Lange wurde es in der Union diskutiert, es wurde gemutmaßt und stets auf den "Herbst der Entscheidung(en)" verwiesen. Gleich drei potentielle Kandidaten waren zuletzt für die Kanzlerkandidatur im Wahljahr 2025 vorgesehen:
- Friedrich Merz, als CDU-Chef
- Hendrik Wüst, als Landeschef des mitgliederstärksten CDU-Verbands Nordrhein-Westfalen
- Markus Söder, CSU-Chef
Nun ist es ja bei der Union traditionsgemäß so, dass dort - so hat man zumindest als Außenstehender oftmals den Eindruck - dass da eben nicht eine (vom lateinischen "unio") Einheit bzw. Vereinigung ist, sondern vielmals zwei eigenständige Parteien - so beschreibt es auch Wikipedia. Die CDU verfügt über 17 Landesverbände in 15 Bundesländern, allerdings über keinen Landesverband in Bayern. Die CSU hat hingegen keinen Landesverband außerhalb Bayerns. Auch auf Bundesebene sind die Parteien organisatorisch voneinander getrennt: Die Bundespartei CDU umfasst geographisch nur 15 der 16 Bundesländer, die CSU nur den Freistaat Bayern. Bei Wahlen auf sämtlichen politischen Ebenen tritt die CDU nur außerhalb Bayerns an, die CSU nur in Bayern. Aber die Bindung zwischen CDU und CSU war keineswegs immer fest: Zu Zeiten des CSU-Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß kam es 1976 zum Kreuther Trennungsbeschluss der CSU, mit dem Vorhaben, die seit 1949 bestehende gemeinsame Fraktion im 8. Bundestag aufzulösen. Und diese eigentliche Uneinigkeit sieht man auch heute noch: Bei den Koalitionsverhandlungen der Vorgängerregierung (große Koalition) saß neben Angela Merkel (CDU) auch immer jemand von der CSU mit am Tisch. Formell gab es Verhandlungen zwischen "Union" und SPD, faktisch mussten sich jedoch mehr oder minder drei Parteien einig werden. Dasselbe Schauspiel auch stets in der "Berliner Runde", wo neben der CDU auch immer jemand von der CSU sitzt. However.
![]() |
"Ausgezeichnet"... sicherlich auch Merz' Gedanke, als es mit der Kandidatur klappte - Bild: Collage |
Nachdem nun als erstes Hendrik Wüst zurückzog (und das obwohl er mit 31% in der Bevölkerung den größten Zuspruch gehabt hätte - Söder nur 23%, Merz sogar nur 16%) und seine Unterstützung fortan Friedrich Merz galt, wurde es eng für Markus Söder. Entsprechend schmallippig wurde von ihm höchstpersönlich dann auch verkündet, wer der Kanzlerkandidat der Union sein wird: Friedrich Merz. Er (Söder) sei damit "fein" verkündete er absolut (NICHT!) glaubwürdig und ein erneutes "an-den-Karren-pinkeln", wie damals bei Armin Laschet, würde es nicht geben... wer's glaubt. Ein "Ich bin fein damit", vom Englischen "I'm fine with it", bedeutet sprachwissenschaftlich eher ein "Ich kann damit leben" oder platt "wenn's denn sein muss" (oder "wenngleich ich mir etwas anderes erhofft hatte - ich wollte doch endlich Kanzler werden, menno"). Die Republik und vor allem die CSU muss also noch etwas länger auf einen bayerischen Kanzler warten - ich persönlich bin damit mehr als fein, das brauchen wir nicht wirklich auch noch. Obwohl... (erfolglose) CSU-Kanzlerkandidaten gab es ja mit Franz Josef Strauß und Edmund "äh" Stoiber bereits und beide gegen SPD-Kandidaten gescheitert.
Ähnlich zum "ich bin fein damit", aber doch etwas direkter, formulierte es Bundeskanzler Olaf Scholz, welcher bei einem Besuch in der kasachischen Hauptstadt Astana auf die Frage eines Journalisten zur Kür des Unions-Kandidaten sagte "Es ist mir recht". Scholz selbst hat bereits erklärt, dass er erneut kandidieren will. Eine endgültige Entscheidung darüber hat die SPD aber noch nicht getroffen. Ich persönlich würde ja auch einen "Kamala Harris"-Move der SPD nicht für völlig abwegig halten. Schaun' mer mal.
