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Ein Schuss könnte die USA in den Abgrund stürzen

Was da gerade über'm großen Teich passiert, ist eigentlich (und irgendwie auch mal wieder) wie ein Fiebertraum. Nur mal für alle, die (aus welchen Gründen auch immer) in den letzten Tagen das Weltgeschehen nicht so ganz mitbekommen haben sollten: In den USA wurde ein Mensch erschossen. So weit, so "normal" für die Vereinigten Staaten, denn: Im Jahr 2025 wurden in den USA bis Anfang September rund 10.300 Todesfälle durch Schusswaffen (ohne Selbstmorde) erfasst. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr wäre mit circa 15.400 Schusswaffentoten zu rechnen (s. Grafik unten). By the way: 2021 (das Jahr, in dem Trumps erste Präsidentschaft endete) lag diese Zahl auf einem Höchststand von mehr als 21.000! Seitdem (also während Bidens Präsidentschaft) ist diese Zahl stetig von Jahr zu Jahr gesunken. Wenn wir nun also bei den für dieses Jahr zu erwartenden 15.400 bleiben, macht das etwa 42 pro Tag (15.400 : 365). Bedeutet umgerechnet: Täglich stirbt in beinahe jedem Bundesstaat der USA jeweils ein Mensch durch Schusswaffengewalt, oder anders gerechnet: Nahezu zwei Menschen pro Stunde! Okay, das Land ist groß und beinhaltet etwa viermal so viele Bürger_innen wie Deutschland. Dennoch ist diese Zahl erschreckend.

Don Folden fordert vor dem Weißen Haus: «Hört auf, euch zu hassen, weil ihr unterschiedlicher Meinung seid.» - Foto: Raphael Rauch / Ringier

Von den meisten Opfern wird man, speziell hierzulande, eher nichts erfahren/lesen/hören. Aber dann gibt es da halt noch "spezielle", die es nahezu weltweit in die Schlagzeilen schaffen, wie Charlie Kirk. Nie zuvor gehört? Kirk ist am 10.09.2025 während einer Veranstaltung an einer Universität in Utah niedergeschossen worden. Der 31-Jährige galt als einer der bekanntesten rechtsgerichteten Aktivisten in den USA. Mit der "Charlie Kirk Show" hatte er seinen eigenen Podcast und Millionen (!) Menschen folgten seinen Social-Media-Kanälen. Zudem war er Gründer der Organisation "Turning Point USA" (übersetzt etwa: Wendepunkt USA), die in (Hoch-)Schulen aktiv ist und sich für die Verbreitung konservativer Standpunkte einsetzt - sie hat mehr als 250.000 studentische Mitglieder. Kirk war zudem ein Anhänger Trumps und hatte ihn auch während des Wahlkampfs für das Präsidentenamt unterstützt.

Öffentliche Veranstaltungen auf einem Uni-Gelände hat Kirk immer wieder gemacht und hier gerne auch mit denjenigen "diskutiert", die eine ganz andere Meinung haben. Das provokante Motto: "Prove me wrong" - also "Beweise, dass ich falsch liege" oder auch "Widerlege mich". Bedeutet dann ja: Ich behaupte etwas und du sollst gefälligst beweisen, dass es nicht stimmt! Schon der Titel zeigt, dass hier einer zur Diskussion antrat, dem es nicht darum ging, Positionen auszutauschen oder den Diskurs voranzubringen. Er war hier - sagen wir mal vorsichtig - sehr kontrovers unterwegs: Er kritisierte Programme zur Chancengleichheit für Studierende aus ärmeren Familien, leugnete den Klimawandel und behauptete, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahl 2020 gewonnen hatte, bzw. befeuerte das Narrativ, dass ihm diese gestohlen worden sei. Oder er verteidigte seine "Professor-Watchlist": Eine Online-Datenbank, auf der Studierende linke Professoren diskreditieren können (für was auch immer). Er trat dabei stets nahbar und charmant auf – als schillernder Posterboy der extremen Rechten in den USA. Kaum jemand machte Trumps autoritäre Agenda so zugänglich für junge Leute wie er.

