Direkt zum Hauptbereich

Es wird nicht mehr besser... nicht einmal mehr "gut"! Schminkt es euch ab!

Triggerwarnung: Das wird heute definitiv kein "Feel-Good-Content", sondern eine schonungslose Abrechnung mit dem ersten Vierteljahrhundert dieses neuen Jahrtausends. Alter, es kommt mir gefühlt wie vorgestern vor, dass wir auf dem Opernplatz Hannover zu "Genie In a Bottle" (ja, das war in dem Fall am 31.12.1999 um etwa 23:57 Uhr wirklich das letzte Lied des 20. Jahrhunderts) ins Millenium reingefeiert haben... Irrsinn.

2025 ist ja sozusagen auf der Zielgeraden und viele (mich eingeschlossen) haben mit dem Jahr (zumindest gedanklich) abgeschlossen. Ich habe die Advents-/Weihnachtsdeko aus dem Lager geholt, wir planen bereits die Feiertage, erste Geschenke sind gekauft - lediglich die Winterreifen müsste ich langsam noch aufziehen. Was wäre das Jahr ohne Konstanten?

Da fällt (rückblickend) schnell schonmal der Satz "Nächstes Jahr kann es nur besser werden!" oder auch "(Aber) 2026 wird mein Jahr!". Hmmm, weiß ich nicht Digga. Der Teufel ist ein Eichhörnchen und scheißt grundsätzlich immer auf den größten Haufen! Wenn nächstes Jahr wirklich etwas Tolles, Einmaliges ansteht, wie Weltreise, Au-Pair-Aufenthalt in Australien, vielleicht auch Hochzeit oder Geburt des Kindes... however. Ja, das wären (vermutlich) sehr bewegende und (wahrscheinlich) einzigartige Ereignisse (wenn nicht noch irgendetwas dazwischen kommt!). Aber machen wir uns doch nichts vor. Schon seit langem wird es nicht mehr besser! Zu Jahresbeginn hat man vielleicht noch ein wenig Resthoffnung, aber dann kommt das Schicksal um die Ecke und fällt lachend vom Stuhl. Schauen wir mal ein wenig zurück...

Bilder: Pixabay - Grafik: Collage

2001 waren 
in den USA die Terroranschläge vom 11. September auf das World Trade Center sowie das Pentagon und läuteten damit im Grunde das Ende der unbeschwerten Zeit, wie wir sie in den 90ern kannten, ein, nachdem bereits 2000 die "Dotcom-Blase" (ein durch die Medien geprägter Kunstbegriff für eine geplatzte Spekulationsblase) insbesondere die Unternehmen der New Economy betraf und damit eine Vielzahl von Anleger_innen empfindlich traf. Manche/r war gestern auf dem Papier Millionär_in und praktisch über Nacht war alles weg.

Im Jahr 2002 wurde das Elbhochwasser als Jahrhundertflut klassifiziert. Weltweit passieren (mind.) sechs tragische Flugzeugabstürze und zwei Fähren sinken - Hunderte, Tausende von Todesopfern. Geiselnahme durch tschetschenische Terroristen in einem Moskauer Theater. 2002 und 2003 ereignen sich weltweit sechs schwere Erdbeben mit einem Wert >6 auf der Richter-Skala.

Der Sommer 2003 forderte europaweit Zehntausende Hitzetote. Seitdem häufen sich Dürrejahre (z.B. 2018), welche der Landwirtschaft und den deutschen Wäldern massiv zusetzten (Waldsterben 2.0). Die USA und Großbritannien überfallen am 20. März trotz internationalen Protest völkerrechtswidrig den Irak. Die Infektionskrankheit SARS entwickelt sich zur Pandemie. Die Raumfähre Columbia zerbricht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, die Besatzung kommt dabei ums Leben.

2004: Tsunami im Indischen Ozean. Der Taifun Nanmadol rast über die Philippinen (ca. 1.000 Tote) und der Hurrikan Charley zieht verwüstend über Florida hinweg. Mit Gesamtschäden von 14 Milliarden US-Dollar wird er einer der schadenträchtigsten Wirbelstürme in den USA. Der Islamistische Terror wütet in Europa: Verheerende Anschläge in Madrid (2004) und London (2005).

Der Hurrikan Katrina gilt 2005 als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Zahl der Todesopfer: 1.392. Der Sachschaden belief sich auf etwa 125 Milliarden US-Dollar.

Im Jahr 2006 schaffte die als „Sommermärchen“ titulierte Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland eine besondere Atmosphäre von Euphorie, Patriotismus und Gastfreundschaft und ließ einen mal (ganz kurz) durchatmen. 

Die Jahre 2007 bis 2009 schlugen dann jedoch mit der globalen Finanzkrise sowie infolgedessen der Euro-Krise (ab 2010) zu. Die Staatsschuldenkrise (vor allem Griechenland) drohte die Eurozone zu sprengen. Harte Sparmaßnahmen führten zu sozialen Unruhen in Südeuropa und zu politischen Spannungen zwischen den „Geberländern“ (wie Deutschland) und den Krisenstaaten. 

2010 Erdbeben in Haiti, Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" und die Loveparade-Katastrophe von Duisburg. 

Durch einen Tsunami kommt es 2011 zum zweiten Super-GAU der Menschheitsgeschichte (nach Tschernobyl) im japanischen Kernkraftwerk Fukushima. Das Bekanntwerden der NSU-Morde offenbarte in diesem Jahr ein massives Staatsversagen.

2012 wie auch 2013 war geprägt von den (Nachklängen) des Arabischen Frühlings. In Syrien tobt der Bürgerkrieg. 2013 gründet sich die AfD als zunächst primär Euro-kritische Partei, welche sich jedoch zusehends radikalisieren sollte.

Das Jahr 2014 war international vom Beginn des Kriegs Russlands in der Ukraine (Annexion der Krim), den anhaltenden Konflikten im Nahen Osten, verschärft durch das staatenübergreifende Auftreten der terroristischen Organisation Islamischer Staat, sowie von der Ebolafieber-Epidemie in Westafrika geprägt.

2015 begann in Europa die Flüchtlingskrise (führte zu einem Erstarken rechtspopulistischer Parteien - AfD in Deutschland, diverse Parteien in Europa), Zudem kam es zu Terroranschlägen in Paris auf „Charlie Hebdo“ im Januar und auf mehrere Orte im November und dieses Gefül kam sogar unmittelbar "vor die eigene Haustür", hier in Hannover

Das Jahr 2016 war vor allem geprägt durch verschiedene Terroranschläge, unter anderem in Brüssel, Nizza und Berlin sowie durch das Brexit-Referendum. Durch den Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz sollen fortan Weihnachtsmärkte zu Risiko-Zonen und besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich werden.

2017 wird Trump erstmals und relativ unerwartet Präsident der USA. Auf dem Amerikanischen Kontinent wüten die Hurrikans Harvey, Irma und Maria. Schlammlawinen in Kolumbien, Sturmtief Xavier in Europa, Erdbeben in Mexiko (2x) und im Iran/Irak. Eine später offiziell gesichert rechtsextreme Partei zieht in den Bundestag ein.

Das Jahr 2018 zeichnete sich vor allem durch einen ungewöhnlich warmen Sommer mit einer lang anhaltenden Dürreperiode aus. Das Orkantief Friederike zieht über Deutschland. Waldbrände in Griechenland (wie im Vorjahr in Portugal) und in Kalifornien (wie auch 2003, 2007, 2015 und 2020 und 2021 und 2025...).

International prägend für das Jahr 2019 war unter anderem der anhaltende Diskurs um die Klimakrise. Der Rechtsterrorismus erstarkt in Deutschland - prägend hier der Mord an Walter Lübcke (2019) sowie die Anschläge von Halle (2019) und Hanau (2020).

Das Jahr 2020 steht für den Beginn der COVID-19-Pandemie, welche uns vor allem noch 2021 und 2022 in Schach hielt und mit noch nie dagewesenen Einschränkungen verbunden war. Der Brexit wird vollzogen. Was sich die Jahre zuvor persönlich anbahnte und im Jahreswechsel 2019/2020 ärztlich bescheinigt wurde: Diagnose Dysthymie.

Ab 2021 bis 2023 traf uns außerdem eine globale Energiekrise, mit nie zuvor gekannten Preisen für Strom und Gas. 2021 "on top" die Flutkatastrophe im Ahrtal - der Monat Juli ist aber weltweit der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Das Jahr 2022 war geprägt vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. In Deutschland steigt die Inflation auf 8,7%. Der Vulkanausbruch des Hunga Tonga ist weltweit der stärkste seit 30 Jahren. Und auch hier: Überschwemmungen, Erdbeben, Orkane, usw.. Die Weltbevölkerung überschreitet die Marke von 8 Milliarden Menschen.

2023: Terrorangriff auf Israel durch die Hamas, wodurch sich aufgrund des Gegenangriffs der Nahost-Konflikt maßgeblich verschärfte. Inflation in Deutschland immer noch bei 6,0%. Persönlich: Tod der Mutter sowie Diagnose einer schweren Krankheit unserer Hundedame.

2024 war erstmals mit mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Mittel das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen - weltweit kam es zu zahlreichen Extremwetterereignissen. In Mannheim wurde ein Polizist getötet, als er eine islamkritische Kundgebung schützen wollte, während in Solingen drei Menschen starben, als ein Mann bei einem Stadtfest mit einem Messer auf Besucher einstach.          

2025: Die AfD erreicht Rekordwerte und könnte aktuellen Prognosen bei Landtagswahlen im Osten die Mehrheit holen, Trump wird nochmal (!) Präsident der USA und Friedrich Merz Bundeskanzler, welcher unermüdlich absolut kein Fettnäpfchen auslässt ("Stadtbild"-Debatte", Belém-Bashing, usw.). Persönlich: Diagnose Brustkrebs in der eigenen Familie.

Ausblick 2026? Das Deutschland-Ticket wird teurer, Fliegen wird 2026 billiger, weil F. Merz der Luftfahrtbranche ein Steuergeschenk macht. Klima? Ach was.. wie oft habe ich Hurrikan/Orkan, Hochwasser/Tsunami, Waldbrände/Hitze/Dürre, Erdbeben und Co. erwähnen müssen? Es hört einfach nicht mehr auf. 

Quelle: Made My Day

Und die gesamte Aufzählung ist ja ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind nur die High- bzw. "Lowlights"! Und bei vielem wird sich der eine oder die andere fragen "Aber, was soll das denn für Auswirkungen auf uns/dich gehabt haben?". Erstens: Darum geht es nicht. Zweitens: In unserer globalisierten Welt, hat so gut wie alles Auswirkungen auf alle. Nur ein zartes Beispiel: 2021, als das Containerschiff "Ever Given" auf Grund lief und den Suez-Kanal fast eine Woche lang verstopfte, stauten sich hunderttausende Schiffe, was zu erheblichen Störungen der weltweiten Lieferketten führte.

Ja, ich will auch nicht verschweigen, dass es in dem beschriebenen Zeitraum auch Positives gab, speziell persönlich Positives, wie die Hochzeit mit meiner Frau, Geburt unserer beiden Kinder, mein Jakobsweg, etc. schon klar. Wir haben auch beide Arbeit, die Kinder kommen gut in der Schule mit, alles gut. ABER: Zusammengenommen war das letzte Vierteljahrhundert eine Zeit der „Polykrise“: Die Krisen lösten einander nicht ab, sondern überlagerten sich oft. Das führte zu einem Gefühl der dauerhaften Anspannung („Dauerkrisenmodus“). Man ist nicht mehr nur Vater, Ehemann, Angestellter und was-nicht-noch-alles. Man ist vor allem Problem- bzw. Krisenlöser, indem man immer wieder auf's Neue mit irgendwelchen Herausforderungen umgehen muss, bzw. zu kämpfen hat.

Halten wir fest: Die Grundstimmung ist beschissen - wirtschaftlich, politisch (nur noch knapp die Hälfte der Wähler_innen lehnt die AfD kategorisch ab - das war mal bei 75%), gesamtgesellschaftlich. Wir haben November, ich hab neulich im Sitzen geduscht, weil mir Stehen zu anstrengend war. Ich werde auf keinen Fall mehr sagen "Oh, nächstes Jahr, das wird mein Jahr!" - bei mir heißt es nur noch:

"2026, bitte einfach nicht ganz so doll!".

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

ICH VERSTEHE ES EINFACH NICHT!

Nein, sorry. Ich komm' einfach nicht mehr mit. Geht nicht in mein Hirn rein. Besteht dieses Land nur noch aus Menschen, die ihre Denkfabrik gegen ein aufgeweichtes Brötchen getauscht haben und/oder sich wie Friedrich Merz selbst (mit einem geschätzten Vermögen von rund 12 Mio. Euro) zur " gehobenen Mittelschicht " zählen und deswegen mehrheitlich künftige Politik für Wohlhabende wählen? Ehrlich, anders begreife ich das nicht. Gut möglich, dass ich z.B. auf Instagram in einer Bubble stecke, wo man denken könnte, es geht noch vielen anderen so. Aber ganz offenbar spiegelt diese Bubble nicht die Mehrheit der Wahlberechtigten wieder. Denn wie ist sonst solch ein aktuelles Umfrageergebnis möglich? Halten wir uns nochmal ganz kurz an den Fakten fest: Dem Kanzlerkandidaten der Union haftet die Skepsis von Führungskompetenz an, da er noch nie (!) ein Amt mit Regierungserfahrung bekleidete. In den jeweils 16 Jahren Kanzlerschaft von Helmut Kohl und Angela Merkel haben ihn beide ...

Karte? Nein, Danke.

Ich glaube, in kaum einem anderen Land ist Kartenzahlung so wenig akzeptiert und wenn dann so kompliziert wie in Deutschland. Man kennt es: Wer nicht mit einer prall gefüllten Geldbörse durch den Alltag stapft, in welcher die Scheine in allen Abstufungen und ausreichender Anzahl fein säuberlich das Portemonnaie füllen, der wird sich hier und da in einer kritischen Situation befinden: Habe ich genug Geld dabei?  So jüngst passiert, nicht mir, sondern dem Kunden vor mir an der Rewe-Kasse: Er hat seinen gesamten Wocheneinkauf an der Getränkemarkt-Kasse aufgebahrt und der Kassierer wird bei den letzten Artikeln immer zögerlicher. Verwundert tauche ich in das Geschehen ein, von dem ich bislang nur beiläufig Notiz nahm, derweil ich meine Rewe-App startklar machte. " Ja, die Mortadella noch, und eine zweite, und eine dritte, die Pizza auch, ja das Toastbrot kann noch.. ." was zur Hölle? Beim Blick auf den Gesamtbetrag erahne ich dann, er versucht nicht über 70 Euro zu kommen (weil e...

Das Ende oder die Wiedergeburt der Leistungsgesellschaft?

Wenn jenseits von Sport und Breitbandnetzen Leistungen gefordert werden, geht es meist um Sozialleistungen. Also um etwas, das zu verteilen ist. Nicht um etwas, das jemand erbringen soll. Doch jetzt meint die CDU, wir müssten alle wieder mehr leisten (und meint damit vorrangig nicht den Staat). Höher, schneller, weiter – in der heutigen Gesellschaft wird generell suggeriert, dass man nur mit kontinuierlicher Optimierung der Persönlichkeit, Performance und der persönlichen Umstände den „Anschluss behalten“, Wohlstand bewahren kann. Wer sich anstrengt und Leistung erbringt, der wird anerkannt und schafft es nach oben - so lautet das Versprechen unserer Leistungsgesellschaft. Was als Leistung definiert wird, bleibt jedoch diffus. Warum „leistet“ eine Pflegekraft, die Verantwortung für das Leben anderer übernimmt, (scheinbar) weniger als jemand, der als Manager Verantwortung für ein Unternehmen trägt? Oder leistet die Pflegekraft sogar mehr, nur werden ihre Leistungen monetär (leider) nich...