Es gibt so Themen, für die ist ein einzelner Beitrag viel zu viel, daher heute mal mehrere zusammengefasst. Frei nach dem Motto "Ich wollt's ja nur mal gesagt haben!". Manche nennen so etwas "Sammelsurium" oder auch "Potpourri", wobei letzteres eigentlich ein Gefäß mit wohlriechenden Pflanzenteilen, oder (in der Musik) ein aus Zitaten bekannter Melodien zusammengestelltes Musikstück darstellt. Unser tägliches Halbwissen gib uns heute - sei es wie es sei, los geht's... es sind einfach verrückte Zeiten.
Recht auf analoges Leben
Da lese ich, die Senioren-Union fordert "Recht auf analoges Leben". Die Senioren-Union der CDU hat nach eigenen Angaben 56.000 Mitglieder (die älter als 60 Jahre sind). Hintergundinfo: Rund 30% der Gesamtbevölkerung Deutschland fällt unter diese Altersgruppe - also rund 25 Mio. Menschen. Und sage und schreibe 0,23% dieser 25 Mio. Menschen Ü60 fordern nun ein "Recht auf analoges Leben". Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) sagt, dass rund vier Millionen ältere Menschen nicht online aktiv seien und dadurch gesellschaftlich abgehängt würden - also knapp 17% der 25 Mio.. Okay... ich verstehe das Problem grundsätzlich (denke ich mal). Doch sarkastisch gefragt: Wo ist das Recht auf Postkutschen, Öllampen und Mammutjagd? Ein Sprichwort sagt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Meines Erachtens/Wissens fühlen sich doch viele einfach mit der Technik überfordert. Die Antwort müsste doch also eigentlich lauten: Die digtale Teilhabe muss so einfach wie verdammt möglich gemacht werden, sodass sie wirklich ausnahmslos jede/r nutzen kann. Wer das wiederum partout nicht möchte, das ist dann wieder ein anderes Thema.
Dass es anders geht, beweist ein kleines Dorf in Ostwestfalen: Etteln hängte sogar Konkurrenz aus China und Japan ab, wenn es um den Titel weltbeste "Smart City" geht. Es gibt eine Dorf-App, die jede/r Zweite nutzt - alle anderen gehen an den digitalen Dorf-Kiosk, der überall steht. Digitale Sprechstunde beim Arzt? Kein Problem. (e-)Car-Sharing, weil der ÖPNV (wie in so vielen Dörfern) ... naja, sagen wir "verbesserungsfähig" ist? Funktioniert. Glasfaser bis in den letzten Kuhstall? Selbst verlegt! Grüner Strom aus Solar und Wind? Mehr als man selbst verbraucht!
Als im 18. und 19. Jahrhundert die Industrialisierung technische Neuerungen wie den Webstuhl und die Dampfmaschine hervorbrachte, gefiel das nicht jedem. Innerhalb der Bevölkerung kam es schnell zu Protesten und Aufständen. Ähnliches widerfuhr dem Automobil Anfang des 20. Jahrhunderts: Wer damals ein Auto besaß, musste mit Drohungen und gewalttätigen Übergriffen rechnen. Sogar Kaiser Wilhelm II. soll gesagt haben, dass das Auto "nur eine vorübergehende Erscheinung" sei und er "an das Pferd glaube". Nicht zu vergessen: die Proteste gegen den Tonfilm in den 1930ern. Wie wir alle wissen, hat nichts davon den technologischen Fortschritt aufgehalten – und trotzdem ist die Technologiefeindlichkeit in Deutschland noch immer stark ausgeprägt. Sogar die Wortwahl ist gleich geblieben: Während Kritiker den Tonfilm vor 100 Jahren als „wirtschaftlichen und geistigen Mord“ bezeichnet haben, sprach im Jahr 2023 ein gewählter bayerischer Minister im Zuge des von der EU beschlossenen Verbrenner-Verbots von einem „Anschlag auf den Wirtschaftsraum Europa“. Wenn man in der jüngsten Vergangenheit Unions- oder auch FDP-Politiker über das Verbrenner-Aus reden hörte, fiel stets der Begriff „Technologieoffenheit“. Dieser wurde von diesen Parteien in den vergangenen Jahren derart inflationär benutzt, dass er zu einer inhaltsleeren Phrase verkommen ist.
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| Grafik: Youtube |
Herbst der Reformen
Uns steht ein "Herbst der Reformen" bevor. Wir könnten uns "den Sozialstaat nicht mehr leisten" und reden von großen Baustellen in der Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung, in kleinerem Umfang auch bei Bürgergeld, Grundsicherung, Hilfen für Familien, Wohnkosten. Wir reden über die Frage, wer die Kosten für die öffentliche Daseinsvorsorge tragen soll, bei wem gespart wird und bei wem eben nicht. Tatsächlich ist das deutsche Sozialsystem teuer, sehr teuer: 2024 betrugen die gesamten Sozialausgaben in Deutschland rund 1.345.400.000.000 oder mehr als 1,3 Billionen Euro. Das sind mehr als 30 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP). Im internationalen Vergleich leistet sich Deutschland damit nicht das umfangreichste, aber ein deutlich überdurchschnittlich teures Sozialsystem. Laut den jüngsten europäischen Vergleichsdaten von 2023 hatten etwa Frankreich und Finnland (2025 wieder Weltmeister im Glücks-Index) mit über 31% noch höhere Sozialleistungsquoten, andere Länder gaben dagegen deutlich weniger für ihr Sozialsystem aus - Irland beispielsweise nur 12%.
Den Löwenanteil der Sozialausgaben macht mit 29,1% die (Senioren, haltet die Pfandflaschen fest) Rentenversicherung aus (war da nicht was mit "Senioren-Union"?), gefolgt von der Krankenversicherung (26,4%). Weit abgeschlagen auf Platz drei: Systeme des öffentlichen Dienstes (7,5%). Konkret meint (not my) Kanzler F. Merz, dass vor allem beim Bürgergeld gespart werden müsste, welches ganz nebenbei bemerkt 4,2% vom Sozialbudget Deutschlands ausmacht. Das ist doch purer Hohn! Diejenigen in unserer Gesellschaft, die eh schon wenig haben, sollen noch weniger bekommen. Aber dass einmal nachgedacht wird, bei denen, die reichlich haben, etwas abverlangt wird? Undenkbar! Wenn ich 100 Menschen, die beispielsweise jeweils rund 500 Euro im Monat zum Leben haben, jeweils 50 Euro wegnehme, dann sind das in Summe 5.000 Euro aber jeweils 10% des monatlichen Geldes. Nehme ich einem Millionär 5.000 Euro, dann sind das gerade einmal 0,5%! Zur Erinnerung: Superreiche kaufen sich Yachten, Immobilien zum Spekulieren, Uhren für zehntausende Euros, bezahlen eine ganze Batterie an Anwälten, Steuerberatern und was-weiß-ich-nicht-alles, um der Allgemeinheit möglichst wenig zurückzugeben, aber Bürgergeldempfänger_innen bekommen nach Meinung vieler 20 Euro zu viel im Monat. MERKT HIER JEMAND NOCH ETWAS?!
Herr Merz, falls Sie es nicht mitbekommen haben sollten: Einer Umfrage zufolge ist ein Viertel der Väter und Mütter besorgt, dass sie die Grundbedürfnisse ihrer Familie wie Wohnung, Heizung und Nahrung nicht mehr ausreichend erfüllen können. EIN VIERTEL! Seit Jahresbeginn ist dieser Anteil von 15 auf 25 Prozent gesprungen. Bei Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 3000 Euro äußerten sogar 57 Prozent große oder sehr große Sorgen, sich die Versorgung mit dem Nötigsten nicht mehr leisten zu können. Im Vergleich zum Januar (wo der Wahlkampf in voller Fahrt war und sich abzeichnete, dass ein Kanzler Merz alternativlos zu sein scheint) bedeutet das den Angaben zufolge einen Anstieg um 21 Prozentpunkte.
Und dann poltert auch noch Döner-Söder aus Bayern, "der Sozialstaat brauche ein grundsätzliches Update" und sagt weiter (insbesondere zum Bürgergeld) "mit solchen Reformen könne der Staat viele Milliarden einsparen". Herr Söder, selbst wenn wir es komplett streichen würden, dann nur 4,2% von allen Sozialausgaben! Oder halt rund 56 Milliarden. Würde man Steuerverschwendung und -vermeidung (also wenn besser Betuchte ihr hart Ererbtes nicht in irgendwelche Briefkastenfirmen in Übersee verschwinden lassen) könnte man glatt das Doppelte einsparen!
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| Foto: GVG |
Die Entzauberung des Kettensägenmannes
Dazu passt ganz gut diese Nachricht: Javier Milei ist seit knapp zwei Jahren Argentiniens Präsident - er wurde Ende 2023 gewählt, weil er versprach, die Inflation zu bekämpfen und die „Kaste“ zu beseitigen. So bezeichnet er (Achtung! Wird im nächsten Satz wichtig) korrupte Politiker, privilegierte Unternehmer und angeblich bestechliche Journalisten. Und nun - oh Wunder - erschüttern Korruptionsvorwürfe im engsten Milei-Kreis das ganze Land. Am Dienstag bewarfen Unbekannte den Staatschef bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Steinen und anderen Gegenständen. Mileis Regierung hat Argentinien makrowirtschaftlich wieder in die Spur gebracht, aber die Kosten spüren Rentner, denen die Pensionen eingefroren wurden, und die sozial Schwachen und Millionen Arme, denen staatliche Leistungen gestrichen wurden.
Zudem frönt seine Regierung dem Kulturkampf und Geschichtsrevisionismus ultrarechter Prägung. Milei baut Förderungen für Kunst und Kultur ab, schließt Einrichtungen, nimmt öffentlichen Universitäten die Gelder. Er beschneidet das staatliche Gesundheitssystem, für das Argentinien über Lateinamerika hinaus gelobt wurde. Erinnert in weiten Zügen an die ersten Maßnahmen eines Donald T. in den USA? Zudem versucht er, die Militärdiktatur (1976 bis 1983) umzudeuten, indem er die Militärs zu Opfern und Rettern des Landes stilisiert, die Argentinien vor dem Untergang und dem Kommunismus gerettet hätten. Auch hier streicht er Gelder für Erinnerungsstätten zusammen. Tja, wer konnte das bloß ahnen. Es könnte (!) eine Blau(!)pause für andere Länder sein...
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| Javier Milei und seine Schwester Karina wurden bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Steinen beworfen. Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpa |
Rechte Mehrheit?
Apropos Blau. Aktuellen (Sonntags-)Um-/Fragen zufolge leisten sich mittlerweile die CDU/CSU und die AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gunst der Wähler_innen. Beide Parteien könnten einer aktuellen Insa-Umfrage zufolge jeweils 25% der Stimmen auf sich vereinen. Es kommt mir vor wie ein Fiebertraum... beide Parteien könnten mit diesem Ergebnis bei einer Wahl (theoretisch) mehrheitlich regieren!
CDU: Das Kabinett Merz ist mit einem stark konservativen bis ultrakonservativen Rückbesinnungs-Beigeschmack versehen. Mit der Berufung von zwei Wirtschaftsvertretern in Ministerposten wird dem Lobbyismus Tür und Tor geöffnet. Im wer-weiß-nicht-wievielten "wärmsten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung" wurden dem Naturschutz im Koalitionsvertrag ganze 29 Zeilen gewidmet (von insgesamt 4.588).
AfD: Eine mittlerweile als gesichert rechtsextremistischen Partei (bundesweit - nicht nur einzelne Landesverbände), viel mehr eine "Anti-Ausländer"-, "Anti-Homo"- und "pro Heimat"-Partei, mit einer homosexuellen Frau als Gallionsfigur, die im Ausland mit einer "nicht-Deutschen" verheiratet ist. GENAU MEIN HUMOR! Manchen Menschen möchte ich manchmal einfach nur meine Hand auf die Schulter legen, ihnen tief in die Augen schauen und ganz ernsthaft fragen "Geht es Ihnen gut?" - es ist nur noch ganz schwer zu ertragen.
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| Foto: Collage |
Rechtsextremistin Marla Svenja Liebich ist nicht zum Haftantritt erschienen
Apropos homophob: Liebich war im Juli 2023 – damals noch als Sven Liebich – vom Amtsgericht Halle wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Die Berufung dagegen scheiterte, ebenso wie später die Revision. Marla Svenja Liebich ließ den Namen von Sven Liebich und seinen Geschlechtseintrag von männlich auf weiblich ändern. In dem Fall steht der Verdacht im Raum, Liebich habe den Geschlechtseintrag nur geändert, um das Selbstbestimmungsgesetz zu verhöhnen, die Behörden vorzuführen und in einem Frauengefängnis untergebracht zu werden. Das Selbstbestimmungsgesetz macht es für trans, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen einfacher, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen ändern zu lassen. Mich würde mal brennend interessieren, wie sehr diesen ganzen "WEIß! DEUTSCH! HETERO!"-Typen aus dem rechten Rand der Fall "Liebich" aufstößt. Aber das nur am Rande. Die sind ja auch sicher alle gar nicht rechtsextremistisch, nur "patriotisch" - ich vergaß, ich Dussel.

Bild: picture alliance/dpa/Sebastian Willnow
Das Ende von "Schwarz-Rot-Gold" und "Einigkeit und Recht und Freiheit"?
Genau diesen (blauen) Nationalisten möchte jemand von der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums am liebsten etwas wegnehmen, was sie alle fröhlich schwenken und lauthals grölen: Der ehemalige thüringische Ministerpräsident und aktuelle Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) hat sich für eine neue deutsche Nationalhymne und eine Abstimmung über die Farben der schwarz-rot-goldenen Landesflagge ausgesprochen. Er kenne viele Ostdeutsche, die "die Nationalhymne aus vielerlei Gründen nicht mitsingen. Ich würde daher tatsächlich gerne die Kinderhymne von Bertolt Brecht zur Abstimmung stellen", sagte Ramelow.
"Ich weiß, dass Schwarz-Rot-Gold die Absage an totalitäre Strukturen ist. Viele fremdeln aber auch mit der Nationalfahne", sagte er. Okay... für alle, denen die "Kinderhymne" nichts sagt, hier ist der Link dazu. Fragt sich, wie eine neue Nationalflagge aussähe. Es gab ja bereits Ende des zweiten Weltkriegs diverse Gedanken dazu, einer war die Wirmer-Flagge, welche sich mit dem Philippuskreuz an den skandinavischen Staaten orientierte, jedoch wird/wurde sie in jüngster Vergangenheit häufig im Umfeld rechter und rechtsextremer Gruppen verwendet, insbesondere dem der sogenannten Reichsbürger und dem von Pegida. Vielleicht wäre ja eine Anlehnung an die Fahne der USA etwas - wir bleiben bei Schwarz-Rot-Gold, aber etwas anders und für jedes Bundesland einen Stern in der Ecke..?
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| Grafik: Eigenbau |
Moment mal...
Zwischendurch eine philosophische Frage: Wir nutzen Tische, damit kein Essen auf den Boden kommt, Tischdecken, damit kein Essen auf den Tisch kommt, Platzsets, damit kein Essen auf die Tischdecke kommt, und Teller, damit kein Essen auf die Platzsets kommt. Und dann bestellen wir runde Pizza, die in quadratischen Kartons geliefert wird, um sie als "Dreiecke" zu essen. Findet das noch jemand merkwürdig? However...
Flugzeug-Flüssigkeiten
Im Jahr 2006 wurden Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr international eingeführt, nachdem bekannt geworden war, dass Terroristen an Bord eines Flugzeugs Sprengstoff aus mehreren Flüssigkeiten herstellen könnten. Seitdem durften Fluggäste Flüssigkeiten nur in Behältern mit einem Volumen von bis zu 100 Millilitern mitnehmen – und mussten diese in einem wiederverschließbaren transparenten Plastikbeutel mit einem maximalen Fassungsvolumen von bis zu einem Liter verpacken. An bestimmten Flughäfen ist diese Regel nun passé: Dank neuester Kontrolltechnik dürfen ab Mitte September an bestimmten Kontrollspuren Flaschen mit bis zu zwei Litern Inhalt mitgeführt werden dürfen. ZWEI LITER! Bekomme ich meine 2l-Flasche Coca-Cola überhaupt als "Handgepäck" durch?
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| Grafik: Collage |
Revolution gegen Rheinmetall
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat Europas größte Munitionsfabrik in Betrieb genommen. Das rief Demonstranten bzw. Friedensaktivisten auf den Plan. Demonstrieren ist ein Grundrecht hierzulande - alles fein. Doch eines irritiert mich: Der Konzern Rheinmetall hat seinen Sitz in Düsseldorf und hat die erwähnte neue Fabrik befindet in Unterlüß, in der Lüneburger Heide (Niedersachsen). Wo soll das antimillitaristische Camp stattfinden? Genau, in Köln! Merkste selber, oder?
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| Grafik: Collage |
Sommer 2025
Angesichts des aktuellen Sommers (häufig zu kühl, zu regnerisch) fragen sich viele "WO ISSER DENN, DIESER KLIMAWANDEL?!". In den letzten 60 Jahren ist der Mittelwert weltweit um 0,8 Grad angestiegen. Und da kommen dann auch eben diese "Zweifler" um die Ecke und fragen "Wo ist das Problem, wenn es dann in Köln statt 25 eben 26 Grad sind?“. Doch das ist das Problem, denn da sind viele auf dem Holzweg. Weil: Dabei (0,8 Grad) handelt es sich um einen weltweiten Mittelwert. In Köln, um bei dem Beispiel zu bleiben, sind die Hitzewellen im besagten Zeitraum um fünf Grad wärmer geworden. Kämen noch einmal (im Mittel) 0,8 Grad obendrauf, würden die Hitzewellen also nochmal fünf Grad wärmer – von 41 auf 46 Grad etwa im Jahr 2050. Auf 46 Grad ist aber in Köln (und anderswo) niemand eingestellt: Nicht die Architekten, nicht die Stadtplaner, nicht die Art und Weise, wie wir unsere Häuser bauen und wie wir sie kühlen müssten. Und es geht ja auch nicht nur um einen Tag mit 46 Grad: Die Hitzewellen werden länger, die Dürreperioden werden länger, die Starkregen-Ereignisse werden heftiger.
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| Foto: Collage |
Luft zu sauber: Berliner Senat will Tempo 30 wieder abschaffen
Weiter beim Thema Klima/Umwelt: Um die Luftqualität zu verbessern und den Ausstoß von Schadstoffen wie Stickstoffdioxid gemäß EU-Vorgaben zu reduzieren, hatte der Senat neben temporären Dieselfahrverboten vor einigen Jahren an 41 Hauptstraßen in verschiedensten Bezirken Tempo 30-Abschnitte angeordnet. Inzwischen ist die Luft an vielen Stellen besser geworden, so dass die "sogenannte Luftreinhaltung" dort laut Senat rund um Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nicht mehr als Begründung für Tempo 30 herhalten kann.
Okay... ruhig bleiben. Wie war das nochmal? Hand auf die Schulter legen, tief in die Augen schauen und ernsthaft fragen "Geht es Ihnen gut?". Wie kann denn bitte Luft "zu sauber" sein? Sagt man sich da jetzt, "Och ein paar Stickoxide können es wieder sein." - Stickoxide machen müde! Das ist wie beim Fallschirmsprung: Okay, der Schirm hat meinen Fall abgedämpft, dann kann ich ihn ja jetzt abnehmen (in 500m Resthöhe). BRENNT EUCH DER HELM?
Bild: imago images/imagebroker 
Münchner Kennzeichen
Wir bleiben bei Großstädten: Vor einiger Zeit sinnierte München über ein zusätzliches Kennzeichen, weil der Bestand knapp wird? Neben "M" sollen Fahrzeuge auch "MUC" auf dem Kennzeichen tragen können. Ich nähere mich dem Thema mal rein mathematisch: In der Landeshauptstadt München gibt es laut bayerischem Verkehrsministerium rund 760.000 zugelassene Fahrzeuge, im Landkreis München rund 240.000. Bestand also rund 1 Million Fahrzeuge. Wenn ich einen Buchstaben ("Unterscheidungszeichen" - ein bis drei Buchstaben) mit einem weiteren ("Erkennungsnummer" = ein oder zwei Buchstaben und bis zu vier Ziffern) kombiniere, also beispielsweise M-A.... dann habe ich mit bis zu max. vier Ziffern (theoretisch) 9.999 Möglichkeiten ("M-A 1", "M-A 2" ... bis zu "M-A 9999"). Dann mit M-B.... ebenso viele. Bei 26 Buchstaben des Alphabets ergäben sich also 259.974 Varianten (26 x 9.999). Dann kommt ja noch der 2. mögliche Buchstabe, Also M-AA...., M-AB... usw. also nochmal mit 26 multiplizieren. Macht 6.759.324 (26 x 259.974). Wikipedia rechnet sogar über 7 Mio..
Selbst, wenn ich dann noch einige zehntausend verbotene, respektive unerwünschte Kombinationen mit historischem Hintergrund (HH, NS, SA, etc.) rausnehme, lande ich vermutlich immer noch bei weit über 6 Millionen möglichen Kombinationen für ein Zulassungskennzeichen in der bayerischen Landeshauptstadt... Nur weil auf einem Motorrad kein Platz für "M-AZ 1234" ist, soll es stattdessen "MUC-A 12" bekommen? Und damit auf einem Elektrofahrzeug nicht "M-AB 9876E" in "condensed" stehen muss, soll zukünftig "MUC-Z 98E" stehen? Macht's das besser? Das sind statt sieben, sechs bzw. statt acht, sieben Stellen? Was bringt das?
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| Wenn ein Buchstabe für eine Großstadt nicht ausreicht - Foto: Collage |
Fahrrad reparieren
Ein persönlicher Bericht zum Thema Fahrrad-Platten reparieren - ein Trauerspiel in fünf Akten:
1. Akt: Schlauch auf die altmodische Art flicken (frei nach Röhrich "Der geht doch noch!"). Ausbauen, aufpumpen, Wasserbad, Loch gefunden, Flicken drauf. Test. Verliert immer noch Luft. Zweites Loch gefunden. Auch geflickt. Verliert immer noch Luft/2. Flicken hält nicht richtig. Schlauch vor Wut in den Müll getreten.
2. Akt: Schlauch mit Dunlop-Ventil bei Amazon gesucht, gefunden, bestellt (2er-Set für 17€). Schlauch geliefert - mit Autoventil. Zurückgeschickt.
3. Akt: Schlauch im Baumarkt für 12 Euro gekauft, eingebaut, aufgepumpt. Sohn fährt damit. Wieder platt. Gel läuft aus dem "unkaputtbaren" Schlauch aus. Reinige Mantel, Felge und Straße von grünem Gel mit Wasser.
4. Akt: Fahre ins Fahrrad-Fachgeschäft. Stehe vor verschlossener Tür. Hat montags geschlossen.
5. Akt: Fahre am Dienstag nochmal hin, kaufe für 9 Euro den richtigen Schlauch, baue ihn ein, Fahrrad fährt. Folgt mir für weitere DIY-Tipps.
FAZIT: Einmal vom Profi gemacht bzw. dort gekauft ist am Ende günstiger (und zeitsparender), als die ganze Herumfrickelei, im Versuch "das geht doch billiger/anders besser". Oder auch: Ich habe kein Geld, um mir billige Sachen zu kaufen.
Abschließend sei noch bei all dem Irrsinn festgehalten: Optimismus gilt als Irrweg der Träumenden. Zu Unrecht – denn umgekehrt hat skepsisbesoffene Bedenkenträgerei auch keine Zukunft.










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