Von seinen Anhängern wird Kirk nun bereits als Märtyrer gefeiert. Ein moderner Messias, der ein christliches, weißes Amerika groß machen wollte. Dass Kirk rassistische Verschwörungen teilte, wie die "Großer Austausch"-Theorie, wonach eine "Elite" die weiße Bevölkerung durch Einwanderer ersetzen wolle – daran erinnern in diesen Tagen nur wenige. Der Begriff "Elite" ist zudem putzig, wenn man bedenkt, dass im Grunde der gesamte Trump-Clan (Gesamtvermögen ca. 7,7 Milliarden US-$) im Weißen Haus sitzt, dort schaltet und waltet (am 1. September startete der Handel mit einer eigenen Kryptowährung - allein dadurch stieg das Familienvermögen um etwa 670 Millionen Dollar) und von Tech-Milliardären hofiert oder auch souffliert wird. Dass Kirk "Nürnberger Prozesse" für Ärzte gefordert hatte, die geschlechtsangleichende Operationen durchführen, finden seine Anhänger nicht verharmlosend, sondern konsequent. Das erinnert mich ein klein wenig an die Aussage von AfD-Anhängern, die Anfang 2024 immerhin eine stabile 2/3-Mehrheit bekam: "Es ist mir egal, dass die AfD in Teilen als rechtsextrem gilt, solange sie die richtigen Themen anspricht." bejahten stolze 66%. Tja, kann man mal öffentlich raushauen... offensichtlich.

Kirk brüstete sich damit, die Kapitolstürmer des 6. Januars aufgestachelt zu haben, er forderte, Exekutionen im Fernsehen zu übertragen ("Die heutige Hinrichtung wird ihnen präsentiert von 'WHIZZ' - wäscht so weiß, weißer geht's nicht!"), und er bediente sich niederträchtigster Sprache. Gerade die LGBTQ+-Gemeinschaft attackierte er hart: Minderheitenrechte, etwa für Transpersonen, nannte er "verstörend". Afroamerikanern beschied er (Achtung, harter Tobak!), "während der Sklaverei besser dran gewesen zu sein"... alter Schwede. 

Nur mal als kurzen Exkurs: Wie das Leben insbesondere für Afroamerikaner_innen in den 1950ern in den USA war, schildert (in Ansätzen) recht anschaulich der Film "Man of Honor" mit Cuba Gooding Jr. und Robert De Niro. Der Film erzählt über das Leben des ersten afroamerikanischen Tauchers der United States Navy, Carl Brashear. Es gilt in den 1950ern als Selbstverständlichkeit, dass Marinesoldaten mit dunkler Hautfarbe über den Job als Koch schlicht nicht hinauskommen, egal wie gut/talentiert sie sind. Nach der Aufhebung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten im Jahre 1865 wurde die Trennung zwischen Afroamerikanern und Weißen durch die sogenannten "Jim Crow Laws" (Jim-Crow-Gesetze) festgelegt, die bis in die 1960er Jahre praktiziert wurden. Die Rassentrennung wurde so umgesetzt, dass gewisse Einrichtungen entweder nur von Weißen oder nur von Schwarzen benutzt werden durften. Es gab also beispielsweise Toiletten nur für Weiße und Toiletten für Schwarze (bzw. „Nichtweiße“), ebenso bei sog. Erfrischungsräumen („Vorzimmer“ von Toiletten mit Waschbecken und Spiegeln). Strikte Trennung gab es auch bei Anproberäumen in Waren- und Kaufhäusern oder Trinkfontänen. In Autobussen durften Schwarze nur im hinteren (schlecht belüfteten) Teil Platz nehmen, vorne saßen die Weißen und in der Mitte durften Schwarze nur sitzen, sofern zu wenig Weiße mitfuhren. Trennung der Plätze gab es auch in Eisenbahnwaggons, (ab)gesonderte Tische in Restaurants und Gaststätten oder generell Lokalverbote für Schwarze, es gab gesonderte Aufzüge, Parkbänke „nur für Weiße“ und das Verbot für Schwarze, an Vorwahlen teilzunehmen. Nochmal: Bis in die 1960er hinein (und hinter vorgehaltener Hand noch sehr viel länger)!

Zurück zum Hauptthema: Die Ursache für den "allgemeinen Kulturverfall", wie er es nannte, sah Kirk im "Niedergang des amerikanischen Mannes". "Lösungen" hatte er auch parat: "Jemand hätte sich darum kümmern sollen, wie wir es in den 1950er- und 1960er-Jahren getan haben" (womit wir den Bogen zum Vorthema wieder gespannt hätten). "Es gibt da draußen eine ganze Menge kranker Menschen – wenn wir dem nicht mit Stärke begegnen, geht das ganze Land den Bach runter.". Der evangelikale Christ popagierte eine rigorose, alttestamentarische Auslegung der Bibel, er wünschte sich eine Gesellschaft, die (wie erwähnt) wieder den Geist der Fünfzigerjahre atmen sollte, in der Frauen hinter dem Herd standen, Männer ihre Probleme mit Gewalt lösten und Homosexualität als eine Krankheit galt und strafbar war. Von solchen Positionen ist es nur noch ein winzig kleiner Schritt bis zu den Herrenmenschenfantasien weißer Suprematisten.