Quelle: heuteSHOW
Denn: In der Bevölkerung sieht die Stimmung anders aus. Scholz erfährt nicht viel Zustimmung als amtierender Kanzler, wenngleich die "Ampel" unter seiner Führung eine gute Bilanz vorzuweisen hat (bereits zur Halbzeit im Herbst 2023 mehr als 2/3 des Koalitionsvertrages abgearbeitet). Die größte Zustimmung auf die Frage nach einem geeigneten Kandidaten erhält aktuell Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit 30%. Markus Söder kommt auf 22%. Grob nicht mal jede_r Fünfte hält Merz für den geeigneten Kanzlerkandidaten.
Für die Union soll es nun aber genau dieser Friedrich Merz richten und 2025 das Bundeskanzleramt erobern. Schauen wir uns den Mann doch einmal etwas genauer an...
In einem Interview mit der B.Z.
im Jahre 2000 sinnierte Friedrich Merz über seine eigene Jugend als 14-jähriger "ich
hatte schulterlange Haare, bin mit dem Motorrad durch die Stadt gerast,
mein Stammplatz war die Pommesbude auf dem Marktplatz, ich habe
angefangen zu rauchen und Bier zu trinken". Das sollte wohl eine Art rebellische Vergangenheit darstellen. Ein Schulfreund korrigierte
diese Aussage dann insofern, dass Merz lediglich ein altes, klappriges Moped besaß (mit "rasen" war da nicht viel), aber nie lange Haare und eine Pommesbude habe es auf dem Marktplatz seiner Heimatstadt Brilon auch nie gegeben. Merz ist bereits 1972 in die CDU eingetreten - wie soll man da annähernd rebellisch gewesen sein können? Weggefährten nannten ihn bereits damals nicht teamfähig, eitel und überheblich. Mehr dazu im Video "Friedrich Merz EXPOSED".
Friedrich M. war nie Landes– oder gar Bundesminister, nie Ministerpräsident, oder hat sonst irgendein ähnliches Amt bekleidet. Er hat keinerlei Regierungserfahrung bzw. genauso viel wie beispielsweise eine Sarah Wagenknecht. Er ist seit 2022 Bundesvorsitzender der CDU sowie Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und somit Oppositionsführer im 20. Deutschen Bundestag. Von 1989 bis 1994 gehörte Merz dem Europäischen Parlament an. Zwischen 1994 und 2009 war er Bundestagsabgeordneter, wobei er von 2000 bis 2002 erstmals Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit auch Oppositionsführer war. Anschließend war Merz als Lobbyist und Rechtsanwalt tätig. 2018 kehrte er in die Politik zurück und kandidierte wie auch 2021 erfolglos für den CDU-Parteivorsitz. Bei den Wahlen 2021 wurde Merz wieder Bundestagsabgeordneter und wenige Monate später im dritten Versuch endlich CDU-Parteivorsitzender. Soweit die Kurzbiografie. Unten mehr.
Im Jahr 1995 stimmte Merz gegen das „Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz“, welches als Antwort auf eine Bundesverfassungsgerichtsentscheidung das Abtreibungsrecht liberalisierte und das obwohl eine Mehrheit der Union dafür war!
Der Bundestag stimmte 1997 mit der Mehrheit von SPD, Grünen und Linken, sowie 130 Unionsabgeordneten und 25 Liberalen dafür, Vergewaltigungen in der Ehe wie außereheliche Vergewaltigungen zu behandeln, anstatt sie nur wie bisher als Nötigung gemäß § 240 StGB zu bestrafen. Merz stimmte mit weiteren 137 Abgeordneten aus CDU, CSU und FDP gegen die damals neue Unterstrafestellung des Tatbestandes. Konservative Politiker warnten davor, dass die Ehe an Wert verlieren würde, wenn Frauen ihren Ehemann wegen Vergewaltigung vor Gericht bringen könnten. Nochmal: Friedrich Merz stimmte 1997 DAGEGEN, dass Vergewaltigung in der Ehe strafbar wird.
Mit Merz geht es zurück in eine Politik der 90er... mindestens - Quelle: Netzfundstück
1999 regte sich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft ein immenser Aufstand in der CDU. Roland Koch wollte in Hessen eine Landtagswahl mit dem Slogan "Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben" gewinnen und in Nordrhein-Westfalen ging Jürgen Rüttgers mit dem Spruch "Kinder statt Inder" in die Geschichte ein. Und Friedrich Merz? Sprach damals schon vom Begriff der "deutschen Leitkultur", der sich Einwanderer anzupassen hätten. Alles rund ein Jahrzehnt vor der Gründung der damals noch nur eurokritischen AfD!
