Donald Trump inszeniert sich gerne als "Macher", einer, der - wie man in der Wirtschaft sagt - "Deals" abschließen kann - eine Abmachung. Meist bietet die eine Seite etwas an, die andere schlägt ein und akzeptiert. Vodafone reitet da in seinen Werbespots auch wie verrückt drauf herum. Warte mal... Vodafone, so rot wie MAGA? Und der Protagonist sagt auch noch "Mega!" Egal, anderes Thema. Nicht lange reden, machen! Wobei an diesem Grundprinzip erst einmal nichts auszusetzen ist, das im Kleinen durchaus funktionieren kann.
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Bild: KI-generiert |
Alltagsbeispiel? Willst Du z.B. als Kind Dein Taschengeld aufbessern und errichtest vor dem Haus den klassischen Limonadenstand, aber niemand (oder kaum jemand) will Deine Limonade kaufen... dann kannst Du natürlich irgendeine sauteure McKinsey-Agentur einkaufen, die Dir sagen wird, es liegt an den Strohhalmen, die Du falsch in die Limonade steckst und dafür 25.000 Euro kassiert. Du könntest aber auch einfach versuchen, Deine Limonade erst einmal etwas billiger zu machen, oder süßer oder zitroniger oder mehr Eis benutzen... einfach mal machen, ausprobieren. Etwas größer gesprochen, also wenn man beispielsweise auf der Arbeit in einem Team nicht erst drölf Meetings ansetzt, um herauszufinden, warum es bei der Kundenperformance nicht richtig klappt, sondern einfach direkt nachhakt... bei den Kunden, die unzufrieden sind. Da mag das funktionieren.
Bei der größten Volkswirtschaft der Welt und zudem derjenigen, welche millitärisch weltweit führend ist, mit 50 Bundesstaaten über rund 9,5 Mio. km² und 340 Mio. Bürger_Innen kann "einfach mal machen" mitunter verheerende Folgen haben. Da sind komplexe Verflechtungen, fängst du an einer Stelle mit etwas harmlosen an, kann das fünf Ecken weiter nicht vorhersehbare Folgen haben. Und manchmal merkwürdigerweise schon. Donald T. sieht - wie manche Politiker anderswo auch - das Böse bei den Migranten_innen. Sie überschwemmen das Land mit Drogen, Kriminalität, nehmen der eigenen Bevölkerung Wohnungen und Arbeitsplätze weg, zahlen keine Steuern und und und - so der allseits gepredigte MAGA-Schwachfug.
Wie einige andere auch, ist man der Meinung, dass es einem schlecht geht. Also wenigstens schlechter als früher. Früher war sowieso immer alles besser. Heute geht es nur noch abwärts, also mit dem Wohlstand und der Wirtschaft. Preise, z.B. für Lebensmittel, kennen nur die entgegengesetzte Richtung. Und in der Tat mag das (vereinzelt) so stimmen. Doch kann man wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass es einem schlecht geht, wenn man seinen 270-PS Pick-Up-Truck für etwa drei bis vier Dollar (=2,60 bis 3,50 Euro) pro Gallone (=3,78 Liter) volltanken muss, um damit beim Wal-Mart nicht mehr 5kg Nackensteaks á 10 Euro für das BBQ kaufen zu können?
Wird es die (US-)amerikanische Wirtschaft wirklich in den Ruin treiben, wenn Einwanderer_innen dort auch ihr Glück versuchen, den alten amerikanischen Traum leben wollen? Im Jahr 2022 lebten 46,2 Millionen Migranten in den USA - 13,9 % der US-Bevölkerung waren im Ausland geboren. Zum Vergleich: Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland lag im Jahr 2024 bei etwa 27,7%. Dies bedeutet, dass rund ein Viertel der Menschen in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte haben, entweder sie selbst oder ein Elternteil sind nicht in Deutschland geboren.