 Anzahl der erfassten Todesfälle durch Schusswaffen in den USA von 2015 bis 2025 und die jeweiligen Präsidenten (Amtsantritt jeweils im Januar des Jahres) - Statistik: Statista - Grafik: Collage

Utah ist weit weg von Washington, mehr als 3.000 Kilometer trennen den Tatort vom Weißen Haus. Im Zentrum der Macht dürfte der Name Kirk künftig aber öfter fallen. Die "Make America Great Again"-Anhänger (MAGA) sehen in ihm einen Helden, ja mehr noch: Einen "Messias", der sterben musste, um die USA von ihren angeblich "woken Sünden" zu erlösen. Präsident Trump selbst nennt Charlie Kirk einen "Märtyrer der Wahrheit" und verlieh ihm posthum sogar die Freiheitsmedaille. Das ist im Groben und Ganzen vergleichbar wie mit dem hiesigen Bundesverdienstkreuz - übrigens sind auch Neil Armstrong (erster Mensch auf dem Mond), Bürgerrechtler Martin Luther King und Kanzlerin a.D. Angela Merkel unter den Träger_innen dieser höchsten zivilen Auszeichnung der USA. Ob man nun mit solch einem Menschen wie Charlie Kirk auf derselben Liste stehen möchte? Weiß ich nicht, Digga! By the way: Als Anfang 2025 mit den Stimmen der AfD ein Unionsantrag zur Verschärfung der Migrationspolitik verabschiedet wurde, zog u.a. ein Holocaust-Überlebender Konsequenzen und gab sein Bundesverdienstkreuz zurück und Michel Friedmann hat aufgrund dieses Ereignisses seine CDU-Mitgliedschaft beendet.

Charlie Kirk wurde also nicht nur von höchster Stelle gelobt und geehrt, sein Sarg wurde mit der Air Force 2 überführt und die Flaggen wehten LANDESWEIT (auch am Weißen Haus) auf Halbmast! Also: Staatstrauer. Nochmal: Ein Mensch der solche Ansichten, Positionen (wie oben aufgelistet) vertritt, bekommt (posthum) solche Ehrungen! Wann wird das Lincoln Memorial zugunsten eines Denkmals für Kirk abgerissen? Frage nur aus Neugier... 

Entsprechend dankbar reagierte jedenfalls Erika Kirk: "Präsident Trump, Charlie hat dich geliebt, und er wusste, dass du ihn liebst", sagte die Witwe in einem Video (man ist per "Du" und liebt sich gegenseitig!). Und weiter: "Charlie, ich verspreche dir, dass ich dein Vermächtnis niemals sterben lassen werde. Ich verspreche dir, dass ich 'Turning Point USA' zur größten Organisation machen werde, die dieses Land je gesehen hat." - dieses Reden in Superlativen hat auch bei Trump Methodik. Die ehemalige Miss Arizona und Basketballspielerin, die wie ihr ermordeter Ehemann eine evangelikale Christin ist, hat nun eine Mission: Das Erbe ihres Mannes fortzuführen, der einen Kreuzzug gegen alles führte, was ihm "woke" erschien – von Transmenschen über Migranten bis hin zu Frauen, die dem Ehemann keine Kinder gebären wollen, sondern lieber Karriere machen (so'n neumodischer Tüddelkram aber auch!). "Turning Point USA" versteht sich als Bollwerk gegen linke Studentenorganisationen. 