Im Jahr 2000 schlug er vor, die Renten voll zu besteuern und das Renteneintrittsalter auf 70 zu erhöhen. Selbst die CSU-Schwesterpartei wähnte in diesem Vorschlag einen verfrühten Aprilscherz (oder "Merzscherz"? Lassen wir das). War es aber nicht. Und der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), Ottmar Schreiner, nannte die Debatte gar einen sozialpolitischen Amoklauf.
![]() |
Quelle: Extra3 |
Als sich 2001 der seinerzeitige regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit als schwul outete, entgegnete Merz „Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal“. Tja...
2002/2003 wollte er Gewerkschaften entmachten. Und im gleichen Jahr entwarf er die Idee der "Bierdeckel-Steuererklärung", derzufolge die jährliche Steuererklärung auf einem Bierdeckel Platz finden bzw. darauf auszurechnen sein müsste. Klingt nach bürgerfreundlicher Entbürokratisierung? Dahinter verbarg sich ein Steuerstufensystem, das vor allem Gutverdiener entlastet und den Staat Milliarden gekostet hätte. By the way: Die aktuellen Steuerreformvorschläge der AfD basieren auf demselben Prinzip.
Im Jahr 2004 finden zwei Obdachlose in Berlin am Hauptbahnhof einen Laptop. Darauf: Sämtliche Handynummern der halben Bundesregierung u.a. Kanzlerin Merkel. Sie entschließen sich, das Gerät dem Bundesgrenzschutz zu übergeben, welcher es dann dem Eigentümer zukommen lässt... Friedrich Merz. Der bedankt sich bei den ehrlichen Findern wahrlich generös mit einem stattlichen Finderlohn... seinem Buch über das „Ende der Wohlstandsillusion“.
Im gleichen Jahr sprach sich Merz für tiefgreifende Änderungen am Sozialsystem aus. Insbesondere wollte er den Kündigungsschutz zunächst für Arbeitnehmer, die älter als 53 sind, und, sofern der Nachweis gelinge, dass weniger Schutz zu mehr Beschäftigung führe, später für alle komplett abschaffen.
2006 zieht er vor das Bundesverfassungsgericht und klagt dagegen, dass Bundestagsabgeordnete ihre Nebenverdienste offenlegen sollen. Im Übrigen: Erfolglos.
Auf einer Klausurtagung 2008 plädierte er für Beschränkungen bei der Sozialhilfe, denn ansonsten würden "Soziahilfekarrieren" begünstigt. Ferner hielt er einen "Hartz 4"-Regelsatz von 132 Euro im Monat für absolut ausreichend.
Nach einigen internen Machtkämpfen, insbesondere mit Angela Merkel, welche diverse weitere Konkurrenten auf dem "Männerfriedhof" entsorgte, verließ er 2004 beleidigt die Parteiführung und 2009 auch den Bundestag. Am 29. Oktober 2018 verkündete Angela Merkel nicht mehr zur nächsten Bundestagswahl anzutreten und per sofort auf den CDU-Vorsitz zu verzichten. Es dauerte haargenau einen Tag (!) als Merz verkündete, neben Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) für das Amt des CDU-Vorsitzenden zu kandidieren, was er gegen AKK verlor... "Hey, ich war ein Jahrzehnt weg - wählt mich doch mal zu eurem Chef!". Nö, du. Und als wenige Jahre später AKK zurücktrat, ätze Merz "Es ist übrigens reiner Zufall, dass (Wetter-)Tiefs im Moment Frauennamen tragen".
Quelle: heuteSHOW
Im November 2018 sagte Merz auf Nachfrage in einem Interview mit dem Bild-Talk "Die richtigen Fragen", dass er Millionär sei (ohne zwischen Einkommens- und Vermögensmillionär zu unterscheiden) bzw. eine Million pro Jahr verdient und damit "zur gehobenen Mittelschicht gehöre". Dieses Selbstbildnis des Mannes, der Immobilien und Flugzeuge besitzt und teils Tageshonorare i.H.v. 5.000 Euro berechnete, löste öffentliche Kritik aus. Zumal sein Vermögen auf ca. 12 Mio. Euro geschätzt wird. Welcher Mittelschichtler hat das nicht auf der hohen Kante? Sorry, gehobener Mittelschichtler.
Ebenfalls 2018 meinte er im Rahmen einer Asylrechtdebatte, dass man darüber reden müsse, ob das individuelle Recht auf Asyl in der deutschen Verfassung bestehen bleiben könne. Schon merkwürdig... mittlerweile ist es ein größeres Tabu, über das im Grundgesetz vorhandene Parteiverbot für eine gesichert rechtsextreme Partei zu sprechen, als darüber zu sprechen, die im Grundgesetz vorhandenen Grundrechte auf Asyl abzuschaffen.
