Direkt zum Hauptbereich

3.500 Netto? Nein Danke!

Leute, wir müssen jetzt mal ganz ernsthaft reden! Ich bin auf diesen Artikel gestoßen... da berichtet die kaufmännische Leitung eines Gebäudereinigungsunternehmens aus Baden-Württemberg:

Wir haben einem Ehepaar, das aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist, Arbeit angeboten. Eine Vollzeitstelle für den Mann, eine Teilzeitstelle für die Frau, so wie von den beiden gewünscht. Die beiden wären mit knapp 3.500 Euro netto rausgegangen. Sie haben mir per WhatsApp abgesagt. Die Begründung: Die Arbeit würde sich für sie nicht lohnen, sie würden lieber weiter Sozialleistungen beziehen. Die beiden haben zwei Kinder, entsprechend kommt beim Bürgergeld einiges zusammen. Da war unser Angebot nicht konkurrenzfähig.“.

Foto: Collage

BITTE WAS?!? Was rechnet sich dabei denn bitte nicht? Also ja, bei einer vierköpfigen Familie kommt etwas an Leistungen zusammen, aber weit weniger als 3.500 Euro! Zur Verdeutlichung: Das BMAS hat für eine vierköpfige Familie - bestehend aus zwei Erwachsenen, einem 4-jährigen und einem 12-jährigen Kind - eine Beispielrechnung für den Bürgergeld-Anspruch aufgestellt:

  • Der Regelbedarf für beide Partner liegt bei jeweils 451 Euro. Zusammen erhalten sie 902 Euro.
  • Der Regelbedarf für das 4-jährige Kind liegt bei 318 Euro.
  • Der Regelbedarf für das 12-jährige Kind liegt bei 348 Euro.
  • Für Unterkunft und Heizung fallen Kosten in Höhe von 743 Euro an.
  • Der Gesamtbedarf für die vierköpfige Familie liegt bei 2.311 Euro.
  • Davon wird das zu berücksichtigende Einkommen abgezogen - im Beispiel ist das nur das Kindergeld in Höhe von 500 Euro. Für die Kinder werden zusätzlich aber auch Leistungen für Bildung und Teilhabe ohne Anrechnung von Kindergeld berücksichtigt.
  • Nach Abzug des Einkommens ergibt sich für die Familie ein Bürgergeld-Anspruch in Höhe von 1.811 Euro.

1.811 gegenüber 3.500 Euro (Kindergeld kommt jeweils on top)! Ich finde das schon sehr erheblich! Möchtest du einen Apfel oder lieber einen halben Apfel? Wer mal "aus Spaß" ausrechnen möchte, was er/sie an Bürgergeld bekäme, kann hier den Bürgergeld-Rechner der Caritas ausprobieren. Auch interessant: Das Bürgergeld-Bingo der Diakonie: Beim "Bürgergeld-Bingo" steht jeden "Spieler" ein Bürgergeld in Höhe von 502 Euro zur Verfügung. Das ist so viel wie ein (alleinstehender) Erwachsener monatlich erhält. Das Geld kann er/sie mittels einfacher Klicks auf 12 Lebensbereiche wie Gesundheit, Kommunikation, Mobilität, Hobby oder Ernährung verteilen. Es muss genau überlegt werden, wie das Geld aufgeteilt wird, dass man im Rahmen des aktuellen Regelsatzes des Bürgergeldes von 502 Euro bleibt. Was ist einem wichtig(er)? Worauf kann/sollte man verzichten? Nur wer genau diesen Betrag einhalten kann, für den heißt es "Bingo". Kann jede/r mal ausprobieren, wie eng der Monat dann wird.

Kritiker des Bürgergelds werfen gerne mal als "Argument" in den Ring, dass man mit dem Bürgergeld fast genauso viel Geld erhalte, wie eine (arbeitende) Durchschnittsfamilie. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) hatten Paare mit Kindern im Jahr 2018 (aktuellere Daten gibt es nicht, weil diese nur alle fünf Jahre erstellt werden) allerdings ein Haushaltseinkommen von 5.490 Euro im Durchschnitt vorzuweisen - netto. Deutlich mehr also als die 2.311 Euro, die beispielsweise Jens Spahn (CDU) einmal genannt hat. Brutto lag das Haushaltseinkommen bei 7.435 Euro. Und sogar Alleinerziehende hatten 2018 sowohl brutto (3.147 Euro) als auch netto (2.560 Euro) im Schnitt mehr Haushaltseinkommen.

Entgegen der landläufigen Meinung: Bürgergeld ist KEIN bedingungsloses (Grund-)Einkommen! Es ist eine Grundsicherung, praktisch ein Existenzminimum! Es ist etwas, wodurch der Sozialstaat (in welchem wir entgegen mancher Meinungen leben) verhindern will, dass man "ohne alles" dasteht, in die (absolute) Bedürftigkeit abrutscht, wohnungslos wird, betteln müsste. Es gibt genug Länder auf dieser Erde, wo es das nicht gibt, wo dann genau das eintritt.

Dennoch fürchten 64% der Bevölkerung, dass sich Menschen wegen der Erhöhung des Bürgergeldes zum 1. Januar gegen eine reguläre Beschäftigung entscheiden könnten und ihren Job kündigen (oder kündigen lassen). Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins Stern hervor. Haken an der Geschichte: Wer selbst seinen Job hinwirft, bekommt drei Monate gar nichts (das nennt man "Sperrfrist") und danach könnte es (weil ja selbstverschuldet) auch noch eine Kürzung um 30% geben. Wenn man dann beispielsweise allein in einer 90qm-4-Zimmer-Wohnung lebt, könnte das Amt zwei Varianten vorschlagen: Entweder in eine kleinere, günstigere Wohnung umziehen oder (wenn das der Markt nicht hergibt) es werden von der (angenommen) 700€-Miete nur 400€ getragen. Dann kann man zusehen, wie man vom gekürzten Bürgergeld die restliche Miete bezahlt UND den Kühlschrank voll bekommt. Da muss man dann schon ein wenig kreativer werden: Ein Mitarbeiter hat sich krankschreiben lassen und bekam für sechs Wochen den vollen Lohn. Kurz bevor er ein niedrigeres Krankengeld bekommen hätte, kam er für einen Tag zurück auf die Arbeit. Um sich am folgenden Tag wieder krankzumelden. Das Verhalten führte schlussendlich zu einer Kündigung durch den Arbeitgeber. So gelang dem Mann ein Übergang ins Bürgergeld ohne Kürzungen. Noch so ein Schlupfloch, das dringend gestopft werden müsste.

Ich habe es schon einmal gesagt und ich sage es wieder: Wenn alle Sozialleistungen beziehen würden, gäbe es niemand mehr, der diese Sozialleistungen erwirtschaftet! Das ist wie mit der Rente: 1962, als man vom Generationenvertrag sprach, zahlten noch sechs Arbeiter_innen für eine/n Rentner_in ein. Heute sind es grob nur noch zwei für eine/n. Und die Altersstruktur wandelt sich immer mehr, die "Tanne" ist zum "Nasengesicht" geworden:

Bildquelle: Demografie-Portal

Die Generation "Baby Boomer" scheidet mehr und mehr aus dem Arbeitsleben aus, die "Gen Z" rückt nach. Allerdings ist letztere zahlenmäßig erheblich kleiner: Bis 2035 droht hier ein Verlust von bis zu sieben Millionen Arbeitskräften. Fakt ist: Wir haben derzeit bereits einen "Arbeitnehmermarkt". Soll heißen: Es gibt zu wenig Menschen, für zu viele Jobs, folglich können Arbeitnehmer_innen wählerisch sein und Forderungen stellen. Aktuell gibt es deutschlandweit rund eine 3/4 Million unbesetzter Stellen. Es spiegelt sich auch in der Rekordzahl der Beschäftigten wieder: Ende 2022 gab es rund 46 Millionen Erwerbstätige, aktuell haben wir lediglich rund 5,7% Arbeitslosenquote. Zur Erinnerung: 2005 lag dieser Wert noch historisch hoch über 11% und man erinnere sich an all die Krisen in der Zwischenzeit... Euro-, Flüchtlings-, Corona- um nur drei zu nennen. Und was haben in der Zeit nicht X Experten geunkt "Wir verlieren alle unsere Jobs!". Bei unter 2% reden wir übrigens von "Vollbeschäftigung". Gerne wird in diesem Zusammenhang auch die Arbeitsmoral der "Generation Z" ins Feld geführt. Und sicher sind die folgenden Geschichten zweier junger Frauen kein allgemein gültiges Beispiel, aber die Ansichten schockieren einen dann doch schon sehr:

Dame Nr. 1 berichtet offenbar von einem Jobangebot, welches ihr unterbreitet worden ist, bei dem sie 36.000 Euro Brutto im Jahr verdienen soll. Ferner 30 Tage Urlaub - FÜR EIN GANZES JAHR! Das sorgt bei ihr für einen regelrechten Nervenzusammenbruch. Sie wüsste nicht, wie sie davon (über-)leben soll. Bei einer fünf-Tage-Woche bliebe ihr außerdem ja "gar keine Freizeit", denn an den restlichen zwei Tagen warte ja noch ein Haushalt, Einkauf, Freunde auf sie, obwohl sie für letztere wohl eh keine Kraft mehr habe, von so viel Arbeit. Ich würde ja sagen "WILLKOMMEN IM REALEN LEBEN!". Schluss jetzt mal mit "Boy/Girl Math" - wir rechnen mal ganz simpel. Vereinfacht gesprochen gehst du von 168 Stunden in der Woche (7x24h) i. d. R. 40 Stunden arbeiten (manche auch nur 38) und  - gesunder Schlaf ist wichtig - 56 (7x8h) verschläfst du. Bleiben also rechnerisch noch über 70 Stunden! Mehr als für Arbeiten oder Schlafen. Was stimmt nicht mit deinem Zeitmanagement? Ja, okay, in den 70 Stunden musst du auch zur Arbeit und zurück kommen, verstehe schon, aber da kannst du auch ein Buch lesen oder mit ner Freundin telefonieren, was auch immer. Also, nochmal... wir reden von 3.000 Euro Brutto im Monat (keine Ahnung als was konkret), vermutlich als Jobanfängerin, wenn man das augenscheinliche Alter berücksichtigt. Das Durchschnittsgehalt (!) einer Erzieherin oder eines Tischlers liegt bei etwa 2.600 Euro. Nur mal als Vergleich. Obligatorisch zu erwähnen, dass sie das Angebot ausgeschlagen hat. 30 Tage Urlaub habe ich übrigens (seit >30 Jahren berufstätig) auch erst seit geraumer Zeit, davor musste ich mich u.a. mit 27 begnügen.

Ganz schnell das Schicksal von Dame Nr. 2 erzählt (by the way: boguko25 = Ehrenmann😎!): Sie berichtet von ihrem ersten Arbeitstag (!) und ist total entsetzt, dass die Fahrt zur Arbeit nicht bereits zur Arbeitszeit zählt. Ferner war sie bereits nach einer Stunde so K.O. und sie wüsste gar nicht, wie sie die vier Stunden bis zur Mittagspause ohne "gelegentliche Power-Naps auf dem Klo" aushalten soll. Alter! Gelegentliche Power-Naps AUF DEM KLO?! Und was für ein Job soll das konkret sein? Erfahren wir nicht, aber sagen wir mal so: Die junge Frau sieht nicht so aus, als ob sie im Eisenwerk bei 1.200°C flüssiges Metall am Hochofen erhitzt. Und als beispielsweise Dachdeckerin mit den Fingernägeln.. auch wohl eher unwahrscheinlich. Vermutlich also "irgendwas mit Büro", vielleicht auch Einzelhandel, whatever! Nach der Mittagspause erdreistet sich der Chef, sie darauf aufmerksam zu machen, dass auch die Mittagspause nicht zur Arbeitszeit zählt (NEIN! Doch! OOOH!!!), sie müsse die Mittagspause hinten an die Arbeitszeit dranhängen. Sie sagte zum Chef, dass sie die Fahrtzeit und die Mittagspause als "Überstunde" angerechnet haben möchte. Man sollte ihr dringend den Unterschied zwischen Brutto und Netto erläutern - auch beim Gehalt ging sie bestimmt davon aus, dass sie die Brutto-Summe überwiesen bekommt ("Wie, was... Steuern?!"). Wieder zu Hause angekommen habe sie erst einmal ihren Urlaubsplan (!) gemacht und wird sich am Folgetag für den Rest der Woche krank melden... wohlgemerkt an IHREM ERSTEN ARBEITSTAG! So etwas müsse sie sich "als Influencerin" schließlich nicht bieten lassen. WTF! Wer ist sie überhaupt, Beyonce?! Kennt kein Schwein! Ich hoffe ernsthaft, dass diese Videos Satire sein sollten...

Ja, wir haben bereits viel gehört und gelesen, darüber dass dieser (jungen) Generation weniger die Selbstverwirklichung bzw. der Erfolg im Job wichtig ist, sondern mehr eine ausgewogene Work-Life-Balance. Andere sagen, auch die "Gen Z" tickt nicht viel anders als Ältere und findet ein gutes Einkommen und Karrierechancen wichtig. Richtig ist: Verallgemeinerungen sind immer Mist! 😉

Fakt: Der derzeitige Arbeitsmarkt muss junge Menschen mit besonderen Benefits ködern und damit ist nicht mehr nur der Obstkorb im Büro gemeint. Dass Ausblidungsabbrechern oftmals bereitwillig eine zweite Chance eingeräumt wird, geschenkt! Die vier-Tage-Woche ist zum Beispiel mal ein recht guter Anfang - darunter machen es viele nicht einmal. Andere Betriebe locken Azubis mit betrieblicher Alters- und Gesundheitsvorsorge, welche zum Beispiel auch eine Zahnzusatzversicherung umfasst, oder eine Unfallversicherung mit Invaliditätsleistungen. Andere gar mit Laptops, iPhones oder sogar Dienstwagen (gerade auf dem Land) oder finanzieren wenigstens den Führerschein. WAHN-SINN! Bei einer jüngst stattgefundenen Ausbildungsmesse kamen dennoch mehr Aussteller_innen als Besucher_innen. C'est la vie.

Grafik: Pixabay

Nochmal gaaaaaanz langsam und zum Mitschreiben: Vermutlich sind das oben Einzelschicksale und nicht zwingend repräsentativ. Aber ich habe den Eindruck, dass irgendwas dennoch nicht ganz richtig läuft bei manchen Menschen. Junge Leute kleben sich auf Straßen, um ein Statement zu setzen - schön und gut. Aber stattdessen auf's Dach oder in den Heizungskeller und damit wirklich was bewegen, was verändern wollen nur die wenigsten von Ihnen. Da wird doch lieber Onomastik oder friesische Philologie studiert. Könnte man auch stattdessen sein Jodel-Diplom machen, dann hat man immerhin was eigenes. Es gibt den tollen Gag "Können Sie mir hier die Fliesen verlegen? - Nein, aber ich kann Ihnen alles über die Bedeutung von Fliesen in der Antike erzählen!".

 

Bild: Extra3

Und wer nicht die Uni-Bank drücken möchte? Ja, es scheint einen Trend zu geben, dass auch immer mehr Abiturienten_innen statt Studium eine Ausbildung anfangen. Doch es gibt auch viele von dieser Sorte: Jungs wollen lieber Fußballprofi und Mädchen heutzutage lieber Influencerin werden. Da fällt das Geld ja auch regelrecht vom Himmel!

Also an alle Jungs da draußen: Wenn Ihr es denn mit hartem (!) Training schafft. dass ihr entsprechende, herausragende Leistung (!) bringt, damit auch mal jemand auf euch aufmerksam wird (weil eben ihr aus der Masse heraus ragt) und ihr vielleicht (!) mal irgendwann zu einem Top-Verein kommt - ich meine, selbst ein "FC Hollywood" leistet sich nur ein paar Dutzend Talentierte im Kader - dann Glückwunsch. Ich meine, der DFB zählt etwas mehr als zwei Mio. Fußballer (m/w/d) im Land und rund 1.000 ist der Zusatz "Profi" vergönnt. Und wenn es dann eine Zeit lang (verletzungsfrei) läuft, dann verpulvert Eure Millionen, die ihr dann womöglich verdient, nicht sinnlos in schnelle Autos, Designer-Anzüge und Partys/willige Frauen, sondern legt es gut an. Denn ihr werdet es später brauchen. Oder glaubt ihr, dass die Fußball-Karriere bis zur Rente weitergeht? Mitnichten - bei den meisten ist mit Mitte 30 Schluss. Ihnen bleiben also, mit Aufstieg zum Top-Profi eingerechnet, vielleicht einmal effektiv zehn Jahre zum Geld verdienen, welches dann bestenfalls noch so rund 50, 60 Jahre reichen muss, wenn nicht wenigstens nach der aktiven Laufbahn eine Karriere als Trainer, Berater, was-auch-immer lockt... Anlagetipp: Wollt ihr nach der Karriere noch 50 Jahre lang wenigstens rund 5.000 Euro/Monat zur Verfügung haben, legt zu Beginn einfach schon mal die ersten drei Millionen auf's Festgeldkonto oder wenigstens auf's Knax-Sparbuch. In der 1. Bundesliga verdienen Kicker durchschnittlich 30.000 Euro/Monat. Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft können im Schnitt knapp über zehn Millionen Euro jährlich einstreichen (ein Thomas Müller beispielsweise rund 900.000€/Monat). Kein Ding der Unmöglichkeit (wenn man richtig gut ist). By the way: Die beiden letzten Angaben sind ganz korrekt nur auf "Spieler" und nicht "Spieler_innen" bezogen: Die Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft kommen lediglich auf ein Durchschnittsgehalt von 43.670 Euro, pro Jahr wohlgemerkt!

Da streicht manche (erfolgreiche) TikTokkerin vielleicht schon mehr ein. Aber sind sich die Damen darüber bewusst, auf wie viele erfolgreiche Influencer_innen, diejenigen kommen, die kläglich gescheitert sind oder wo es einfach nur "so la la" läuft? Instagram zählt beinahe neun Millionen Influencer und nur knapp 20.000 von denen kommen je auf über eine Million Follower, also da wo auch mal Geld verdient wird. Auch hier warten nicht zig Tausende Sponsoren darauf, denjenigen, die einen grammatikalisch halbwegs fehlerfreien Satz ins Ringlicht rülpsen können, das Geld mit vollen Händen in die Hälse zu stopfen. Auch hier erwartet man Leistung, oder besser gesagt "Content". Jeden Tag auf's Neue und immer wieder interessanter als am Vortag. Die Follower_innen wollen bei Laune gehalten, unterhalten werden. Ist man einige Tage nicht aktiv (darum wird z.B. auch nimmermüde aus dem eigentlichen Urlaub gepostet) oder wenn irgendwann jemand anderes mit noch heißerem Shit um die Ecke biegt, gehen die Follower-Zahlen und die Einnahmen auch ganz schnell wieder bergab. Oben erwähnte Dame (by the way: 35 Tsd. Follower bei Instagram, sog. "Micro-Influencer") scheint mit ihrem "Beeinflussen" ja auch eher schlecht als recht um die Runden zu kommen, weshalb sie augenscheinlich ja einen Job ge... versucht hat. Nicht wenige sprechen beim "Influencen" von einem 24h-Job, sie fangen an, wenn sie aufwachen und hören mit dem zu-Bett-gehen auf - wenig bleibt wirklich privat, wenn man sich das Bein bricht wird auch dies mit der Community geteilt, nix mit "9 to 5". Nix mit Arbeitslosenversicherung. Und in eine Rentenversicherung zahlst du auch nix ein - denk' also auch du an entsprechende Rücklagen für's Alter. Denn auch dieses Business funktioniert nicht ewig. Beispiel: MontanaBlack - der größte deutschsprachige Livestreamer auf Twitch - ist seit 2009 mit seinem Kanal online. Mittlerweile will auch er kürzertreten, weil der Körper nicht mehr so mitmacht wie früher. GermanLetsPlay, ein Youtuber mit über 3,7 Mio. Abonnenten hat sich im Januar 2022 zu einer bis heute andauernden Pause entschieden. Wenn es doch gut läuft: Viel Spaß mit deiner Selbständigkeit und allen daraus erwachsenen Rechten und Pflichten, dem obligatorischen Fanshop (T-Shirts, Tassen, Turnbeutel) und eigenen Produkten (Eistee, Energydrinks, eigene Beautyprodukte) entwerfen, Steuern zahlen, Krankenversicherung zahlen... da hast du in der Schule bestimmt ganz toll aufgepasst, wie das alles funktioniert! Nein? Ach, dann gibt es ja Experten, die man dafür bezahlen kann.. Ups! Wie gewonnen, so zerronnen. Und immer an die Chicken Nuggets denken! Sonst wird man schnell zum Meme.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

ICH VERSTEHE ES EINFACH NICHT!

Nein, sorry. Ich komm' einfach nicht mehr mit. Geht nicht in mein Hirn rein. Besteht dieses Land nur noch aus Menschen, die ihre Denkfabrik gegen ein aufgeweichtes Brötchen getauscht haben und/oder sich wie Friedrich Merz selbst (mit einem geschätzten Vermögen von rund 12 Mio. Euro) zur " gehobenen Mittelschicht " zählen und deswegen mehrheitlich künftige Politik für Wohlhabende wählen? Ehrlich, anders begreife ich das nicht. Gut möglich, dass ich z.B. auf Instagram in einer Bubble stecke, wo man denken könnte, es geht noch vielen anderen so. Aber ganz offenbar spiegelt diese Bubble nicht die Mehrheit der Wahlberechtigten wieder. Denn wie ist sonst solch ein aktuelles Umfrageergebnis möglich? Halten wir uns nochmal ganz kurz an den Fakten fest: Dem Kanzlerkandidaten der Union haftet die Skepsis von Führungskompetenz an, da er noch nie (!) ein Amt mit Regierungserfahrung bekleidete. In den jeweils 16 Jahren Kanzlerschaft von Helmut Kohl und Angela Merkel haben ihn beide ...

Verbot von privatem Feuerwerk - JETZT!

Ja, ich weiß... jetzt heißt es bei manchen " Zwei Artikel hintereinander zum gleichen Thema? ". Beruhigt euch! Mit den jüngsten Eindrücken, insbesondere diverse Videos auf Instagram und Co. komme ich da leider nicht drumherum, (nochmals) meinen Senf dazuzugeben, verbunden mit einem eindringlichen Appell. Zudem lag der Fokus des vorangegangenen Artikels auf dem Kauf, dieser hier handelt vom Umgang mit Feuerwerk und den m.E. daraus resultierenden notwendigen Maßnahmen. Silvester in den 1970ern: Im Fernsehen wird der Countdown gezählt, Mitternacht, man macht eine Flasche Sekt auf, stößt an. Man geht vor die Tür, behangen mit Luftschlangen und bunten Papphütchen auf dem Kopf, zündet seine drei Raketen, "Aaaahhh, Ooohh". " Frohes Neues! " wird den Nachbarn auf der Straße zugerufen und dann wurde drinnen weitergefeiert. Die Älteren werden sich erinnern. Grafik: Collage Heute: Tagelanger Bürgerkrieg ! JA, sagen wir es doch, wie es ist! Nur ein kurzer Rückblick a...

Es gibt KEIN Argument gegen Klimaschutz!

"Fridays for Future" wollte mit friedlichen Demonstrationen möglichst viele Menschen mobilisieren, gehört mittlerweile aber praktisch zum (harmlosen) "demokratischen Inventar". Damals war der größte Aufreger, dass die Jugendlichen freitags die Schule schwänzten. Heute (gefühlt): "Ist Freitag. Demo?" - "Ja, klar. Danach Steakhaus?". Derzeit präsenter: Die "letzte Generation", denn sie will mit aufsehenerregenden Aktionen auf das dramatische Tempo beim Klimawandel aufmerksam machen. Eins vorweg: Auch ich ("Generation X") finde, dass in dieser Hinsicht zu wenig Tempo gemacht, dafür hingegen zu viel diskutiert wird. Das Problem ist aber nicht der Diskurs an sich - grundsätzlich sollten gewisse Dinge gut geplant und daher besprochen werden, bevor man Hals über Kopf irgendwas macht, was einem gerade im Moment als (vermeintlich) richtig erscheint. Das eigentliche Problem: Es gibt (leider) zu viele, die Wissenschaft als "Meinung...