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Eine Katastrophe mitten in Europa

Was sich derzeit rund 1.000km oder zwei theoretische Flugstunden östlich von Deutschland abspielt ist ein Wahnsinn, in vielerlei Hinsicht, besonders natürlich humanitär... Entgegen der Kreml-Propaganda erfolgen Angriffe gegen die Zivilbevölkerung, werden Krankenhäuser, Schulen und Wohngebäude beschossen. Es gibt sogar Aufnahmen, die belegen, dass von russischer Seite auf unbewaffnete Zivilisten gefeuert wird.
https://www.zdf.de/politik/frontal/kriegsverbrechen-ukraine-graeueltaten-gegen-zivilisten-100.html

Russland greift in einigen Regionen mittlerweile die Wasserversorgung gezielt an. Menschen nähmen teilweise Heizungen auseinander, um in ihrer Not das Kühlwasser zu trinken.
Das Krankenhaus im ukrainischen Lwiw nahe der polnischen Grenze ist nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef durch die Anzahl an verletzten Kindern aus allen Landesteilen überlastet. Die dortigen Ärztinnen und Ärzte haben deshalb ein Aufkleber-System einrichten müssen, um die Behandlung der Kinder zu koordinieren. Ein grüner Sticker heißt: verletzt, aber ohne dringenden Bedarf. Gelb bedeutet: muss behandelt werden. Rot heißt: um dieses Kind muss sich sofort gekümmert werden. Es gebe auch schwarze Sticker, sagt ein Sprecher: Das Kind lebe noch, aber es könne nicht gerettet werden, und das Krankenhaus sei gezwungen, seine Ressourcen auf andere kleine Patienten zu konzentrieren.

https://www.n-tv.de/panorama/Ukrainische-Klinik-teilt-verletzte-Kinder-mit-Stickern-ein-article23198016.html

Unter diesem Aspekt schon, ist es schwer den Bogen hinzubekommen. Aber allein wenn man es nur - ganz banal - aus finanzieller Sicht betrachtet: Allein Russland soll der Krieg mehrere Milliarden Dollar kosten - PRO TAG! Wie alle Zahlen in diesem Bezug, lassen sich diese nur grob schätzen. Manche Experten gehen von sechs, andere von bis zu 20 Mrd. aus, täglich! Kriegsgerät, Treibstoff, Nahrung, Sold...
https://www.rtl.de/cms/sanktionen-militaer-so-viel-kostet-der-ukraine-krieg-russland-pro-tag-4931508.html

Die angerichteten Schäden in der Ukraine beziffern andere Experten bis dato vage auf eine dreistellige Milliardenhöhe. Allein die Infrastruktur verzeichnet Schäden von knapp 120 Mrd., insgesamt geht man wohl von Schäden von über 500 Mrd. aus!
https://www.welt.de/wirtschaft/article237510103/Folgen-des-Ukraine-Krieges-Ueber-die-Haelfte-der-Wirtschaft-steht-still.html

Und die weltweiten Mehrkosten, beispielsweise durch gestiegene Rohstoffpreise (Mehl und sogar Öl ist in vielen Supermärkten mal wieder ausverkauft; in New York zahlt man für ein Dutzend Bio-Eier aktuell knapp 9 Dollar, für ein Plundergebäck rund die Hälfte), teureres Gas oder Benzin, Kursverluste an den Börsen usw. sind wahrscheinlich unmöglich zu beziffern.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-03/krieg-ukraine-inflation-usa-lebensmittel-energie-preise?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

*All das, weil ein alter Mann in Moskau Großmachts-Phantasien ausleben muss. Das Staatsoberhaupt des (flächenmäßig) mit Abstand größtem Land dieser Erde (beinahe so groß, wie die USA und Kanada zusammen - Platz 2 und 3 auf dieser Liste).*
Was könnte man mit all dem Geld nicht Besseres machen...

Die weltweiten öffentlichen Ausgaben für Klimaschutz und Klimaanpassung betrugen 2019/2020 durchschnittlich 321 Mrd. USD pro Jahr, das entspricht 16,2 Prozent der weltweiten Militärausgaben und 0,37 Prozent des weltweiten BIP von 2020. Die jährlichen Ausgaben, die notwendig wären, um das 1,5°C-Ziel noch zu erreichen, schätzt die Climate Policy Initiative auf 3.800 Mrd. USD. Das wäre das Doppelte der weltweiten Militärausgaben.
https://at.scientists4future.org/2021/11/09/die-staaten-der-welt-geben-sechs-mal-so-viel-fur-militar-aus-wie-fur-klimaschutz/

Etwas weniger, 14 Milliarden Dollar zusätzlich zu den bestehenden Ausgaben, wären pro Jahr nötig, um den Hunger in der Welt bis 2030 weitgehend zu beenden. Hunger ist weltweit die häufigste Todesursache und tötet mehr als HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose zusammen. Und der Krieg wird dies noch dramatisch verschlimmern:
Nahezu ein Drittel des international gehandelten Weizens stammt aus der Ukraine und aus Russland. Obendrein haben beide hohe Weltmarktanteile bei Gerste, Mais und Sonnenblumenöl. 45 afrikanische und damit auch einige der ärmsten Länder der Welt importieren lebenswichtiges Getreide zu einem großen Teil aus diesen beiden Ländern. Die Preise steigen enorm – obendrein hat Russland angekündigt, die Ausfuhr unter anderem von Weizen, Gerste und Roggen zu beschränken - damit soll zunächst der Bedarf im eigenen Land gesichert werden. Es droht eine weltweite Hungerkrise.
https://www.mopo.de/news/politik-wirtschaft/globale-getreidekrise-die-grosse-angst-vor-einem-hurrikan-des-hungers/

Es gibt nach wie vor ein ungleiches Verhältnis bei Corona-Impfungen: Während grob gesagt auf der Nordhalbkugel mehr als 30% eine Erstimpfung bekommen hat, sind es auf dem südlichen Teil des Planeten im Schnitt weniger als 10%. Länder wie beispielsweise Kolumbien oder Südafrika stehen vor einem Dilemma, denn die hohen Kosten für den Impfstoff führten dazu, dass Geld für andere Aufgaben im Gesundheitswesen fehlen. Beide Länder wurden von der Corona-Pandemie hart getroffen und müssen sich jetzt hinter einer ganzen Reihe von reicheren Ländern anstellen, um die weltweit begehrten Impfstoffe zu kaufen und ihre Bevölkerung zu immunisieren. 
Mit einem jährlichen Gesundheitsbudget von nur 10 Milliarden Dollar für etwa 50 Millionen Einwohner ist Kolumbien eines von vielen Ländern, denen es schwerfällt, die Impfstoff-Kosten zu stemmen. Südafrika steht da nur etwas besser da: Das G20-Mitglied gab im Jahr 2018 rund 30 Milliarden US-Dollar für seine knapp 60 Millionen Einwohner aus.

https://www.dw.com/de/impfstoff-kosten-belasten-schwellenl%C3%A4nder/a-56952524

Und die Langzeitfolgen mal völlig außer Acht gelassen: Immer mehr Spediteure können nicht mehr wirtschaftlich fahren, weil sie Frachten nicht mehr verlässlich kalkulieren können, wenn der Diesel täglich Preissprünge von 10 Cent macht. Tankstellenpächter in vielen Grenzregionen geben auf, weil sich das Geschäft nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt, da immer mehr zum Tanken über die Grenze fahren. Viele Fischer fahren nicht mehr auf See, weil der Schiffsdiesel nicht mehr wie früher 15-20% der Unkosten verursacht, sondern nun 50 oder 60%. Energieintensive Branchen, wie Glas, Stahl- oder Aluminiumhütten haben zuvor 400.000 Euro pro Monat für Energie gezahlt - nun ist es das Zehnfache! Es lohnt sich einfach nicht mehr. Der Krieg wird zahlreiche Existenzen fordern.

https://www.wiwo.de/my/unternehmen/dienstleister/spediteure-in-der-krise-ich-hab-auf-den-ganzen-stress-keinen-bock-mehr/28161960.html?ticket=ST-203572-ylI7sc7uLryCdZYiSm5h-ap5
https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/hohe-dieselpreise-sind-katastrophe-fuer-ostseefischer-1547482903.html

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit gäbe es also wahrlich viele, viele bessere Verwendungen.

Udo Lindenberg formulierte es bereits vor über vier Jahrzehnten sehr passend:

Keiner will sterben, das ist doch klar
Wozu sind denn dann Kriege da?
Herr Präsident, Du bist doch einer von diesen Herren
Du musst das doch wissen, kannst du mir das 'mal erklären?
Keine Mutter will ihre Kinder verlieren, und keine Frau ihren Mann
Also, warum müssen Soldaten losmarschieren?
Um Menschen zu ermorden mach mir das mal klar
Wozu sind Kriege da?
...
Habt ihr alle Milliarden Menschen überall auf der Welt
Gefragt, ob sie das so wollen, oder geht's da auch um Geld?
Viel Geld für die wenigen Bonzen, die Panzer und Raketen bauen
Und dann Gold und Brillanten kaufen für die eleganten Frauen
Oder geht's da nebenbei auch um so religiösen Zwist
Dass man sich nicht einig wird, welcher Gott nun der wahre ist?
Oder was gibt's da noch für Gründe, die ich genauso bescheuert find'
Na ja, vielleicht kann ich's noch nicht verstehen, wozu Kriege nötig sind
Ich bin wohl noch zu klein, ich bin ja noch ein Kind.

 

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