Zum (möglichen) Motiv und Täter: Laut dem Gouverneur von Utah lebte der mutmaßliche Schütze Tyler Robinson mit einer Transperson zusammen. Er wurde nach nur rund 36 Stunden der breiten Presse mit den Worten "We got him!" präsentiert. Kein geringerer Satz, der auch 2003 nach der Verhaftung von Saddam Hussein und 2011 nach der Festnahme/Ermordung von Osama bin Laden ausgesprochen wurde. Nur dass wir mal verstehen, auf welcher Stufe das scheinbar einsortiert wird. Dem (vermeintlichen) Täter wünscht Trump nun öffentlich im FOX-Fernsehinterview die Todesstrafe. Wow! Unnützes Wissen am Rande: Bereits 2015 wurde per Gesetz verabschiedet, dass im US-Bundesstaat Utah Todeskandidaten durch ein Erschießungskommando hingerichtet werden dürfen, wenn die Substanzen für die Giftspritze fehlen. Die USA - Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Die USA sind das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, das Hinrichtungen vornimmt, und außerdem eines von nur neun Ländern weltweit, die zwischen 2009 und 2013 (Stand 2015 - aktuellere Zahlen nicht gefunden) jedes Jahr Todesurteile vollstreckt haben. Bei den anderen Ländern handelte es sich um Bangladesch, China, Iran, Irak, Nordkorea, Saudi-Arabien, Sudan und Jemen. Prima Gesellschaft!

Nochmal zur Klarstellung: Ein Mensch ist erschossen worden. Ein Familienvater, der zwei Kinder und eine Ehefrau hinterlässt. Das ist tragisch. ABER: Wo war beispielsweise die Staatstrauer, als die demokratische Politikerin Melissa Hortman nebst Ehemann ermordet wurde? Der als Polizist verkleidete Täter schoss zuvor noch auf den demokratischen Senator von Minnesota, John Hoffman, und dessen Ehefrau. Beide wurden lebensgefährlich verletzt. Und keiner weiß, wer bei diesem mutmaßlichen Amoklauf noch auf der Liste gestanden haben kann. Fest steht, dass es in den zerstrittenen USA in jüngster Zeit eine Welle der Brutalität gegen Politiker gibt: Der Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 durch einen wütenden Mob, der nichts weniger als den Tod von Vizepräsident Mike Pence forderte, weil dieser das Wahlergebnis und den Sieg Bidens anerkannte; der Versuch, den Ehemann der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi bei einem Einbruch mit einem Hammer zu töten im Oktober 2022, worüber sich der Sohn des Präsidenten, Donald Trump Jr., sogar öffentlich über das Opfer Paul Pelosi lustig machte; die Brandstiftung im Haus von Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro, während er mitsamt Familie im Haus schlief, im April 2025... und das alles (auszugsweise) nur in den USA.

Zum Tathergang: In Sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen, wie Kirk auf einer kleinen Bühne sitzt und gerade ein Interview hält. Dann ist ein Schuss zu hören und der 31-Jährige fasst sich an die stark blutende Halsgegend. Trump rief auf seinem Mikrobloggingdienst "Truth Social" zunächst zu Gebeten für Kirk auf. "Ein toller Kerl, von Kopf bis Fuß. Gott segne ihn!" Da ging der Präsident offenbar noch davon aus, dass Kirk überlebt habe. Kirk wurde noch ins Krankenhaus gebracht, aber dort kommt jede Hilfe zu spät. 

Trump bekundete daraufhin Kirks Familie in einer ersten gemäßigten Reaktion sein Beileid: "Der großartige und legendäre Charlie Kirk ist tot. Niemand verstand das Herz der Jugend in den Vereinigten Staaten besser als Charlie. Er wurde von allen geliebt und bewundert, besonders von mir, und jetzt ist er nicht länger unter uns. Melanias und mein Beileid gehen an seine wundervolle Frau Erika und seine Familie. Charlie, wir lieben dich!". 
Nur wenige Stunden später machte Trump aber in einer Ansprache einzig und allein die politische Opposition für Kirks Tod verantwortlich und raunte: „Linksradikale politische Gewalt hat zu viele Unschuldige verletzt und zu viele Leben gekostet“. Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt waren weder der Täter gefasst, noch das Motiv bekannt – klar erschien daher nur eines: Um ein Ende der extremen Polarisierung des Landes bemüht sich dieser Präsident nicht. 

Später wurde bekannt: Der Täter habe aus einer Entfernung von rund 180 Metern von einem Dach nur einen einzigen Schuss abgegeben, erklärt Bo Mason, Kommissar des Utah Department of Public Safety. Zur Erinnerung: Der Täter des Trump-Attentats aus 2024 positionierte sich auf dem schrägen Dach eines Gewerbegebäudes etwa 120 Meter nördlich von Trumps seinerzeitigem Standort. Durch den ersten von acht Schüssen fügte er Trump eine zwei Zentimeter große Wunde oben an der rechten Ohrmuschel zu, die später nicht einmal genäht werden musste! Einmal 180 Meter, ein Schuss, tödlich. Einmal 120 Meter, acht Schüsse, kleine Wunde am Ohr. Unbegreiflich!

Die Bandage an Trumps verletzten Ohr wurde zu einem Symbol für seine Jünger - Foto: Collage

Das Signal, das Trump und seine Familie immer wieder setzt: Gewalt ist im Grunde erlaubt, solange sich die Wut gegen die "Richtigen" richtet. Vor dem Hintergrund einer solchen Gedankenwelt könnte Kirks Ermordung diese Erzählung nun noch weiter verschärfen. Der Hass gegen alles Linke vonseiten vieler Republikaner wird bereits kräftig geschürt - auch ohne, dass der Täter bekannt bzw. verurteilt ist. Zum Beispiel von der Abgeordneten Nancy Mace, die einfach mal raushaut, die Demokraten hätten die Tat zu verantworten. Oder niemand geringeres als Trumps Ex-BestBuddy Elon Musk, der direkt nach dem Anschlag beim Mikrobloggingdienst X verallgemeinernd schrieb: "Die Linke ist die Partei des Mordens" - RA-BUMMS. "In Amerika wurde eine Lunte entzündet", sagte Matt Boyle von der ultrarechten Webseite "Breitbart News" im Gespräch mit dem Rechtspopulisten Steve Bannon. "Amerika hat einen seiner größten Helden verloren", schrieb Stephen Miller, immerhin stellvertretender Stabschef des Weißen Hauses, natürlich auch auf X. "Einen der größten Helden"... so so... scheiß auf George Washington, Thomas Alva Edison, Alexander Graham Bell oder John F. Kennedy (um nicht nochmal Neil Armstrong oder Martin Luther King zu erwähnen).

Und es geht munter weiter: "Wir alle müssen uns nun der Aufgabe widmen, das Böse zu besiegen, das Charlie aus dieser Welt geraubt hat." führt der stellvertretende Stabschef weiter aus. Laura Loomer, eine einflussreiche MAGA-Anhängerin, forderte ein "hartes Durchgreifen der Regierung gegen die Linke. Jede einzelne linke Gruppe, die gewalttätige Proteste finanziert, muss geschlossen und strafrechtlich verfolgt werden. Keine Gnade.". Andere rechte Influencer sprachen auf X sogleich von Krieg: "Ich bin bereit für Bürgerkrieg. Ihr wollt einen Kampf und ihr werdet ihn bekommen." - warum geilen sich Rechtsnationale stets an Bürgerkrieg auf? Der Influencer Joey Mannarino forderte gar, dass die Demokraten zu einer "terroristischen Organisation" erklärt werden sollten... mmmkaaay?! Später rief er seine Anhänger dazu auf, sich eine Waffe zu kaufen und zu lernen, "wie man sie benutzt" (natürlich, was denn sonst - logische Konsequenz). Man wisse nie, wann man sie brauche, um sich und seine Familie zu verteidigen: "Demokraten sind dafür verantwortlich.". Boah, Alter!

Randnotiz: Kirk war ein ausgesprochener Anhänger des durch den 2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verbrieften Rechtes auf privaten Schusswaffenbesitz. Im April 2023 erklärte er hierzu: „Ich denke, es ist es wert, jedes Jahr bedauerlicherweise einige Todesfälle durch Schusswaffen in Kauf zu nehmen, damit wir das Second Amendment haben können, um unsere anderen gottgegebenen Rechte zu schützen. Das ist ein vernünftiger Kompromiss. Es ist rational.". Keine Pointe! 

Don Folden (Foto oben) gehört seit Jahren zum festen Washington-Inventar. Er ist ein Strassendemonstrant, der vor dem Weißen Haus sitzt und sagt, er wolle Frieden zwischen den Völkern stiften. Auf seiner Box spielt er die Nationalhymnen aller Herren Länder ab. Dazu ein Transparent: "Hört auf, euch zu hassen, weil ihr unterschiedlicher Meinung seid.". Was denkt Don Folden (72) über das Attentat auf Charlie Kirk? «Schrecklich», sagt der Rentner. Er glaubt aber nicht, dass die Situation in den USA nun eskaliert. "Wir brauchen weniger Hass, mehr Liebe", sagt Folden. Ich hoffe inständig, er behält recht...

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