Haben die USA etwa nicht mit dem demografischen Wandel zu kämpfen? Fehlen dort etwa nicht mit der Zeit immer mehr Fachkräfte, weil die Alten in Rente gehen und keine/nicht genügend junge nachkommen? Oder soll das wahrlich ein Phänomen sein, was nur wir hierzulande kennen? Ich glaube das nicht - so verschieden können die Probleme dies- und jenseits des großen Teichs nicht sein. Zumal erst recht durch die Politik Trumps zahlreiche Wissenschaftler_innen das Land verlassen, weil sie in ihren Arbeiten Wörter verwenden, die auf der schwarzen Liste des Präsidenten stehen: "Diversität" ist z.B. ein solches und soll ebenso nicht mehr verwendet werden wie "Rassismus" oder "Klimakrise". Auf der Liste steht übrigens auch "Frauen". Ja, wirklich! Das macht es dann Wissenschaftlerinnen extrem schwierig, wenn sie beispielsweise neue Forschungen zu Brustkrebs vorantreiben und in ihren Studien das Wort "Frauen" verwenden, da BRUSTKREBS nunmal exorbitant FRAUEN betrifft!
Zurück zum "Migranten_innen-Problem". Donald T. hat massenhafte Ausweisungen entschieden und wundert sich nun, dass diese seine Entscheidung vom Volke nicht jubelnd begrüßt wird. Da regt sich doch tatsächlich Widerstand bei denjenigen, wenn Freunde oder Familie abgeholt und zurück in die (mutmaßliche) Heimat geschickt werden. Das finden manche echt beschissen, wenn Familien auseinandergerissen werden, muss man sich mal vorstellen.
Man stelle sich vor, vor dem Landtag in (sagen wir einfach mal) Düsseldorf gebe es Proteste gegen eine Entscheidung aus der Bundespolitik - so abwägig ist der Vergleich keineswegs, es sind beides (USA und DE) föderale Systeme. Die Proteste sind überwiegend friedlich, aber auch mit einigen, die zur Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung greifen. Die Polizei macht ihren Job, die Kundgebungen dauern an. Nun stelle man sich zudem vor, Bundes(*würg*)kanzler Friedrich Merz würde in einem solchen Fall aus Verärgerung die Bundeswehr an den Rhein schicken. Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul würden gegen eine solche Entscheidung protestieren, aber der Kanzler hielte an seinem harten Kurs fest.
Genau das ist es, was gerade in Kalifornien passiert: In Los Angeles protestieren bereits seit Freitag (06.06.2025) Menschen gegen das Vorgehen der Einwanderungsbehörde ICE: Bei den Razzien waren in mehreren Stadtvierteln Dutzende Migrantinnen und Migranten ohne gültige Papiere festgenommen worden - sie sollen demnächst abgeschoben werden. Daraufhin verfolgten aufgebrachte Menschen einen ICE-Fahrzeugkonvoi. Bezeichnend ist ein Video der australischen Reporterin Lauren Tomasi, welche während der Berichterstattung von den Protesten von der Polizei beschossen wurde. Da kann man mal sehen, wie angespannt die Nerven da sein müssen. Das US-Verteidigungsministerium schickt Hunderte Marines und weitere Nationalgardisten nach Los Angeles. Trump verteidigt sein Vorgehen, denn "LA würde sonst niederbrennen". Natürlich... wer kennt sie nicht, die Weisheiten Trumps, so wie die explodierenden Strohhalme. Dass Trump nachgibt? Unwahrscheinlich.
Das hat es seit 60 Jahren nicht gegeben: Trump stützt die Übernahme des Kommandos über die Nationalgarde in Kalifornien unter anderem auf eine Bestimmung des Title 10, die dem Präsidenten im Falle einer "Rebellion oder der Gefahr einer Rebellion gegen die Autorität der Regierung der Vereinigten Staaten" erlaubt, die Kontrolle über die Nationalgarde an sich zu ziehen. Er argumentiert, die Proteste gegen die Beamten der Einwanderungsbehörde seien eine Rebellion gegen die Bundesregierung. Trumps Schritt ist höchst ungewöhnlich. Es ist das erste Mal seit 1965, dass der Präsident sich ohne Einwilligung eines Gouverneurs der Nationalgarde eines Bundesstaates bemächtigt. Damals setzte Präsident Lyndon B. Johnson zusätzlich zur Nationalgarde auch reguläre Soldaten ein, allerdings mit dem Unterschied um während der Bürgerrechtsbewegung im Südstaat Alabama die fast ausschließlich schwarzen Demonstranten zu schützen. Nicht wenige sind allerdings der klaren Meinung, dass Präsident Trump eindeutig seine Befugnisse überschreitet.
Auch interessant: Die Co-Vorsitzende der AfD gab in einem Interview vor gar nicht allzu langer Zeit zu Protokoll, dass "Donald Trump genau das umsetzt, was wir als AfD seit drei Jahren fordern". Spannend. Bedeutet: Die AfD möchte also auch gerne bürgerkriegsähnliche Zustände in diesem Land? Das würde zur Aussage des langjährigen Pressesprechers der AfD, Christian Lüth passen, der sagte "Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD". Einen Schritt weiter ging der Rechtsextremist und seinerzeitige AfD-Mitarbeiter Marcel Grauf: Von ihm stammt das Zitat "Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. Sieg H*#l!“. Keine Pointe!
Das solche Bürgerkriege eigentlich immer mehr oder minder harmlos beginnen, zeigt ein Blick in die Geschichte (auch der 1. Weltkrieg entbrannte ursprünglich aus dem Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Österreich-Ungarns und seine Gemahlin):
Englischer Bürgerkrieg von 1642 bis 1649: Die Überzeugung, dass die Könige ihre Herrschaft einzig der Gnade Gottes verdankten und daher auch nur ihm allein Rechenschaft schuldeten, brachte das Stuartkönigtum von Beginn an in einen Gegensatz zum englischen Regierungssystem, das damals bereits seit etwa 300 Jahren eine begrenzte Mitwirkung des Parlaments an den Staatsgeschäften kannte. Im Laufe des 17. Jahrhunderts setzte sich in den politisch und wirtschaftlich tonangebenden Schichten Englands immer mehr die Überzeugung durch, auch das Königtum sei nur ein von Menschen verliehenes Amt, der König also nicht völlig frei in seinen Entscheidungen und Handlungen, sondern eingebunden in die traditionelle Verfassungsordnung. Im Konflikt entluden sich nicht nur die Spannungen zwischen dem absolutistisch gesinnten König und dem Unterhaus, sondern auch die Gegensätze zwischen Anglikanern, Puritanern, Presbyterianern und Katholiken.
Der Sezessionskrieg oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten). Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion auf die Wahl des gemäßigten Sklaverei-Gegners Abraham Lincoln zum US-Präsidenten traten im Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA, die Stärkung der Zentralmacht gegenüber den Bundesstaaten sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
Der Syrische Bürgerkrieg ist eine seit dem 15. März 2011 andauernde bewaffnete Auseinandersetzung verschiedener Gruppen in Syrien, die mit fortschreitender Dauer zunehmend unter Beteiligung von Drittstaaten stattfindet, die dabei auch eigene Interessen verfolgen. Auslöser des Bürgerkriegs war die gewaltsame Niederschlagung anfangs friedlicher Proteste gegen das autoritäre Regime Assads im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011. Von 2011 bis 2024 standen den Streitkräften Syriens unter dem Kommando des diktatorisch regierenden Staatspräsidenten Baschar al-Assad (Baath-Partei) bewaffnete Gruppierungen der Opposition gegenüber, die teilweise auch gegeneinander Krieg führen, weshalb der Bürgerkrieg auch nach dem im Dezember 2024 erfolgten Sturz des Assad-Regimes nicht zwangsläufig beendet ist. Unterwandert Vodafone mit seinen Werbespots unterschwellig MAGA-Botschaften? Bild: Collage
Trump, der sich stets als unbedingter Verfechter der Meinungsfreiheit inszeniert hat, lässt genau diese jetzt brachial niederknüppeln und -schießen. Es geht offenbar nicht um jede Meinung, wenn von ihm die Freiheit propagiert wird, sie äußern zu dürfen. "So sad", würde Trump sicherlich sagen ...
Nochmal zur Erinnerung: Trump regiert seit rund einem halben Jahr! Wenn das in dieser affenartigen Geschwindigkeit weitergeht und niemand etwas dagegen unternimmt, male ich mal (rein vorsorglich) ein Bild der USA im Jahre 2035:
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