2019 ist Friedrich M. ist angetreten, um die AfD zu halbieren. Nunja, wie wir nun wissen, hat das so semi geklappt. Das AfD-Ergebnis bei der Europawahl 2019 (noch vor der Kampfansage) betrug 11%. Im Jahr 2024 erreichte die AfD bei der Europawahl 15,9%. Bei der Bundestagswahl 2017 erzielten sie 12,6%, 2021 10,4%, aktuelle Umfragen sehen sie bei ca. 20%. Halbieren sieht anders aus.
Wenige Monate nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine erklärte Merz über ukrainische Geflüchtete: „Wir erleben mittlerweile einen Sozialtourismus dieser Flüchtlinge: nach Deutschland, zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine", im Übrigen alles mit Flixbus. Besonders befremdlich, da er kurz zuvor meinte, wäre er Kanzler, hätte er der Ukraine ja umgehend eine Exportgenehmigung für 100 Marder-Panzer erteilt. Randnotiz: "Sozialtourismus" war das Unwort des Jahres 2013.
2023 war dann ein ganz heißes Jahr für ihn: Zunächst sprach er bei Markus Lanz über Grundschulkinder von Migranten von „kleinen Paschas“, sinnierte dann in Bezug auf die Klimakrise „Es ist eben gerade nicht so, dass morgen die Welt untergeht.“ und behauptete „Geflüchtete lassen sich beim Arzt die Zähne neu machen und die Deutschen bekommen keine Termine“. Er ließ kaum eine Talkshow aus, um nicht mit fragwürdigen Aussagen zu glänzen.
Pressekonferenz 2024 - Behauptung Merz: Deutschland nehme weltweit proportional die meisten Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan auf. Fakt: Der Iran nimmt nicht nur absolut mit rund 3,7 Mio. weit mehr als 10x so viele afghanische Geflüchtete auf als Deutschland (knapp 300.000) sondern eben auch proportional zur Gesamtbevölkerung rund 12x so viele (4,14% zu 0,35%). Und Syrer_innen? Auch hier nimmt der Libanon in absoluten Zahlen ungefähr gleich viel auf (rund 780.000), proportional allerdings fast 15x so viel (13,69% zu 0,92%). Die Türkei mit über 3,2 Mio. übrigens am meisten (3,68% Anteil an der Gesamtbevölkerung).
Im Sommer 2024 ließ er sich öffentlichkeitswirksam im Eurofighter ablichten und hat die Maschine als Hobbypilot zeitweise gelenkt. Schätzungen zufolge soll dieser Flug den Steuerzahler 100.000 Euro gekostet haben. Die hohen Kosten, rechtfertigt das Ministerium, wären sowieso entstanden, da es sich um eine Übung »im Routineflugbetrieb« gehandelt habe, die auch ohne Merz stattgefunden hätte. Allerdings heißt es auch, dass Merz die »budgetierten Flugstunden eines Co-Piloten« der Luftwaffe verbraucht habe, der für den Politiker am Boden bleiben musste.
Und lt. jüngster Entgleisung sind Schulen, Wohnraumsituation, Universitäten, Krankenhäuser, Arztpraxen einzig und allein durch die Migration(-spolitik) überfordert und nicht durch 16 Jahre CDU-geführte Vorgängerregierung, bzw. dadurch, dass es die aktuelle/Nachfolgeregierung binnen drei Jahren nicht ändern konnte.
Quelle: Volksverpetzer
Und das war sicherlich bei weitem nicht alles, sondern nur die High- respektive Lowlights. Donnerwetter. Heino formulierte jüngst, dass auch Deutschland einen Trump brauche und da setze er auf Friedrich Merz. Puh! Abschließend noch eine rhetorische Frage: Wenn man kurz vor einer Landtagswahl seinen Kanzlerkandidaten kürt, dann erhofft man sich doch eigentlich einen Schub für das eigene Ergebnis, oder? Ich bin jetzt kein Experte, aber hat in Brandenburg die AfD die CDU mehr oder minder halbiert?
Das Satiremagazin Titanic titelte bzw. brachte seinerzeit eine Postkarte über Angela M. heraus:
Angesichts der o.g. Auflistung frage ich mich das beim leibhaftigen, fleischgewordenen "Monty Burns"-Lookalike: Sowas soll Kanzler werden? Okay, okay... zumindest sieht Olaf Scholz nur aus wie Mr. Magoo...
![]() |
Quelle: Netzfund |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen