Amerika, bzw. präziser die USA, ist/sind... wie soll man sagen... speziell? Nicht nur, dass es hier möglich ist, als Schauspieler Präsident (R. Reagan) oder Governeur eines Bundesstaats (A. Schwarzenegger) zu werden. Ja, hier kann selbst eine so zwielichtige Gestalt und Namensvetter eines Erpels aus Entenhausen zum mächtigsten Mann der Welt avancieren und nach alledem was in seiner ersten Amtszeit passiert ist, mitunter erneut kandidieren! Es kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass eine Mehrheit der republikanischen Wähler Donald Trump eine weitere Chance geben will. Einem Mann, der offen zugibt, angesichts seiner Begeisterung für Russland, Nordkorea, China und Ungarn, die USA in eine Diktatur umwandeln zu wollen. Am Samstag harrten tausende seiner Anhänger bei –8 Grad in Manchester für mehr als drei Stunden vor der Arena aus, um ihrem politischen Helden so nahe wie möglich zu sein. Seine Anhänger tragen T-Shirts, Mützen und Schals mit seinen Wahlkampfslogans oder seinem Gesicht. In der Warteschlange diskutieren seine Anhänger nicht über seine politischen Positionen, sondern spekulieren, über wen sich der Ex-Präsident an diesem Abend in seiner Rede lustig machen werde. Mit seinen über 200 Jahren demokratischer Tradition sind die USA eine der ältesten ununterbrochen bestehenden Demokratien der Welt. Wie ein Amerika unter einem neuen Präsidenten Trump aussehen würde, das hat Liz Cheney, seine schärfste Kritikerin unter den Republikanern, auf den Punkt gebracht: „Alle Wähler, die diesmal Trump ihre Stimme schenken, sollten sich darauf einrichten, dass es die letzte Stimme sein wird, die sie jemals abgeben werden“. Na, Prost Mahlzeit!
Und von der Waffen-Verrücktheit fangen wir gar nicht erst an - nur soviel: In den USA besitzen die Einwohner mehr Schusswaffen als in jedem anderen Land der Welt. Geschätzt 300 Millionen Pistolen und Gewehre liegen dort in Häusern und Wohnungen oder 120 pro 100 Einwohner (Vergleich: Deutschland 19,5/100 und Japan 0,3/100), praktisch vom Säugling bis zum Greis besitzt jede/r statistisch (mind.) eine Waffe und die größte Waffenlobby, die National Rifle Association (NRA), zählt über 4,3 Mio. Mitglieder, etwa gleich viel wie der Deutsche Turner-Bund. Es gibt z.B. pinkfarbene, kleinere Gewehre für Kinder (!), nicht als Spielzeug, sondern mit scharfer Munition (!) und es ist völlig normal, Schusswaffen beispielsweise im Supermarkt zu erstehen (Einkaufsliste: Ein Brot, zwölf Eier, Windeln und ein Schrotgewehr). Berühmt-berüchtigt auch die Geschichte, als man (2002) in einer Bank bei einer Kontoeröffnung ein Gewehr geschenkt bekam. IN EINER BANK! Aber das nur am Rande...
Doch es steht zu befürchten, dass die USA am Ende getreu eines Britnes Spears-Klassikers "Ooops I did it again" singen werden, von daher reden wir heute nicht (mehr) über Trump. Es wird nun doch ein wenig banaler... nicht weniger seltsam ist nämlich, wie die US-Amerikaner_innen messen. Beispiele für wichtige und häufig verwendete Maßeinheiten der angloamerikanischen Maßsysteme sind: Zoll (inch), Fuß (foot), Meile (mile), Unze (ounce), Pfund (pound), Stein (stone), Flüssigunze (fluid ounce), Pint(e) (pint), Quart (quart), Gallone (gallon), Acre, um nur einige zu nennen. Und dort gefriert Wasser nicht bei 0°C sondern bei 32°F (Fahrenheit) und der Siedepunkt liegt bei 212°F. Wenn der/die Amerikaner/in gerne nach draußen geht, hat es angenehme 72 Grad, also Fahrenheit (entspricht ca. 22°C). Die Amerikaner richten sich also hier nach einer Skala, welche Daniel Gabriel Fahrenheit (1686–1736), ein deutscher Physiker, entwickelt hat. Er verwendete als Nullpunkt die tiefste Temperatur, die er damals mit einer Mischung aus Eis, Wasser und Salmiak erzeugen konnte (-17,8°C). Den Gefrier-/Taupunkt legte er demzufolge dann bei 32°F fest und die Körpertemperatur eines "gesunden Menschen" bei 96°F (welches allerdings heute 35,6°C entspricht, also etwas unterhalb des menschlichen Normaltemperaturbereichs). Fairerweise muss man auch erzählen, dass die sonst eher verbreitete Celsius-Skala ursprünglich den Siedepunkt das Wassers mit 0°C angab und den Gefrierpunkt mit 100°C. Demnach nahm also der Temperaturwert beim Erwärmen ab. Erst kurz nach dem Tod des Schweden Anders Celsius wurde die Skala invertiert. Aber auch das nur nebenbei erwähnt...
Die Längen- und Flächenmaße in Amerika/den USA hatten dann aber die seinerzeitigen "Kolonialisten" eingeführt: Die angloamerikanischen Maßsysteme haben ihren Ursprung im mittelalterlichen England und fanden Verbreitung im Einflussgebiet des ehemaligen Britischen Weltreichs. Zur Verdeutlichung:
- Kleinste Maßeinheit ist das "Inch", auf Deutsch "Zoll" und beträgt 25,4mm.
- "Inch" geht auf die römische Maßeinheit "uncia" zurück. Dieses lateinische Wort bezeichnet 'den zwölften Teil' - in diesem Falle der Längeneinheit Fuß. 12 Inch sind dann ein "foot" (dt. "Fuß") und entsprechen 30,48cm.
- Drei "feet" sind dann ein "Yard" (dt. "Schritt") oder 0,9144 Meter.
- Und 1.760 yards sind eine Meile (1,609344 km). Natürlich.
Also nochmal: 12 Inch = 1 foot; 3 foot = 1 yard; 1.760 yards = 1 mile. What - the - fuck! Und ja, natürlich kann man das irgendwie nachvollziehen - auch heute gehen wir Meter grob in Schritten ab (ein "yard" oder "Schritt" also mit rund 91cm wäre insofern nachvollziehbar) und mein Fuß entspricht in der Tat ziemlich genau einem "foot", aber bin ich mit 1,93m Körpergröße bzw. Schuhgröße 47/48 der Maßstab/die Norm und das erst recht im Hinblick auf die Zeit vor rund 300 Jahren? Man weiß es nicht genau. Und sicher, wenn du damit aufwächst, vielleicht nicht so das Problem, aber vermutlich wird es einige Kinder in US-amerikanischen (Vor-)Schulen geben, die an diesen Einheiten ähnlich verzweifeln, wie an den Artikeln "der, die, das", sollten sie Deutsch lernen wollen. Aber ernsthaft, wer soll sich das merken? Im metrischen System sind 1.000 Gramm ein Kilogramm und 100 cm ein Meter bzw. 1.000 Meter ein Kilometer. Zehn Milliliter sind ein Deziliter, 1.000ml ein Liter. Die US-typische "Gallone" entspricht nicht ganz vier Litern und basiert auf einem mittelalterlichen englischen Weinmaß, das ursprünglich als ein Zylinder mit einer Höhe von 6 Zoll und einem Durchmesser von 7 Zoll definiert wurde. Unter der Gallone gibt es dann ein "Quart" (qt.), "Pint" (pt.), Viertelpint und die Flüssigunze (fl.oz.; entspricht 2,84 cl, also etwa ein Schnapsglas voll). Eine US-amerikanische Gallone ist also = 4 liquid qt. = 8 US.liq.pt. = 16 US.cup = 32 US.liq.gi. = 128 US.fl.oz. = 231 inch³ = 3,785411784 Liter. Wo hingegen die britische (imperiale) Gallone 4 Imp.qt. = 8 Imp.pt. = 16 Imp.cup = 32 Imp.gi. = 160 Imp.fl.oz. = 4,54609 Liter fasst. Alles klar soweit? Ach ja, und das war nur für Flüssigkeiten - für trockene Waren gilt 1 US.dry.gal. = 4 US.dry.qt = 8 US.dry.pt = 268,8025 inch³ = 4,40488377086 Liter.
Okay, in der Schifffahrt wird auch heute noch nicht in km/h gerechnet, sondern in Knoten. Warum? An Land ist es einfach eine zurückgelegte Strecke in einem bestimmten Zeitraum zu messen. Auf Wasser, schwierig. Daher entwickelte man seinerzeit folgende Technik: Um das Tempo ihrer Schiffe zu ermitteln, warfen die Seeleute einen Holzscheit in die See, an dem eine Leine befestigt war. Jeweils etwa sieben Meter waren mit einem Knoten markiert. Der Seemann zählte nun, wie viele Knoten ihm durch die Hand glitten, während die Sanduhr ablief.
Das erste wohldefinierte metrische System wurde 1791 in Frankreich
eingeführt, wurde dort zunächst nur langsam angenommen, aber Wissenschaftler
und Techniker hielten seine Einführung als internationales System für
überaus wünschenswert. Erstmals in der Geschichte wurde ein künstlich entwickeltes Maßsystem
eingeführt. Die Einführung des dezimalmetrischen Systems erfolgte mit
dem Anspruch, ein Maßsystem „Für alle Zeit, für alle Völker“ zu
schaffen. Am 20. Mai 1875 wurde ein internationaler Vertrag, die Meterkonvention,
von siebzehn Staaten unterzeichnet. Verschiedene Organisationen und
Laboratorien wurden gegründet, um ein einheitliches System zu schaffen
und zu bewahren. Zuvor gab es unzählige, eher regionale/nationale Bezeichnungen.
Beispielsweise wurden fünf Zentner Eisen als "Seidel" gehandelt oder 25
Frösche als "Bandel". Auch hierzulande hatte man zu gefühlt grauer Urzeit noch
in Zoll, Spanne, Elle und Klafter gemessen/gerechnet.
Das erste metrische System war auf Zentimeter, Gramm und Sekunde aufgebaut und diese Einheiten waren sehr praktisch in Wissenschaft und Technik. Spätere metrische Systeme basierten dann auf Meter, Kilogramm und Sekunde, um leichter handhabbar für praktische Anwendungen zu sein. Metrische Einheiten haben sich über die ganze Welt verbreitet, zunächst in den nicht englischsprachigen Ländern, aber in letzter Zeit auch dort. Das metrische System ist erheblich einfacher als die alten Maßeinheiten, weil verschieden große Einheiten immer glatte Zehnerpotenzen von anderen Einheiten sind. Diese Beziehung zwischen den Einheiten führt im Dezimalsystem zu leichten Umrechnungen von einer Einheit zur anderen.
In den USA hatte sich das jedoch nicht durchgesetzt. Es ist das einzige Land, wo es zwar eingeführt, aber nicht verbindlich ist. Selbst Kanada, Indien und China haben die Umsetzung des metrischen Systems beinahe abgeschlossen. Und selbst die ehemalige britische Strafgefangenenkolonie Australien rechnet schon lange in Kilometern und nicht in Meilen. Es ist verwunderlich, dass die USA nicht den julianischen Kalender verwenden oder in der Zeitrechnung nicht auch eine eigene Einheit benutzen. Und es ist nicht so, dass es da nicht daran gemangelt hätte: Es existierten in der englischen Seefahrt Einheiten wie "ounce" (1/12 "moment" oder 7,5 Sekunden), "moment" (1/40h oder 1,5 Minuten), "bell" (1/8 "watch" oder 30 Minuten) oder "watch" (4h oder 240 Minuten). Oder generell eine völlig absurde Zählweise, wie (keine Ahnung) in 12er-Schritten - auch das gab es ganz ganz früher, wie das "Schock" (fünf Dutzend, also 60), das "Gros" (zwölf Dutzend, also 144) und das "Maß" (zwölf Gros, also 1728)... immerhin bekommst du in den USA z.B. Eier auch nicht im 10er-Karton, sondern im Dutzend.
Dass unterschiedliche Maßeinheiten folgenschwere Fehler verursachen können, beweisen zwei prominente Beispiele: Während des Air-Canada-Fluges 143 ging aufgrund einer Verwechslung von metrischen und angloamerikanischen Maßeinheiten beim Tanken der Treibstoff aus. Und die Marsmission "Mars Climate Orbiter" scheiterte, da die NASA im metrischen und der Hersteller der Sonde (Lockheed Martin) im angloamerikanischen Maßsystem rechneten.
![]() |
Verbreitung des metrischen Systems - Quelle: Wikipedia |
Und ganz am Rande: In (für die USA) nicht ganz so populären Sportarten verwenden die USA durchaus metrische Einheiten, wie beispielsweise Schwimmen und Laufen (Leichtathletik). Der "100m-Lauf" heißt dort also nicht "109,361-Yard-run". Nicht jedoch bei einer der populärsten Sportarten in den USA, wo das Spielfeld 100 Yards, bzw. mit den beiden Endzonen 120 Yards misst, American Football... eine Sportart, bei welcher der Ball hauptsächlich gehalten/getragen oder geworfen wird. Wird das auch mit dem "Foot", also dem Fuß gespielt? Nein, bzw. nur sehr selten, beim Anstoß ("Kick-Off") oder um nach dem Touchdown Punkte zu erzielen ("Fieldgoal"). Wie viele Punkte? Nun, manchmal einer, manchmal drei. Wird der Ball über die Ziellinie getragen gibt es sechs, in selteneren Fällen zwei. Alles klar? Amerika, was läuft falsch bei dir?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen