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Ooooh wie schön ist Pa...ris

Beim Lesen des Titels mag manch einer versucht sein, den Satz mit ...nama zu beenden. Getreu dem Titel der Kindergeschichte von Janosch, wo der Tiger und der Bär eine Kiste finden, die nach Bananen duftet und auf der "Panama" steht und beide sind sich einig, dass Panama das schönste Land der Welt sein müsste. Doch es geht heute um Paris. Ich bin noch nie dort gewesen, aber es muss recht schön dort sein.

Paris ist allgemein bekannt, als die Stadt der Liebe. Doch es tut sich deutlich mehr als nur "l'amour". 2024 finden dort die olympischen Sommerspiele statt und bei 95 % der bestehenden oder temporären Austragungsorte soll eine neuartige Strategie der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen umgesetzt werden. Damit könnte die Kohlenstoffbilanz im Vergleich zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in London, die bisher als die nachhaltigsten Spiele in der Geschichte galten, um 55 % gesenkt werden. Seit 2014 ist Anne Hidalgo Bürgermeisterin. Sie gehört der Parti socialiste, also der sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Partei Frankreichs an.

Quelle: Pixabay

Seit Jahren treibt Paris den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußgängerzonen voran, auch um der starken Luftverschmutzung Einhalt zu gebieten. Tatsächlich wurde der öffentliche Nahverkehr exzellent ausgebaut, die Pariser Verleihsysteme für Fahrräder und Elektroautos dienen anderen Großstädten als Vorbild. Auch vom ablehnenden Votum einer Untersuchungskommission, die bemängelte, die Stadt habe die Auswirkungen des Vorhabens nicht hinreichend geprüft, ließ sich Anne Hildalgo nicht beeindrucken: Ihr Hauptargument ist der Umweltschutz – ganz im Sinne der in Paris mitregierenden Grünen. „Paris Plages“ ist ein populäres Vergnügen geworden, 60% der Pariser sind für solche Fußgängerzonen, wie eine Umfrage des renommierten IFOP-Instituts ergab. Bis 2024 ist geplant, für ganz Paris ein generelles Diesel-Fahrverbot durchzusetzen.

In der französischen Großstadt werden schon länger Maßnahmen angegangen, die den Autoverkehr reduzieren sollen, zugunsten einer höheren Lebensqualität der Bewohner. Bürgermeisterin Anne Hidalgo gilt als Treiberin für den umweltfreundlichen Wandel der Hauptstadt Paris. In einem veröffentlichten Video kündigt die Politikerin für den 4. Februar eine Umfrage an, in der die Einwohner von Paris darüber entscheiden können, ob die Parkgebühren für SUV “sehr deutlich” steigen werden. Die französische Hauptstadt ist der SUV-Hotspot. 2019 waren die Hälfte aller französischen SUVs in Paris zugelassen. Aus Klima- und Umweltschutzgründen geht die Stadt nun diesen radikalen Schritt, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Bei der neuen Preisgestaltung werden Gewicht, Größe und Parkdauer des Fahrzeugs berücksichtigt. Zudem fließt die Umweltverträglichkeit der Wagen mit in die Bewertung. SUV-Fahrer haben es in Frankreich schon seit 2021 nicht leicht. Die Regierung hatte vor drei Jahren eine Extra-Steuer für Autos ab einem Gewicht von 1.800 Kilogramm beschlossen

Auf der Pariser Ringautobahn wird die Höchstgeschwindigkeit bald von 70 Kilometern pro Stunde auf Tempo 50 reduziert. Die Maßnahme ist Teil eines großen Klimaschutzplans, den die Stadt Paris jüngst vorgestellt hat. Das Ziel des neuen Tempolimits auf der 35 Kilometer langen Stadtautobahn ist ein drastisches Reduzieren der Umweltverschmutzung, die vom Autoverkehr ausgeht. Das neue Tempolimit soll nach den Olympischen Spielen in Paris ab September kommenden Jahres gelten. Eine Fahrspur auf der "Périphérique" genannten Ringautobahn soll dann außerdem für Taxis, Busse und Fahrgemeinschaften reserviert werden. 

  • Zum Klimaschutz will die Stadt außerdem 60.000 Parkplätze abschaffen und in Grünflächen verwandeln. 
  • 180 Kilometer zusätzlicher Radwege und 130.000 Fahrradstellplätze sollen bis 2026 geschaffen werden. 
  • Ab 2024 sollen außerdem Reisebusse mit Touristen aus dem Stadtzentrum verbannt werden. Bustouristen müssen dann am Stadtrand in öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Der Verleih von E-Scootern ist in Paris seit dem 01.09.2023 verboten. In einer Bürgerbefragung hatten sich 89% für ein Verbot ausgesprochen. Die 15.000 Roller sind nun in andere Städte umgezogen. Paris war nicht nur die erste Stadt Europas, in der man E-Roller ausleihen konnte, sondern ist auch die erste Stadt, die diese wieder abgeschafft hat. Zwar wurden die Roller von Touristen und auch Bewohnern rege genutzt. Zum Streitthema wurden die Scooter aber, weil sie oft Gehwege blockierten und die Verkehrssicherheit in Gefahr geriet. Vermissen tut sie nicht wirklich jemand. 

Paris hat es in vergleichsweiser Rekordzeit geschafft, den Fokus vom Automobil auf eine lebenswerte Stadt zu lenken. Maßnahmen, die dazu beigetragen haben, dass die Stadt ihren Bürger_innen wieder attraktive Plätze bietet, dass es sich wieder lohnt in der Stadt zu leben. Paris ist im sprichwörtlichen Sinne ein blühendes, positives Beispiel für eine gelungene Planung mit Weitsicht. Denn gewisse Dinge brauchen für die Umsetzung auch einfach etwas Zeit, bis sie Früchte tragen. 

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