey Lewis (o.l.), als Juror (u.r.) und mit Michael J. Fox am Set (rechts) - Bild: Collage

Die Drehorte / "Ich mach' was aus meinem Leben!" - "Ja, das stimmt. Er wird Bürgermeister!" - "...Gute Idee!"

Auch für Hill Valley dachte man zunächst an eine echte, bereits existierende Stadt; aber am Ende ist es einfacher und preiswerter, das Set auf dem Universal-Gelände zu bauen. Dort steht bereits seit 1948 die Attrappe des Gerichtsgebäudes, die in unzähligen Filmen als Kulisse zu sehen ist. Aufmerksame Kino-Fans können sich z.B. an das verschneite Gebäude in der Rückblende am Anfang des Hackerfilms "Sneakers – Die Lautlosen" erinnern - ein ebenfalls grandioser Film mit Robert Redford, Dan Akroyd und Sidney Poitier, um nur drei zu nennen.

Das Rathaus-Gebäude in "Zurück in die Zukunft" und bei "Sneakers - die Lautlosen" - Quelle: ZIDZ.com

By the way:  Die Firma „Statler“ ist auch zu allen Zeiten in Hill Valley präsent: 1885 als Pferde- und Kutschenhändler, 1955 als „Statler Motors Studebaker“, 1985 als „Statler Toyota“ sowie 2015 an derselben Stelle als „Pontiac Sales – Hoverconversions“. Dass die Automarke Pontiac 2010 aufgelöst wurde, war 1989 nicht vorherzusehen. 

Die Szenen auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, das am Anfang des Films "Twin Pines Mall" heißt und am Ende (folgerichtig) "Lone Pine Mall" (weil Marty in der Vergangenheit eine der Fichten überfährt), werden auf dem Gelände der "Puente Hills Mall" gedreht. Am 26. Oktober 1985 schauen um 1.20 Uhr mehrere Dutzend Liebhaber des Films vorbei, in der Hoffnung, etwas würde dort passieren.

Teil 2 und 3 // „Doc, hören Sie. Alles was wir brauchen, ist ein bisschen Plutonium.”

Eigentlich soll es nur einen BTTF-Film geben. Die Schluss-Szene war nur als Gag gedacht, aber ist dann doch ein passender Aufhänger für zwei Nachfolger, die an einem Stück gedreht werden und 1989 und 1990 ins Kino kommen. Sie handeln 2015 in der Zukunft und 1889 im Wilden Westen. 2015! Das ist nun auch wieder zehn Jahre her! Im Film "Zurück in die Zukunft II" dachte man, wir würden in Autos durch die Gegend fliegen, die Kinder würden auf schwebenden Hover-Boards umherfahren, wir "hydrieren" Essen binnen Sekunden und was-weiß-nicht-noch-alles. Rückblickend hat sich in den 30 Jahren gar nicht so wahnsinnig viel verändert, ja Handys, Internet. Aber von fliegenden Autos sind wir meilenweit entfernt.

Und gleichwohl des gigantisches Erfolgs der Triologie (Teil 2 wie 3 wurden mit rund 40 Mio. US-$ produziert und spielten 332 und 244,5 Mio. ein) und möglicher Spekulationen über einen 4. Teil - auch angesichts dessen, dass jüngst mit einem genialen Teaser bekannt wurde, dass es nach ebenfalls 40 Jahren 2027 einen 2. Teil des Mel Brooks-Klassikers "Spaceballs" geben soll:

Es wird keinen Film "Zurück in die Zukunft 4" geben. Mehr als 35 Jahre nach der Premiere des Kinowelterfolgs machen sich Josh Gates und "Doc Brown"-Schauspieler Christopher Lloyd auf die Suche nach einem DeLorean, welcher bei den Dreharbeiten des Blockbusters zum Einsatz kam. Dei beiden besuchen die Universal Studios in Los Angeles und sie treffen sich mit Sammlern, Fans, Drehbuchautoren und Hollywoodstars wie Lea Thompson. Denn die Männer haben eine Mission: Sie wollen der „Michael J. Fox Foundation“ eine Ikone auf vier Rädern übergeben.

Doch sowohl Regisseur Robert Zemeckis als auch Drehbuchautor Bob Gale haben mehrfach betont, dass es keine Fortsetzung, keinen Reboot oder Remake der Trilogie geben wird. Sie sind der Meinung, dass die Geschichte von "Zurück in die Zukunft" abgeschlossen ist und nicht weiter erzählt werden sollte. Und ich finde, das ist auch gut so.

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